Unzureichende Sprachkenntnisse ausländischer Ärzte sind nach Einschätzung des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands in den Kliniken bundesweit ein wachsendes Problem, dass unter Umständen die Gesundheit der Patienten gefährdet. Auf ihrer 122. Hauptversammlung kritisierte auch die Ärztegewerkschaft Marburger Bund die „unterschiedlichen Anforderungen und Verfahrensweisen in den einzelnen Bundesländern“ beim Nachweis der erforderlichen Sprachkenntnisse der Mediziner.
06.11.2012
„Schmerzen nicht gut, nehmen Pillen“, so oder so ähnlich beschreiben immer wieder Ärzte gegenüber Patienten Diagnosen, wenn sie der deutschen Sprache nicht oder nur kaum mächtig sind. Weil aber für die Diagnostik die Kommunikation fundamental wichtig ist, fordert der Marburger Bund ausreichende Sprachkenntnisse für Mediziner, bevor diese an Kliniken eingestellt werden.
Nicht zuletzt aufgrund der Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Arztstellen werden vor allem in kleineren Kliniken zunehmend Ärzte aus dem Ausland akquiriert. Diese kommen aus Ländern wie Ägypten, Griechenland, Rumänien, Spanien oder Syrien und leisten vielerorts einen unerlässlichen Beitrag zur Aufrechterhaltung des Klinikbetriebes. So ist „der Anteil ausländischer Ärzte auf Assistenzebene stark gestiegen“ und erreicht in vielen Kliniken bereits über 50 Prozent, erläuterte der Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands, Josef Düllings, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Zwar seien die Ärzte in der Regel fachlich gut, doch würden sie von vielen Kliniken aufgrund des akuten Bedarfs schon eingestellt, bevor die erforderlichen Sprachkenntnisse vorliegen. Dies werde unter Umständen „zum Sicherheitsproblem“ für die Patienten, so Düllings weiter.
Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist ein wesentlichen Faktor im Rahmen jeglicher Behandlung, nicht zuletzt um unnötige Gesundheitsrisiken zu vermeiden. Versteht der behandelnde Arzt zum Beispiel nicht, was ihm sein Patient über vorliegende Allergien oder bestehende Vorerkrankungen berichtet, kann dies zu erheblichen möglicherweise sogar tödlichen Problemen im Zuge der Therapie führen. Ausreichende Deutschkenntnisse sollten daher bei allen hierzulande tätigen Ärzten vorhanden sein. Insbesondere kleinere Kliniken haben jedoch vermehrt mit einem akuten Ärztemangel zu kämpfen. So ergab eine aktuelle Umfrage des Verbandes der Krankenhausdirektoren unter circa 1.800 seiner Mitglieder, dass knapp die Hälfte (49 Prozent) der Allgemeinkrankenhäuser mit weniger als 250 Klinikbetten die Besetzung offener Arztstellen als sehr schwierig betrachtet. Auch bei den größeren Allgemeinkrankenhäusern sei die Situation nicht viel besser. Insgesamt kämpfen 37 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser mit derartigen Schwierigkeiten, während bei den Unikliniken lediglich sieben Prozent vergleichbare Probleme haben, berichtet der Verband der Krankenhausdirektoren.
Der akute Mangel an Ärzten führt den Angaben des Verbandes der Krankenhausdirektoren zufolge dazu, dass insbesondere die kleineren Kliniken vermehrt ausländische Ärzte anstellen, um den Betrieb aufrechterhalten zu können. Solange die Mediziner über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen, ist die Einstellung der ausländischen Ärzte für die Patienten eindeutig von Vorteil. Doch nicht zuletzt aufgrund der Abweichungen zwischen den Bundesländern bezüglich der zur Erteilung der Berufserlaubnis beziehungsweise der Approbation erforderlichen Sprachprüfung, sei die Sprachkompetenz nicht überall gleichermaßen gewährleistet, bemängelten auch die Delegierten des Marburger Bundes auf ihrer 122. Hauptversammlung.
Den Angaben des Marburger Bundes zufolge akzeptieren „viele Bundesländer Sprachzertifikate unterschiedlicher in- und ausländischer Anbieter“ und „zuweilen genüge auch eine mündliche Vorsprache bei der Behörde.“ In lediglich einem Bundesland werde auf der Vorlage eines Goethe-Zertifikats oder Telc-Zertifikats bestanden und in zwei Bundesländer müsse zumindest noch eine mündliche Fachsprachenprüfung in ärztlicher Kommunikation absolviert werden. „Diese unterschiedlichen Anforderungen und Verfahrensweisen in den einzelnen Bundesländern sind sachlich und rechtlich nicht zu begründen“, bemängelten die Delegierten des Marburger Bundes und ergänzten: „Die aus ihnen resultierende uneinheitliche und vielerorts mangelhafte Sprachkompetenz ausländischer Ärzte führe zu Zweifeln an der durchgehenden Gewährleistung der Patientensicherheit.“
Angesichts der unzureichenden Situation bei den Prüfungen zur Sicherstellung der Sprachkompetenz der Mediziner forderte der Marburger Bund vor Erteilung einer Berufserlaubnis eine anerkannte allgemeinsprachliche Prüfung der Mediziner, „die nicht länger als drei Jahre zurückliegt und mindestens die Niveaustufe B2 des Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER) abbildet.“ Darüber hinaus sollten die Antragsteller innerhalb der letzten drei Jahre eine anerkannten Fachsprachenprüfung absolviert haben, bevor sie hierzulande als Arzt tätig werden dürfen, so die Forderung des Marburger Bundes. Die Mitglieder der Kultusministerkonferenz und der Gesundheitsministerkonferenz der Länder seien aufgefordert, endlich gemeinsame Regelungen zu treffen. Der Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren sprach sich darüber hinaus dafür aus, in den einzelnen Bundesländern mehr Plätze für ein Medizinstudium zu schaffen. (fp)
Bild: CIS, Pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.