Riechstörungen können auf Erkrankungen hinweisen
10.01.2013
Viele Menschen leiden unter einem Verlust des Geruchssinns, ohne dies als ernsthafte Beeinträchtigung wahrzunehmen. Doch können die Riechstörungen Ausdruck von Erkrankungen wie „Entzündungen der Nase beziehungsweise der Nasennebenhöhlen“ oder auch von Schädelhirntraumata sein, berichtet die Klinik für Hals-, Nasen- Ohrenheilkunde an der Uniklinik Köln. Zudem haben Studien – beispielsweise an der TU Dresden – einen Zusammenhang zwischen dem Verlust des Geruchssinns und dem Auftreten von Parkinson festgestellt. Darüber hinaus veröffentlichte das Fachmagazin „Archives of General Psychiatry“ bereits im Jahr 2007 mehrere Artikel, in denen auf mögliche Zusammenhänge zwischen Alzheimer und dem Verlust der Geruchssinns hingewiesen wird.
Gerüche werden meist deutlich weniger bewusst wahrgenommen, als Bilder oder Geräusche, weshalb eine Riechstörung den Menschen häufig zunächst kaum auffällt. Wer schlecht sehen kann, wird in der Regel relativ schnell einen Optiker oder Augenarzt aufsuchen. Beim Verlust des Gehörs gehen die Betroffenen normalerweise zeitnah zu einem Facharzt. Doch bei schwindendem Geruchssinn dauert es oft Jahre, bevor überhaupt über einen diesbezüglichen Arztbesuch nachgedacht wird. Dabei könne „der Verlust des Geruchssinns mit einem erheblichen Verlust an Lebensqualität einhergehen“, zitiert „Die Welt“ den Direktor der Hals-, Nasen- und Ohren-Klinik an der Uniklinik Köln, Professor Karl-Bernd Hüttenbrink. Die Konsequenz sei, dass Menschen mit Riechstörungen auch eher depressiv würden. Die Betroffenen sollten bei einem Verlust des Geruchssinns daher den Arztbesuch nicht hinauszögern.
Geruchssinn eng verbunden mit dem Geschmackssinn
Der Geruchssinn spielt im Alltag eine wesentliche Rolle, auch wenn die Menschen Gerüche oft eher unterbewusst wahrnehmen. So ist der Geruchssinn zum Beispiel beim Schmecken von entscheidender Bedeutung. Ist die Nase durch einen Schnupfen verstopft, leidet auch der Geschmackssinn. Das sogenannte „retronasale Riechen“, welches maßgeblich den Geschmackssinn beeinflusst, ist tatsächlich die Hauptfunktion des Riechorgans, so die Kölner HNO-Klinik auf ihrer Internetseite. Dabei werden laut Angaben der Experten aufsteigende Duftstoffe beim Trinken oder Kauen von Nahrungsmitteln und während der frühen Phase des Schluckaktes über den Rachen in die Nase geleitet. Dieses aromatische Schmecken würde „fälschlicherweise häufig als Leistung der Zunge verstanden, es handelt sich bei aromatischen Wahrnehmungen jedoch immer um olfaktorische Leistungen“, so die HNO-Klinik weiter.
Zehntausende Patienten mit Riechstörungen
Den Ausführungen der Experten zufolge verfügen Menschen über etwa 400 verschiedene olfaktorische Rezeptoren, welche unterschiedlich auf verschiedene Duftstoffspektren reagieren. Erreichen entsprechende Duftstoffe die hierfür vorgesehenen Rezeptoren wird eine Signal an die Sinneszellen weitergegeben, wodurch abhängig von dem wahrgenommen Duftgemisch ein einzigartiges Aktivitätsmuster verschiedener Rezeptoren entsteht. Dies ermöglicht eine differenzierte Wahrnehmung des Geschmacks beziehungsweise der Gerüche. Doch kann die Geruchswahrnehmung auf unterschiedliche Weise gestört werden. Laut Angaben der HNO-Klinik in Köln werden „allein in Deutschland pro Jahr circa 79.000 Patienten mit Riechstörungen in HNO-Kliniken behandelt.“ Dabei seien „sinunasale Erkrankungen“ wie Entzündungen der Nase oder der Nasennebenhöhlen die häufigste Ursache der Riechstörung. Auch Beeinträchtigungen des Geruchssinn im Anschluss an eine virale Infektionen, sind laut Angaben der Experte keine Seltenheit. Weniger häufig treten die Riechstörungen als Folge eines Schädelhirntraumas oder einer toxische Schädigung des Riechepithels auf. Zudem wurden auch neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson bereits in Zusammenhang mit den Riechstörungen gebracht.
Riechtest zur Diagnose einer Riechstörung
Zu den Patienten, die sich wegen ihrer Riechstörung frühzeitig an einen Arzt wenden, zählen laut Angaben der Experten zum Beispiel (Hobby-)Köche und Weinliebhaber, also Personen, die frühzeitig auf den Verlust ihres Geschmackssinns aufmerksam werden. Bei anderen Betroffenen sei indes zu beobachten, dass sie den Arztbesuch sehr lange hinauszögern. „Da muss lange Zeit erst mal der Lebenspartner das Parfüm prüfen oder die selber gekochte Mahlzeit kosten“, betonte Prof. Hüttenbrink. Beim HNO-Arzt erfolgt zunächst ein Riechtest, der eine detaillierte Beurteilung des Riechvermögens ermöglicht. Dabei werden zum Beispiel „Duftstoffe aus Filzstiften durch Abnehmen der Stiftkappe freigesetzt“ und vor die Nase der Patienten gehalten, berichtet die HNO-Klinik in Köln. Anhand des Tests lasse sich erkennen, welche Düfte die Patienten identifizieren und unterscheiden können (Identifikationstestung und Diskriminationstestung) sowie ab welcher Intensität sie die Gerüche wahrnehmen (Schwellentestung). Außerdem erfolgt bei Verdacht auf einen Riechstörung meist eine Nasenendoskopie, bei der die Riechschleimhaut genau inspiziert wird, so die Kölner HNO-Klinik weiter. Darüber hinaus bestehe die Option einer objektiven Messung des Geruchssinns mit Hilfe der Erfassung der olfaktorisch evozierten Potentiale im Gehirn der Probanden. Die Diagnose unterscheidet in Bezug auf die quantitative Geruchswahrnehmung, einen verminderten (Hyposmie), einen aufgehobene (Anosmie) und einen gesteigerten (Hyperosmie) Geruchssinn.
Ursachen der Riechstörungen müssen überprüft werden
Kommen die Test zu dem Ergebnis, dass tatsächlich eine Beeinträchtigung des Geruchssinns vorliegt, gehen die Ärzte der Frage nach, welche Erkrankungen als Auslöser der Riechstörungen in Betracht kommen, um anschließend entsprechende therapeutische Maßnahmen einzuleiten. Dabei sind neben den Entzündung der Nase beziehungsweise Nasennebenhöhlen auch virale Infekte und deren Spätfolgen sowie mögliche Kopfverletzungen zu überprüfen. Auch Allergien können zu Schwellungen der Schleimhäute, einer verstopften Nase und entsprechenden Beeinträchtigungen des Geruchssinns führen, so dass unter Umständen ein Allergietest angebracht ist. Lassen sich bei den üblichen Untersuchungen die Ursachen der Riechstörung nicht ermitteln, sollte auch an eine mögliche Parkinson- oder Alzheimer-Erkrankung gedacht werden. Denn der Verlust des Geruchssinns wurden in mehreren Studien bereits als frühes Anzeichen dieser neurodegenerative Erkrankungen identifiziert.
Riechtraining zum Wiederaufbau des Geruchssinns
An der Technischen Universität Dresden haben Forscher um Professor Thomas Hummel seit einiger Zeit den Einsatz eines Riechtrainings gegen den Verlust des Geruchssinns erprobt und dabei zum Teil beachtliche Erfolge erzielt. Das zwölf Wochen dauernde Training, bei dem die Patienten täglich zweimal (morgens und abends) an vier Fläschchen mit unterschiedlichen Düften riechen sollen, hat laut Angaben der Experten zu signifikanten Verbesserungen des Geruchssinns bei Patienten mit Anosmie geführt. Die Mediziner gehen davon aus, dass wieder neue Geruchsrezeptoren durch das Riechtraining entstehen und die Probanden außerdem lernen, Gerüche besser wahrzunehmen. Die Betroffenen können ihren Geruchssinn mit Hilfe des Riechtrainings regelrecht schulen. Liegt dem Verlust des Geruchssinns jedoch eine Erkrankung zu Grunde, sollte jedoch zunächst eine entsprechende Behandlung erfolgen, bevor durch das Riechtraining ein Wiederaufbau des Geruchssinns versucht wird. (fp)
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Bild: Lupo / pixelio.de
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