Forscher nutzen Atemtest zur Darmkrebs-Früherkennung
06.12.2012
Darmkrebs könnte in Zukunft möglicherweise anhand eines Atemtestes zuverlässig diagnostiziert werden. Die bisher zur Diagnose erforderlichen unangenehmen und unter Umständen durchaus schmerzhaften Darmspiegelungen ließen sich auf diese Weise vermeiden. Italienische Forscher haben in einer aktuellen Studie mit einer Gaschromatographie/ Massenspektrometrie-Kopplung die Atemproben von Krebspatienten analysiert und dabei bestimmte flüchtige organische Verbindungen (engl.: volatile organic compounds; VOC) festgestellt, anhand derer eine Darmkrebserkrankung diagnostiziert werden kann.
Wie das italienische Forscherteam um Donato Altomare von der Universität Aldo Moro in Bari (Hauptstadt der Region Apulien) berichtet, war die Darmkrebs-Diagnose mit Hilfe des elektronisch ausgewerteten Atemtests durchaus erfolgreich. In 75 Prozent der Fälle wurde die richtige Diagnose gestellt. Die „Atem-VOC-Analyse scheint Potenzial für die klinische Anwendung in der Darmkrebs-Vorsorge zu haben“, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal „British Journal of Surgery“. Allerdings reicht eine Diagnosegenauigkeit von etwas mehr als 75 Prozent noch nicht aus, um eine zuverlässige medizinische Aussage bezüglich möglicher Darmkrebserkrankungen treffen zu können.
Atemtest mit Diagnosegenauigkeit von 76 Prozent
Im Rahmen ihrer Studie hatten die italienischen Forscher zunächst die Atemproben von 37 Krebspatienten und 41 gesunden Kontrollpersonen analysiert, um VOC-Profile zu identifizieren, die auf eine vorliegende Darmkrebserkrankung hinweisen können. Die von „Patienten mit kolorektalem Karzinom und gesunden Kontrollpersonen ausgeatmeten Luft wurde in einem Beutel (Tedlar ®) gesammelt und die thermische Desober Gaschromatographie-Massenspektrometrie“ zur Bestimmung der VOC-Profile genutzt, berichten die Wissenschaftler. Nach der Feststellung der für Darmkrebs typischen VOC in der ersten Versuchsphase haben die Forscher das neue Darmkrebs-Diagnoseverfahren an 25 Krebspatienten getestet, wobei der Atemtest in 19 Fällen die Darmkrebserkrankung erkannte. Dies entspreche einer Diagnosegenauigkeit von 76 Prozent, schreiben Altomare und Kollegen. Wieso sich die VOC bei Darmkrebspatienten deutlich von gesunden Menschen unterscheiden, bleibt bislang offen. Die zugrundeliegenden biochemische Prozesse sind noch unklar.
Krebsfrüherkennung durch Atemtests verbessern?
Die bereits bei anderen Krebserkrankungen (beispielsweise Lungenkrebs) erprobte Diagnosetechnik „der Atemprobe ist sehr einfach und nicht-invasiv", erläuterte Donato Altomare die Vorzüge des neuen Verfahrens. „Die Verfügbarkeit eines effektiven und zuverlässigen Darmkrebs-Screening-Tools ist von größter Bedeutung im Gesundheitswesen“, so die italienischen Forscher weiter. Darmkrebs ist hinter Lungen- und Brustkrebs die häufigste Tumorerkrankung in Europa. In Deutschland erkranken laut Angaben des Robert-Koch-Instituts rund 65.000 Menschen pro Jahr. Ein einfache zuverlässige Früherkennung würde hier das Risiko eines tödlichen Krankheitsverlaufs deutlich reduzieren. Die Wissenschaftler räumten jedoch ein, dass eine Diagnosegenauigkeit von 76 Prozent noch nicht ausreiche und hier weitere Studien erforderlich seien, um das Verfahren zu verbessern. Je mehr Atemproben von Darmkrebspatienten analysiert werden, desto genauer lassen sich jedoch auch die VOC-Profile eingrenzen, die typischerweise bei den Betroffenen auftreten., was zu einer Verbesserung der Genauigkeit des Verfahrens beitrage, so das Fazit der italienischen Forscher. (fp)
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Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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