Manager können laut einer Studie schneller Entscheidungen treffen
06.09.2012
Wenn Führungskräfte Entscheidungen treffen, sind sie dabei zeitlich effizienter als andere Menschen. Das ergab eine Untersuchung des Forschungszentrums Jülich. Demnach hilft eine bestimmte Hirnregion dabei, Wissen kategorisiert abzuspeichern und in ähnlichen Situationen automatisiert abzurufen.
Manager treffen Entscheidung aufgrund von Erfahrungswerten
Jeden Tag trifft der Mensch unzählige Entscheidungen. Dabei wird ein neuronales Netzwerk aktiviert, in dem der Scheitellappen zunächst alle Sinneswahrnehmungen verarbeitet und anschließend an den präfrontalen Kortex weitergibt, der als Kontrollzentrum aller Handlungen fungiert und die Signale mit dem bereits vorhandenen Wissen zu ähnlichen Problemen verknüpft. Die gespeicherte Information kann sich auf die Erinnerung an ein bestimmtes erfolgreiches Vorgehen oder auf die emotionale Bewertung von vergangenen Situationen beziehen. Auch die Motivation, das Problem anzugehen, spielt dabei eine Rolle. Sie wird eingeschätzt und mit der derzeitigen Befindlichkeit verglichen. Erst dann trifft das Gehirn eine Entscheidung.
Manager und Führungskräfte müssen in der Lage sein, besonders schnell und effektiv zu entscheiden. Wissenschaftler vom Forschungszentrum Jülich gingen gemeinsam mit Wirtschaftspsychologen und -soziologen der Universität Köln der Frage nach, ob dabei andere neuronale Netzwerke im Gehirn aktiviert werden als bei Menschen ohne Führungsposition. Ihre Ergebnisse wurden in der „Fachzeitschrift PLoS ONE“ veröffentlicht.
Manager aktivieren bestimmte Hirnregion für zeitlich effiziente Entscheidungen
Svenja Caspers untersuchte mit ihrem Team 35 Managerinnen und Manager aus unterschiedlichen Branchen sowie eine Vergleichsgruppe aus Arbeitnehmern ohne Führungsposition, die bezüglich Alter, Intelligenz und Geschlecht den Managern entsprach. Im Magnetresonanztomographen (fMRT) mussten die Probanden insgesamt 540 Entscheidungen innerhalb von 22 Minuten treffen. „Die Probanden mussten innerhalb von zwei Sekunden einen Begriff aus einem Wortpaar wie ‘Teamwork’ oder ‘Erfolg’ beziehungsweise ‘Macht’ oder ‘Loyalität’ wählen", erläutert Caspers eine Beispielaufgabe. „Mit dieser Fülle an Entscheidungen und Zeitknappheit wollten wir auf experimenteller Ebene die Entscheidungsdichte von Führungskräften nachbilden", berichtet die Neurowissenschaftlerin.
Wie sich herausstellte, aktivierten die Gruppen unterschiedliche Entscheidungssysteme innerhalb eines Netzwerks im Gehirn, dass von allen Menschen bei diesen Prozessen aktiviert wird. Die Führungskräfte zeigten eine deutliche Aktivität im Nucleus caudatus, dem sogenannten Schweifkern, während die Nicht-Manager vornehmlich andere Regionen innerhalb des Netzwerks nutzten, die stufenweise und deshalb zeitlich etwas länger dauernde Entscheidungen treffen. Der Schweifkern baut innerhalb des Entscheidungsnetzwerk kategorisiertes Wissen auf, welches dann in ähnlichen Situationen automatisiert aufgerufen wird. Entscheidungen werden dadurch zweck- und zeitoptimierter getroffen.
Weiterhin unklar ist jedoch, ob die ressourceneffiziente Art des Entscheidens bei den Managern antrainiert wurde oder durch die Sozialisation bedingt Teil der Persönlichkeit ist. „Menschen werden in ihrer Persönlichkeit von Geburt an geprägt. Diese Fragestellung könnte also lediglich im Rahmen einer Langzeitstudie geklärt werden", erklärt Caspers. Auch die Frage nach der Qualität der Entscheidungen konnten die Forscher nicht beantworten. (ag)
Verbesserte Denkfähigkeit durch Depressionen?
Bild: Juergen Jotzo / pixelio.de
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