Monogame Männer durch das Hormon Oxytocin
15.11.2012
Monogame Männer durch hormonhaltiges Nasenspray? Wissenschaftler der Universität Bonn haben den Effekt des Hormons Oxytocin auf das Sozialverhalten und die Flirtbereitschaft von Männern untersucht und die Ergebnisse nun im renommierten Fachmagazin „The Journal of Neuroscience“ veröffentlicht.
Aus früheren Studien war Oxytocin bereits für seinen Einfluss auf die Paarbindung der monogamen Präriewühlmäuse bekannt, berichten die Forscher um Erstautoren Nadine Striepens und Dirk Scheele von der Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn. Wurde bei den Präriewühlmäusen die Wirkung des Oxytocin aufgehoben, verhielten sie sich ähnlich wie die Artverwandten Bergwühlmäuse äußerst polygam. Bisher war jedoch nicht klar, ob das Hormon auch einen vergleichbaren Einfluss auf die Paarbindung bei Menschen hat.
Verbreichung des Hormons per Nasenspray
Die Wissenschaftler untersuchten die Wirkung des Hormons Oxytocin auf das Verhalten von Männern anhand von 57 erwachsenen heterosexuellen Freiwilligen, die entweder Oxytocin oder ein Placebo per Nasenspray erhielten. Anschließend betrat eine Dreiviertelstunde später eine von allen Probanden im Nachhinein als attraktiv bewertete Wissenschaftlerin den Raum, die als Experimentatorin fungierte. Die Studienteilnehmer gingen zum Gespräch auf die Frau zu und blieben durchschnittlich im Abstand von 60 Zentimetern vor der Experimentatorin stehen. Dieser Abstand wurde bestimmt durch unbewusste Regeln, welche bei der Annäherung zwischen Menschen gelten, berichten die Wissenschaftler.
Hormone beeinflussen die soziale Distanz
„Wird eine gewisse Distanz zwischen Gesprächspartnern unterschritten, wird dies als unangenehm empfunden“, erläuterte Dr. René Hurlemann, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn. Den eingehaltenen Abstand zum Gesprächspartner bezeichnen Wissenschaftler als „soziale Distanz“. Beim Flirt zwischen Mann und Frau spiegelt diese auch die Bereitschaft zur Annäherung wider. Im Rahmen der aktuellen Studie haben die Forscher nun untersucht, „ob sich die soziale Distanz durch das Hormon beeinflussen lässt“, erläuterten die Erstautoren Nadine Striepens und Dirk Scheele. Dem Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Bonner Universitätsklinikums, Prof. Dr. Wolfgang Maier, zufolge war der Botenstoff Oxytocin bereits „als Bindungshormon bekannt“, dessen Ausschüttung im Gehirn zum Beispiel „beim Sex oder auch bei Eltern nach der Entbindung ihres Kindes besonders groß ist.“ Das im Hypothalamus produzierte Oxytocin sorge mit dafür, „dass wir uns in eine starke soziale Bindung begeben“, so Prof. Maier.
Oxytocin als Treuehormon?
Daher erwarteten die Forscher im Rahmen ihrer aktuellen Untersuchung eine Verringerung der sozialen Distanz zwischen den Männern, die Oxytocin erhielten und der attraktiven Experimentatorin. Denn das Hormon stehe in dem Ruf, „die sozialen Wechselbeziehungen zu fördern.“ Doch überraschenderweise zeigte sich in den Versuchen ein gegenteiliger Effekt. Die Probanden, welche zuvor Oxytocin mit dem Nasenspray verabreicht bekamen und sich in einer festen Beziehung befanden, vergrößerten die soziale Distanz zu der attraktiven Gesprächspartnerin unterbewusst um rund zehn bis 15 Zentimeter im Vergleich zu den Probanden, die als Singles lebten oder aus der unbehandelten Kontrollgruppe stammten, schreiben die Forscher. Offenbar wirkte „das Oxytocin hierbei als eine Art Treuehormon“, erklärte Dr. Hurlemann.
Monogame menschliche Beziehungen durch Hormone gefördert
Der beobachtete Effekt des Oxytocin habe sich auch in einer weiteren Untersuchung bestätigt, bei der den Probanden auf einem Monitor Fotos von attraktiven Frauen gezeigt wurden, mit der Möglichkeit in die Bilder hinein zu zoomen. Heterosexuelle Männer in einer Paarbeziehung nutzten diese Möglichkeit nach der Gabe von Oxytocin deutlich langsamer als Singles. „Zusammengenommen deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die erhöhte Freisetzung von Oxytocin die Treue in monogamen menschlichen Beziehungen fördert“, so das Fazit der Forscher in dem aktuellen Beitrag des Fachmagazins „The Journal of Neuroscience“ (fp)
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