Biologenverband sieht schwere Mängel in der Studie zu Genmais
22.09.2012
Die kürzlich in der Fachzeitschrift "Food and Chemical Toxicology" vorgestellte französische Studie zu Genmais weist nach Aussage deutscher Biologen schwerwiegende Mängel auf. Laut der französischen Studie sollen Ratten, die über einen längeren Zeitraum mit genmanipuliertem Mais des US-amerikanischen Agrar-Riesen Monsanto gefüttert wurden, deutlich früher gestorben sein als Tiere, die keinen Genmais fraßen.
Statistischer Ansatz der Studie zu Genmais nicht vertretbar
„Sowohl von der Auswahl der Tiere als auch vom statischen Ansatz her ist das Studiendesign nicht vertretbar“, erklärte Professor Diethard Tautz, Vizepräsident des Verbandes Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (Vbio). „Der Wirbel, den die Veröffentlichung ausgelöst hat, ist in keiner Weise angemessen, Forderungen nach sofortigen Konsequenzen können damit nicht begründet werden“, berichtet der Genetiker vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön.
Die französischen Forscher um Gilles-Eric Seralini, Professor an der Universität Caen und Experte für gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in Nahrungsmitteln, hatten 200 Ratten in einen Zeitraum von zwei Jahren beobachtet. Die Tiere wurden in drei Gruppen untergeteilt: die erste Gruppe erhielt den Genmais NK603 von Monsanto, die zweite wurde mit der gleichen Genmais-Sorte gefüttert, die zusätzlich mit dem Pestizid „Roundup“ behandelt wurde. Die dritte Gruppe fraß herkömmlichen Mais, der ebenfalls mit dem Pestizid besprüht wurde.
Laut der französischen Forscher starben die "mit Genmais gefütterten Ratten viel jünger und erkrankten wesentlich häufiger an Krebs". Nach 17 Monaten seien fünfmal mehr Ratten in der Genmais-Gruppe gestorben als in der Gruppe, die mit herkömmlichen Mais gefüttert wurde. Die Studie habe gezeigt, dass "die meisten weiblichen Tiere an Brustkrebs und die männlichen Ratten häufig an Haut- oder Nierentumoren erkrankten". Seralini sprach von alarmierenden Ergebnissen.Wie der Experte zum Hintergrund erläuterte, würde der Mais durch die genetische Manipulation so verändert, dass er tolerant gegenüber Pestizide sei oder sogar eigene herstellen würde.
Biologen kritisieren Studie zu Genmais scharf
Laut dem Verband VBio seien die Tumore, die bei den mit Genmais gefütterten Ratten auftraten, typisch für den verwendeten Rattenstamm. Darüber hinaus sei die Zahl der Versuchstiere zu gering gewesen, um repräsentative Ergebnisse zu erhalten. In einer früheren Studie mit 3.000 Ratten sei rund die Hälfte der Tiere binnen zwei Jahren aufgrund von Tumoren oder anderen von Seralini aufgeführten Krankheiten gestorben, so der Verband.
Auch die Untergruppen, die die französischen Forscher gebildet hatten, seien mit nur zehn Tieren zu klein gewesen, um statistische Aussagen zu treffen. „Die vorgelegten Daten deuten insgesamt darauf hin, dass nichts anderes als statistische Schwankungen in dem Experiment gemessen wurden", heißt es in einer Mitteilung des VBio. Beispielsweise sei keine Dosisabhängigkeit des Effekts berücksichtigt worden. Im VBio haben sich Forscher, Institute und Unternehmen aus dem Bereich Biowissenschaften zusammengeschlossen.
Laut der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) ist der Genmais NK 603 in der EU zwar als Rohstoff zur Verarbeitung beispielsweise in der Lebensmittelindustrie zugelassen, jedoch ist der Anbau verboten. Bislang hat sich die Behörde noch nicht zur Studie geäußert. (ag)
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Bild: Verena Münch / pixelio.de
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