Immer weniger Ärzte mit ausreichenden Sprachkenntnissen an Kliniken
02.01.2013
Ein Aufenthalt im Krankenhaus ist meist mit vielen Unannehmlichkeiten verbunden – da wünscht sich kein Patient auch noch Kommunikationsprobleme mit dem Fachpersonal. Doch genau diese treten nach Angaben der Berliner Ärztekammer immer häufiger auf, denn während die deutschsprachigen Mediziner die Berichte schreiben müssten, würden ausländische Kollegen die Patientenarbeit übernehmen – häufig allerdings ohne wirklich Deutsch sprechen zu können.
Patienten und Chefärzte richten Kritik an Berliner Ärztekammer
So sind Missverständnisse und Probleme natürlich vorprogrammiert: Laut Günther Jonitz, dem Präsidenten der Berliner Ärztekammer, würden immer mehr Beschwerden von Patienten eingehen, die über Verständigungsschwierigkeiten mit ihrem behandelnden Arzt klagen. Es käme beispielsweise vor, dass Betroffene „[…] während ihres einwöchigen Krankenhausaufenthaltes keinen Mediziner gefunden haben, der Deutsch spricht“, so Jonitz. Kritik käme auch immer häufiger von Chefärzten, die den fehlenden Austausch mit Kollegen bedauern würden. Denn hier könne man nach Jonitz davon ausgehen, dass nur noch etwa ein Drittel der Ärzteschaft problemlos Deutsch sprechen könne.
Immer mehr deutsche Ärzte gehen ins Ausland
Die Situation ist allerdings nicht neu, denn ungünstige Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen sind schon lange kein Geheimnis mehr und nach Ansicht von Jonitz auch die Ursache für den Mangel an deutschsprachigen Ärzten. Denn gerade in Krankenhäusern sind Arbeitsanfall und Stresspegel zumeist extrem hoch, die finanzielle Entlohnung hingegen häufig relativ gering und auch das Image des Mediziners ist hierzulande nicht immer und überall das Beste. Daher würden laut Günther Jonitz immer mehr in Deutschland ausgebildete Ärzte ins Ausland gehen: „Wer kann, geht weg, geht in andere Länder und arbeitet dort, wo er als Arzt oder als Krankenschwester angesehen ist.“
Ausländische Ärzte übernehmen die Versorgung
Doch für eine ausreichende Versorgung müssen die fehlenden Ärzte hierzulande natürlich ersetzt werden. Die frei gewordenen Stellen würden dem Präsidenten der Berliner Ärztekammer nach zumeist mit ausländischen Medizinern besetzt – die wiederum aus Ländern kämen, in denen es noch stärkere Probleme mit dem Gesundheitssystem gäbe. Diese hätten dann hier kaum eine Verschnaufpause, stattdessen gehe es sofort an die Arbeit: „Viele beginnen mit einer 70-Stunden-Woche, für einen Sprachkurs bleibt keine Zeit.“
Neben dem sprachlichen Problem sieht Günther Jonitz jedoch noch eine weitere Schwierigkeit, die durch den Einsatz ausländischer Mediziner auftreten könne: Denn bei arabischen Ärzte, die aus sehr wohlhabenden Ländern kämen, bestünde das Risiko, dass aufgrund geringerer Arbeitsmoral die Arbeit in hiesigen Krankenhäusern nicht ernst genug genommen werden könnte – natürlich mit dem Verweis, dass dies keinesfalls verallgemeinernd gemeint sei.
Patienten protestieren
Für die Patienten scheint die Situation jedenfalls recht ernst zu sein: So würden laut Jonitz immer mehr Betroffene offen protestieren und ihre laufende Behandlung aufgrund von Verständigungsschwierigkeiten abbrechen. So wurde sich beispielsweise über eine Reha-Klinik beschwert, in der es lediglich eine Medizinerin für die Behandlungen gäbe, diese jedoch kaum deutsch sprechen könne. Die fehlenden Sprachkenntnisse würden Jonitz nach das Risiko für Behandlungsfehler erhöhen – daher seine Forderungen: Zum einen müsse die Politik dafür sorgen, dass die Arbeitsbedingungen für Mediziner in Deutschland verbessert werden würden. Und zum anderen müsse es klare Rahmenbedingungen für ausländische Fachkräfte geben: „Ärzte, die zu uns kommen, müssen einen verbindlichen, bezahlten sechsmonatigen Sprachkurs absolvieren, wie in Schweden üblich. Warten wir noch länger, gibt es wegen Falsch-Übersetzungen Todesfälle…“ (sb)
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