Rasante Ausbreitung herbizidresistenter Unkräuter in den USA
06.02.2013
In den USA hat die Ausbreitung von Unkräutern, die gegen Herbizide (Unkrautbekämpfungsmittel) resistent sind deutlich zugenommen. Die Landwirte stehen laut Angaben des US-Marktforschungsinstituts Stratus Agri-Marketing im wahrsten Sinne des Wortes vor einem wachsenden Problem. Sie müssen die resistenten Unkräuter teilweise per Hand entfernen. Auch verlieren gentechnisch veränderte Pflanze, die ihrerseits gegen die Herbizide resistent sind, zunehmend ihren ursprünglich erhofften Nutzen. Denn lassen sich die Unkräuter nicht mehr mit den Herbiziden vernichten, können sich die Landwirte deren Einsatz gleich sparen und benötigen daher keine Nutzpflanzen, die gegen die Herbizide resistent sind.
Die gegen Herbizide resistenten Unkräuter haben sich laut Angaben von Stratus Agri-Marketing in den USA im vergangenen Jahr massiv ausgebreitet. Die von den „Superunkräutern“ bewachsene Fläche sei im Jahr 2012 um 51 Prozent gestiegen. Knapp die Hälfte (49 Prozent) der 3.000 befragten Landwirte habe von entsprechenden Problemen berichtet, während im Jahr 2011 der Anteil betroffener Landwirten noch bei 34 Prozent lag. Besonders verbreitet seien die Superunkräuter im Süden. So hätten beispielsweise in Georgia 92 Prozent der Bauern mit resistenten Unkräutern zu kämpfen. Insgesamt waren laut Mitteilung von Stratus Agri-Marketing im Jahr 2012 mehr als 24 Millionen Hektar Ackerfläche mit Unkräutern bewachsen, die gegen mindestens ein Herbizid resistent waren. Im Jahr 2011 habe dies 16 Millionen Hektar betroffen. Zudem seien heute bereits auf 27 Prozent der Höfe zwei oder mehr resistente Superunkräuter nachzuweisen, während dies vor zwei Jahren noch lediglich 12 Prozent der Höfe betroffen habe.
Gentechnik-Pflanzen ohne Nutzen
Der seit knapp zwanzig Jahren in den USA praktizierte großflächige Anbau von Gentechnik-Pflanzen in Monokulturen verliert den aktuellen Erkenntnissen zufolge zusehends seinen von den Befürwortern erhofften wirtschaftlichen Nutzen. Zwar bleiben die speziell entwickelten Gentechnik-Pflanzen weiterhin resistent gegen die Pflanzenschutzmittel, so dass letztere großzügig eingesetzt werden können, ohne die Ernte zu gefährden. Doch das Unkraut widersteht den Herbiziden ebenfalls in wachsendem Maße. Infolgedessen können die Landwirt Teile ihrer Ernte nicht mehr einfahren und haben mit deutlichen Kostensteigerungen für die Beseitigung der resistenten Unkräuter zu kämpfen.
Pestizideinsatz deutlich gestiegen
Studien weisen darauf hin, dass die Landwirte den Einsatz der Unkrautbekämpfungsmittel seit Einführung der resistenten Gentechnik-Pflanzen deutlich erhöht haben. Ob hier ein Zusammenhang mit der zunehmenden Verbreitung der herbizidresistenten Superunkräutern besteht, ist bislang jedoch unklar. Belegt ist jedoch der Anstieg des Pestizideinsatzes seit Einführung der Gentechnik-Pflanzen. So zeigte eine Ende September im Fachjournal „Environmental Sciences Europe“ veröffentlichte Studie der Washington State Universität, dass sich in den USA seit dem erstmaligen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen der Verbrauch von Pestiziden um sieben Prozent erhöht hat. Letztendlich habe der Anbau herbizidresistenter Nutzpflanzen, welche dem Einsatz von Chemikalien wie Roundup (Glyphosat) des Konzerns Monsanto widerstehen können, zu einer Erhöhung des Spritzmittelverbrauchs um 239 Millionen Kilogramm zwischen 1996 und 2011 geführt, berichteten die US-Forscher.
Gesundheitsrisiko durch zunehmenden Pestizideinsatz
Die Wissenschaftler befürchten zudem einen weiteren Anstieg des Pestizideinsatzes, da gegen die Superunkräuter – getreu der bisherigen Logik – mit noch giftigeren älteren Mitteln vorgegangen werde. Auch seien die Konzerne bereits dabei, Gentechnik-Pflanzen zu entwickeln, die gegen diese älteren Gifte wie beispielsweise 2,4-D resistent sind. Für Unternehmen wie Monsanto, welche zugleich Hersteller der Unkrautbekämpfungsmittel und Inhaber der Patente auf die speziell gegen ihre Mittel resistenten Gentechnik-Pflanzen sind, ein lohnendes Geschäft. Doch für die Landwirte ist diese Praxis eine erhebliche finanzielle Belastung und für die Bevölkerung insgesamt ein Gesundheitsrisiko. Denn der Eintrag entsprechender Giftstoffe in unsere Umwelt steigt dramatisch. In diesem Zusammenhang hatten Forscher des Nationalen Krebsinstituts der USA jüngst auf das Krebsrisiko durch Unkrautbekämpfungsmittel wie Glyphosat und 2,4-D hingewiesen. (fp)
Bild: Uschi Dreiucker / pixelio.de
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