Nachwuchs junger Mütter leidet deutlich häufiger an gesundheitlichen Problemen
07.09.2012
Je jünger die Mutter, desto kränker der Nachwuchs, so das überraschende Ergebnis einer Studie von Forschern des Rostocker Max-Planck-Institutes für Demografische Forschung (MPIDR). Wie die Forscher um Mikko Myrskylä bei einer Untersuchung der medizinischen Daten von 18.000 US-Bürgern herausfanden, sind die Kinder älterer Mütter im späteren Lebensverlauf keineswegs häufiger krank, als die Kinder jüngerer Frauen.
Statt des Alters der Mütter bei der Geburt ihrer Kinder, seien der Bildungsstand und die Lebensspanne, welche Mütter und Kind noch gemeinsam verbringen, von weit größerer Bedeutung für die Gesundheit des Nachwuchses, so das Ergebnis der Rostocker Forscher. Mit ihrer Studie sei die bisherige Annahme widerlegt, dass ein höheres Alter der Mütter negative Folgen für die Gesundheit der Kinder hat. Zwar steige die „Wahrscheinlichkeit für Fehlgeburten und Krankheiten wie das Downsyndrom im fortgeschrittenen Mütteralter“, doch „für das Erwachsenenalter der Kinder scheinen frühe Geburten bedenklicher zu sein als späte“, berichten die Wissenschaftler des MPIDR. Zusammengefasst lasse sich feststellen, dass Kinder, die zur Welt kommen, bevor die Mutter 25 Jahre alt wird, später kränker sind, früher sterben, weniger groß werden und öfter an Übergewicht leiden.
Gesundheit der Kinder alter Mütter nicht schlechter gestellt
Bisher galt die Annahme, „dass der erwachsene Nachwuchs spät gebärender Mütter häufiger krank ist, weil der Körper der Frau zum Zeitpunkt der Geburt schon abgebaut hatte – etwa weil aus Altersgründen die Eizellen schlechter oder die Plazenta schwächer geworden sind“, erläutert das Max-Planck-Institut für Demografische Forschung. Dieser Annahmen ist der Demograf Mikko Myrskylä anhand der Daten von mehr als 18.000 US-Amerikanern nun auf den Grund gegangen. Wie die meisten vergleichbaren Studien, basierte auch die Analyse von Mikko Myrskylä auf Zahlen zu Geburten vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese Zahlen legen tatsächlich den Schluss nahe, dass es um die Gesundheit der Kinder älterer Frauen schlechter bestellt ist. Doch beruhe dieser statistische Zusammenhang auf einem „Scheineffekt“, der nicht durch das Alter der Mütter, sondern deren Bildungsstand und die noch gemeinsam mit dem Kind erlebte Lebenspanne zurückgeht.
Bildungsstand und gemeinsame Lebensspanne entscheidend für die Gesundheit der Kinder
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben laut Aussage des Rostocker Wissenschaftlers vor allem weniger gebildete Frauen noch im höheren Alter Kinder bekommen. Außerdem sei die Lebenserwartung der Menschen damals deutlich kürzer gewesen und alte Mütter hätten demnach eine sehr viel kürzer Lebenspanne gemeinsam mit ihrem Kind verbracht. Bildungsstand der Mütter und in welchem Alter das Kind die Mutter verliert, seien jedoch von maßgeblicher Bedeutung für die Gesundheit der Kinder. Wurden die Zahlen um diese beiden Effekte bereinigt, war die Gesundheit der Kinder älterer Mütter keineswegs schlechter als bei jungen Müttern, erläutert der Rostocker Demograf. Ohne die Bereinigung schien der Nachwuchs von 35- bis 44-jährigen Müttern um über zehn Prozent mehr Krankheiten zu bekommen als der von 25- bis 34-Jährigen, berichtet Mikko Myrskylä.
Früher Verlust der Mutter mach Kinder krank
In den bereinigten Daten schrumpfte der Krankheitseffekt auf unter fünf Prozent und verlor seine statistische Signifikanz. „Der schädliche Effekt des steigenden Alters für Mütter bis 45 Jahre löst sich damit quasi in Luft auf“, so die Mitteilung des Rostocker Max-Planck-Institutes für Demografische Forschung. „Unsere Daten legen nahe: Was auf den ersten Blick aussieht wie der negative Einfluss eines fortgeschrittenen Mütteralters, ist ein Scheineffekt, hinter dem tatsächlich steckt, welchen Bildungsstand die Mutter hat, und in welchem Alter das Kind die Mutter verliert“, erläuterte Myrskylä. Je früher ein Kind die Mutter verlor, umso kränker wurde es später, was der Rostocker Forscher auf die „psychische Erschütterung durch den frühen Verlust der Mutter“ zurückführt. Auch könne ein negativer gesundheitlicher Effekt des frühen Verlustes der Mutter dadurch entstehen, dass die Kinder kürzer wirtschaftlich und sozial unterstützt wurden.
Kinder junger Mütter mit signifikant größeren gesundheitlichen Problemen
Für die Kinder jüngerer Mütter zeichnete der Rostocker Demograf indes eine besorgniserregendes Bild. Seinen Berechnungen zufolge haben die Kinder jüngerer Frauen wesentlich häufiger im späteren Lebensverlauf gesundheitliche Beschwerden. „Die Kinder von 20- bis 24-jährigen Müttern litten unter fünf Prozent mehr Krankheiten als die der 25- bis 34-Jährigen“, berichtet Mikko Myrskylä. Bei den Kindern 14- bis 19-jähriger Frauen verzeichnete der Forscher sogar 15 Prozent mehr Krankheiten. Diese Ergebnisse seien „signifikant, und ändern sich nicht, wenn man den Bildungsstand der Mutter oder andere Störfaktoren herausrechnet.“ Auch hätten sich die bisherigen Auslöser des Scheineffektes in den Statistiken im Laufe des letzten Jahrhundert relativiert. Heute bekommen tendenziell eher gebildete Frauen im höheren Alter noch Kinder und aufgrund der generell höheren Lebenserwartung müssen die Kinder, trotz später Geburt, nicht mit einem frühen Verlust der Mutter rechnen. (fp)
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Bild: Grace Winter / pixelio.de
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