Hessische Apothekerverband kritisiert Rabattverträge zwischen Kassen und Arzneimittelherstellern
07.02.2013
Lieferschwierigkeiten in Hessens Apotheken. Der Hessische Apothekerverband (HAV) weist daraufhin, dass bestimmte Medikamente derzeit nicht lieferbar sind. Hans Rudolf Diefenbach, stellvertretender HAV-Vorsitzender, sieht die Ursache dieser Entwicklung in den zwischen Kassen und Herstellern ausgehandelten Rabattverträgen.
Lieferzeiten von mehreren Wochen in Hessens Apotheken
Immer mehr Apotheken haben mit Lieferschwierigkeiten bestimmter Arzneimittel zu kämpfen. Betroffen sind laut HAV vor allem Antibiotika, blutfettsenkende Präparate (Statine) sowie Bronchial-Arzneimittel. „Teilweise brauchen wir mehrere Wochen, um ein entsprechendes Arzneimittel zu besorgen“, berichtet Diefenbach. „Viele Medikamente und deren Wirkstoffe werden im Zuge der Globalisierung aufgrund der niedrigen Lohnkosten zunehmend in China und Indien hergestellt.“ Es seien die Rabattverträge zwischen Herstellern und Krankenkassen, die die Preisspirale immer weiter abwärts drehten. Mit dieser Entwicklung gehe eine Konzentration auf wenige Hersteller einher. Dadurch sei ein ernstzunehmendes Versorgungsproblem entstanden.
„Gerade die Rabattverträge, die uns vorschreiben, welches Produkt der Patient bekommen darf, zwingen uns dazu, in den Apotheken einen immensen zeitlichen und logistischen Aufwand zu fahren, um die Patienten adäquat versorgen zu können“, kritisiert Diefenbach. „Finanziell profitieren hiervon einzig und allein die Krankenkassen und der Gesundheitsfonds, die mittlerweile 30 Milliarden Euro auf der hohen Kante liegen haben.“ Der großen Nachfrage begegneten inzwischen noch einige wenige Anbieter. „Doch die Gefahr, dass sich hieraus auch Monopole mit einem entsprechenden Preisdiktat entwickeln können, ist groß“, mahnt Diefenbach. Er fordert den Gesetzgeber zur Ergreifung geeigneter Gegenmaßnahmen auf.
Neue Rabattverträge sparen Krankenkassen Millionen
Jüngst teilte der Deutsche Apothekerverband (DAV) mit, dass sich die Patienten auf neue Medikamente aufgrund der geänderten Rabattverträge der IKK Classic, der Betriebs- und Innungskrankenkassen, der Techniker Krankenkasse und der AOKen einstellen müssten. Seit April 2007 können die gesetzlichen Krankenkassen direkte Verhandlungen mit den Pharmaherstellern über Rabatte für Medikamente führen. Zwar sparen die Rabattverträge den Krankenkassen Millionen, für die Patienten bedeuten sie jedoch regelmäßig Umstellungen. (ag)
Bild: siepmannH, Pixelio.de
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