Studien belegen keinen eindeutigen medizinischen Nutzen der professionellen Zahnreinigung
15.10.2012
Kassenpatienten müssen die professionelle Zahnreinigung selbst bezahlen, weil diese nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgeführt ist. Gesundheitsexperten sehen den medizinischen Nutzen der professionellen Zahnreinigung als nicht erwiesen. Die Initiative „Igel-Monitor“ bezeichnete den tatsächlichen Nutzen daher als „unklar“, da bislang keine Studie eine aussagekräftige Bewertung liefern konnte, ob die Zahngesundheit der Patienten in der Realität positiv beeinflusst wird.
Die Kosten für eine professionelle Zahnreinigung für gesetzlich Versicherte betragen zwischen 60 und 120 Euro. Zahnärzte empfehlen die sogenannte Igel-Leistung mindestens alle 6 bis 12 Monate durchzuführen. Die Kassen übernehmen in der Regel nur die Kosten für die Zahnsteinentfernung sowie zahnärztliche Routineuntersuchungen.
Der Begriff „professionelle Zahnreinigung (PZR)“ vereint zahlreiche Maßnahmen, die angeblich vor Karies und Parodontose schützen und die Zähne länger gesund halten sollen. Nicht selten wird den Patienten während einer Untersuchung oder Behandlung empfohlen, sich die Zähne sowie Zahnzwischenräume säubern, von Belägen befreien und im Anschluss fluoridieren zu lassen.
Professionelle Anleitung zum Säubern der Zähne reicht aus
Obwohl diese Form der Vorsorgebehandlung sehr weit verbreitet ist und von vielen Zahnmedizinern sogar als „unverzichtbar“ deklariert wird, ist der wirkliche Nutzen bislang kaum wissenschaftlich untersucht worden. „Wir fanden nur eine Studie, die uns einigermaßen verlässlich Auskunft darüber geben konnte, was die Maßnahmen am Ende für die Zahngesundheit bringen“, erklärte der Medizinische Dienst des Bundes der Krankenkassen e.V. (MDS). Diese Untersuchung zeigte aber, dass offenbar die alleinige jährliche Anleitung zur effektiven Zahnpflege ausreicht, um das Gebiss besser zu pflegen und das Risiko von Zahnfleischentzündungen zu mindern. Ein wirklicher Effekt der PZR wurde jedoch nicht genauer untersucht und wurde daher nicht abschließend bewertet. Probanden, deren Zähne zusätzlich mit einer PZR gereinigt wurden, zeigten keine bessere Zahngesundheit, so das MDS.
Ob nun die Zähne länger erhalten bleiben und damit die PZR „unverzichtbar“ ist, ist nach Meinung des MDS demnach nicht erwiesen. Weil aber auch keine nachhaltigen Schäden durch die Zusatzbehandlung zu erwarten sind, „bewerten wir die professionelle Zahnreinigung als unklar.“ Auf der Webseite „www.igel-monitor.de“ bewertet die Initiative den Nutzen von Leistungen, die von Patienten extra bezahlt werden müssen. Hierzu sichten Ärzte und Wissenschaftler aktuelle Studien und werten diese im Anschluss aus. Ein sichtbarer Nutzen bleibt: Immerhin sind die Zähne nach einer Behandlung heller als vorher. (sb)
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