Spanische Forscher entwickeln HIV-Impfstoff
03.01.2013
Spanischen Forschern ist ein Etappensieg im Kampf gegen die bislang unheilbare Immunschwächekrankheit AIDS gelungen. Ein gutverträglicher HIV-Impfstoff könnte zukünftig den Ausbruch der Erkrankung verhindern und die Therapie mit antiretroviralen Medikamenten ersetzen. Die Wissenschaftler betonen jedoch, dass der HIV-Impfstoff keinesfalls als Heilmittel für Aids angesehen werden könne. Er wecke aber Hoffnung auf eine effektivere Therapiemethode der Immunschwächekrankheit.
Bisherige Therapie gegen HIV mit starken Nebenwirkungen
Wird eine HIV-Infektion nicht behandelt, wird das Immunsystem des Betroffenen so schwer geschädigt, dass es im weiteren Verlauf der Erkrankung zum Ausbruch von AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) kommt. Dieses Krankheitsstadium ist vor allem durch das Auftreten von sogenannten opportunistischen Infektionen und bösartigen Tumoren gekennzeichnet, die lebensbedrohlich sind. Das sogenannten Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) wird durch Kontakt mit den Körperflüssigkeiten Blut, Sperma, Vaginalsekret, Muttermilch und Liquor cerebrospinalis übertragen.
Bereits seit einiger Zeit werden antiretrovirale Medikamente erfolgreich bei HIV und AIDS eingesetzt, so dass die Lebenserwartung von Betroffenen heute deutlich gestiegen ist. Obwohl die Kombination von verschiedenen Wirkstoffen häufig dazu führt, dass das Virus im Blut der Erkrankten nicht mehr nachweisbar ist, bewirken die Medikamente keine Heilung. Sie verhindern jedoch die Vermehrung des Virus und müssen deshalb lebenslang eingenommen werden. Die Nebenwirkungen einer antiretrovirale Therapie (ART) sind individuell unterschiedlich. Häufig treten sie nur zu Beginn der Behandlung auf, in einigen Fällen haben sie jedoch schwerwiegende gesundheitlichen Folgen, wie die Deutsche AIDS-Hilfe informiert.
HIV-Impfstoff könnte Ausbruch von Aids verhindern
Der neue HIV-Impfstoff, den ein spanisches Forscherteam um Felipe Garcia von der Universität Barcelona entwickelt hat, weckt nun neue Hoffnung auf eine besser verträglichere und effektivere Therapiemöglichkeit gegen die Immunschwächekrankheit. Der HIV-Impfstoff soll das Immunsystem der Betroffenen stärken und die Infektion der weißen Blutkörperchen verhindern.
“Wenn HI-Viren in den Körper eindringen, reagiert das Immunsystem, in dem die Phagozyten (umgangssprachlich als Fresszellen bezeichnet) das Virus aufbrechen und in kleine Teile aufspalten. Die winzigen HIV-Fragmente gelangen dabei in die Membranen der dendritischen Zellen des Immunsystems. Wenn die infektiösen Bruchstücke in der äußeren Zellmembran der dendritischen Zellen sitzen, können sie die Lymphozyten, die zu den weißen Blutkörperchen zählen, infizieren. Diese sterben ab, anstatt eine Immunreaktion wie im gesunden Zustand zu starten.” Der neue HIV-Imstoff soll diesen Prozess verhindern, wie die Forscher im Fachmagazin „Science Translational Medicine“ schreiben.
HIV-Impfstoff weckt Immunabwehr des menschlichen Körpers
Im Rahmen der spanischen Studie wurden die dendritischen Zellen von 36 Patienten mit HI-Viren durch Erhitzung inaktiv gemacht. Anschließend wurden diese dendritischen Zellen den Probanden als Impfstoff verabreicht. Da die HI-Viren nicht mehr aktiv waren, konnten sie die weißen Blutkörperchen nun nicht mehr infizieren, so dass die Immunreaktion wie gewohnt gestartet wurde.
Wie die Forscher berichten, habe der HIV-Impfstoff dazu geführt, dass das Immunsystem mit einer deutlichen Immunreaktion auf die HI-Viren reagiert habe. Bei einer stärkerer Immunreaktion sei die Vermehrung der Erreger noch stärker unterdrückt worden. Nach zwölf Wochen der Anwendung konnten die Forscher den größten Effekt des HIV-Impfstoffs feststellen. 48 Wochen nach Beginn der Therapie war die Immunreaktion der Probanden immer noch deutlich besser als die der Kontrollgruppe, der ein Placebo verabreicht wurde. Die Wirkung des HIV-Impfstoffs ließ jedoch im Vergleich mit der zwölften Woche bis zum Ende des Untersuchungszeitraums deutlich nach.
HIV-Impfstoff ist kein Heilmittel gegen AIDS
Die Forscher betonen, dass es sich bei dem HIV-Impfstoff trotz der positiven Studienergebnisse keineswegs um eine neue Heilmethode gegen AIDS handele. „Dieser Machbarkeitsbeweis unterstützt die weitere Erforschung von neuen Mitteln und/oder verbesserten Strategien der Impfung mit dem finalen Ziel, eine funktionale Alternative für die antiretrovirale Therapie zu finden,“ schreiben die Forscher.
Zwar sei derzeit noch nicht bekannt, wie stark die Immunreaktion auf das HI-Virus sein müsse, um alle Viren zu zerstören, jedoch zeige das neue Verfahren, dass die Virenmenge im Blutplasma der Probanden auch ohne antiretrovirale Therapie deutlich gesenkt werden könne. (sb)
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