Eierstockgewebe erfolgreich retransplantiert – Kind auf natürlichem Weg geboren
13.09.2012
Bereits zum zweiten Mal können Erlanger Forscher einen großen Erfolg nach der Retransplantation von gefrorenem Eierstockgewebe verbuchen. Eine vor vier Jahren an Brustkrebs erkrankte Frau hat vor wenigen Tagen dank des Verfahrens ein Kind auf natürlichem Wege zur Welt gebracht.
Eierstockgewebe wurde vor Chemotherapie eingefroren
Nachdem eine junge Nürnbergerin 2008 an Brustkrebs erkrankte, ließ sie sich Eierstockgewebe entnehmen und einfrieren, da durch die damals anstehende Chemotherapie Unfruchtbarkeit drohte. Bereits zwei Jahre nach der Behandlung wurde das eingefrorene Gewebe im Universitätsklinikum Erlangen aufgetaut und im August 2011 schließlich voll funktionsfähig wieder zurücktransplantiert. „Vor wenigen Tagen ist die Frau eine glückliche Mutter geworden. Weltweit gelang es bislang 13 Mal, dass eine unfruchtbar gewordene Patientin nach der Retransplantation ihres kryokonservierten Eierstockgewebes ein Kind auf natürlichem Weg zur Welt bringen konnte“, berichtet das Klinikum in einer aktuellen Pressemeldung.
Klaus Diedrich, ehemaliger Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikum in Lübeck bewertete den Erfolg der Erlanger Forscher zurückhaltend. Eierstockgewebe könne sich nach einer Krebstherapie auch auf natürlichem Wege holen, erklärte Diedrich, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) war, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Es sei jedoch eine gute medizinische Lösung, sofern die Angaben aus Erlangen stimmten. Die Chancen stünden „50 zu 50“, dass der Erfolg auf Gewebe zurückzuführen sei, dass sich nach der Chemotherapie regeneriert habe. Diedrich sieht die Methode – sofern sie tatsächlich erfolgreich war – zukünftig auch im Bereich „social freezing“, bei dem älteren Frauen Gewebe entnommen wird, um den Kinderwunsch zu einem späteren Zeitpunkt zu erfüllen.
Weltweit erst 13 Geburten nach Eierstockgewebe-Retransplantation
An der Erlanger Frauenklinik wird seit rund zehn Jahren an der Retransplantation von Eierstockgewebe geforscht. 2008 konnten die Mediziner erstmals in Deutschland einer ehemaligen Brustkrebspatientin eingefrorenes Eierstockgewebe voll funktionsfähig erfolgreich retransplantieren. „2011 gelang es den Erlanger Reproduktionsmedizinern in Kooperation mit den Uni-Klinika in Dresden und Bonn Eierstockgewebe so zu retransplantieren, dass eine ehemalige Lymphdrüsenkrebs-Patientin auf natürlichem Weg schwanger wurde und im Oktober 2011 in Dresden per Kaiserschnitt entbunden werden konnte“, heißt es in der Pressemitteilung des Klinikums. Dieses Verfahren sei nun erstmalig auch bei einer ehemaligen Brustkrebspatientin erfolgreich gewesen. Im Fall der jungen Nürnbergerin erfolgte die gesamte Therapie im Erlanger Reproduktionszentrum.
Die Eierstockgewebe-Retransplantation wurde in Erlangen seit 2007 bereits bei elf Frauen durchgeführt. Obwohl die Methode bei keiner Patientin fehlschlug, wurden erst zwei Kinder zur Welt gebracht. Weltweit gelang dies nur 13 Mal, wie das Erlanger Klinikum berichtet. (ag)
Lesen Sie auch:
Kein Kaffee bei künstlicher Befruchtung
Krebs durch Hormongabe bei Künstlicher Befruchtung
Plötzlicher Kindstod: Ursache ein Serotoninmangel?
Künstliche Befruchtung: 4 mal häufiger Totgeburten
Gendefekt führt zur Unfruchtbarkeit beim Mann
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.