Dorschleber aus der Ostsee enthält zu viele Umweltgifte: Verzehr könnte Gesundheit schädigen
07.02.2013
Das Landwirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern warnt bundesweit vor dem Verzehr von Dorschleber aus der heimischen Ostsee. Die Leber des Fisches enthalte massenhaft Umweltgifte, wie das Ministerium in einer Erklärung mitteilte. Die Umweltbelastungen seien derart stark erhöht, so dass sie vom menschlichen Organismus nur schwer absorbiert werden können. „Der Körper kann die Umweltgifte kaum mehr verarbeiten“, heißt es in einer heute veröffentlichten Erklärung. Das Dorschfleisch selbst sei aber noch genießbar, nur die Leber sollte nicht mehr gegessen werden.
Furane, PCB und Dioxine in Dorschleber
200 Gramm Dorschleber reichen aus, um den Körper nachhaltig mit Giften zu belasten. Das Landwirtschaftsministerium in Schwerin warnt daher Verbraucher eindringlich vor dem Verzehr der unter Fischkennern beliebten Delikatesse. Während einer hauseigenen Studie wurden 21 Proben der Leber von Ostseedorschen entnommen und im Labor auf Toxine untersucht. In allen Proben habe sich herausgestellt, dass die Dorschleber aus der Ostsee stark mit Dioxinen, Furanen und den organischen Chlorverbindungen PCB kontaminiert sind. „Immer wurden die festgelegten Höchstgehalte in allen Dorschleber-Proben überschritten“.
Der Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) bestätigte, dass bereits die Fischverarbeitenden Industrie, Handel und Verbände in Kenntnis gesetzt wurden. Der Verkauf sei behördlicherseits gestoppt worden, damit keine Dorschleber aus der Ostsee mehr in die Supermärkte gelangt. Backhaus verwies gleichzeitig darauf, dass die Dorschleber aus dem Atlantik weiterhin als unbedenklich gilt. Hier seien die Werte nicht überschritten worden, so der Minister.
Das Problem ist bereits seit längerer Zeit bekannt. Schon vor fünf Jahren hatte die Fischverarbeitungsfirma „Rügenfisch“ in Sassnitz bekannt gegeben, keine Leber des Dorsches aus der Ostsee mehr zu verarbeiten. "Damals wollten wir das Risiko einer möglichen Grenzwertüberschreitung durch Umweltgifte wie Dioxin nicht eingehen", erklärte Klaus Peper, Vorstandsvorsitzende des Unternehmens.
Die Resultate, die in den Proben des Labors des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei ermittelt wurden, erschöpfe nach Angaben des Landeswirtschaftsministeriums die „Toleranzmenge bei einem einmaligen Verzehr von 200 Gramm Ostseedorschleber für rund 48 Wochen“. Mit dieser Menge ist Toleranz „voll ausgeschöpft“.
Das Fischfleisch vom Dorsch soll hingegen „unbedenklich sein“. Der Dorsch selbst ist ein sogenannter „Magerfisch“, weshalb sich Gifte nicht übermäßig festsetzen können. Auch die Analysen im Labor hatten nur geringe Mengen an Pestiziden festgestellt.
Umweltgifte die Krebs auslösen können
PCB und Dioxine gelten als hoch toxisch und krebserregend. Die Schadstoffe sind langlebige Verbindungen, die sich im Fett des Körpers ablagern. Weil die giftigen Stoffe nur langsam abgebaut werden, potenziert sich mit jeder weiteren Aufnahme der Substanzen des Risiko für Krebs. Langzeitfolgen können auch eine deutliche Schwächung des Immunsystems und Störungen des Nervensystems sein. Grundsätzlich wollen Lebensmittelexperten daher diese Stoffe aus der Lebensmittelkette „so weit es geht“ heraushalten.
Im Alltag nehmen Konsumenten Dioxine und Furane vordergründig durch den Verzehr von Fleisch, Eiern oder Fisch auf. Die Gifte reichern sich im Anschluss im Körperfett und vor allem in der Leber fest. Neuere Untersuchungen haben zudem ergeben, dass die Pestizide bei Schwangeren und Müttern ein Gesundheitsrisiko für das ungeborene bzw. zu stillende Kind darstellen können. Die Gifte lagern sich im Mutterkuchen und in der Muttermilch ab und werden so auf das Kind übertragen.
Die Gifte Dioxin und PCB entstehen durch Verbrennungsprozesse in der Industrie. Vielmals sind es Altlasten aus vergangenen Tagen, die die Böden und Gewässer kontaminiert haben. Durch den Verzehr von Heu und Tierfutter nehmen beispielsweise Kühe oder Hennen die Gifte auf und geben sie in Form von Eiern oder Fleisch an den Menschen weiter. Daher kommt es auch immer wieder zu „Dioxin-Skandalen“. (sb)
Bild: Gerd Altmann, Pixelio.de
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