Treibhausgas-Emissionen der 1990er Jahre unterschätzt
11.02.2013
Die Angaben zum CO2-Ausstoß, anhand derer oft auch die Ziele zur Senkung des CO2-Ausstoßes festgemacht wurden, sind laut Angaben eines internationalen Forscherteams aus Australien, den USA und Deutschland unzuverlässig. Jüngste Analysen weisen darauf hin, dass hier eine „kumulative Unterschätzung“ stattgefunden hat, berichten die Wissenschaftler um Roger Francey vom Centre for Australian Weather and Climate Research im Fachmagazin „Nature Climate Change“. Oft stimmen die Angaben der Länder zum Kohlendioxidausstoß nicht mit den tatsächlich gemessenen atmosphärischen Werten überein, schreiben Francey und Kollegen
Die auf Basis der staatlichen Angaben zum CO2-Ausstoß ermittelten Werte waren laut Aussage der Forscher insbesondere in den 1990er Jahren äußerst unzuverlässig. Die CO2-Bilanz errechnet sich aus den gemeldeten Emissionen abzüglich den Veränderungen der CO2-Konzentration in der Luft. Die Differenz zeigt wie viel Kohlendioxid in den sogenannten CO2-Senken wie Wäldern oder Ozeanen gespeichert wird. Idealerweise sollte der Mensch nicht mehr CO2 emittieren, als in den CO2-Senken abgelagert werden kann. Die Wissenschaftler um Roger Francey haben nun die Entwicklung der Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre seit den 1990er Jahren anhand der Messdaten zweier Stationen – eine in Mauna Loa auf Hawaii und eine bei Cape Grim in Tasmanien – analysiert. Die erwarteten Abweichungen zwischen der Nord- und Südhalbkugel haben sich in den Messdaten der beiden Stationen bestätigt. Auf der der Nordhalbkugel mit ihrer hohen Dichte an Industrie- und Schwellenländern war ein stärkerer Anstieg der Kohlendioxidkonzentration festzustellen als auf der Südhalbkugel.
CO2-Emissionen kumulativ unterschätzt
Das von den Forschern nachgewiesene Wachstum der CO2-Konzentration und die „inter-hemisphärischen Konzentrationsunterschiede während der globalen Finanzkrise unterstützen die frühere Spekulationen, dass der Anstieg der gemeldeten Emissionen von 2000 bis 2008 durch eine kumulative Unterschätzung“ der CO2-Emissionen in den 1990er Jahren zu erklären ist, berichten die Wissenschaftler. „Was man während der Nullerjahre in der Atmosphäre beobachtet hat, passte nicht zur Emissionsstatistik“, erläuterte Co-Autor Martin Heimann, Leiter des an der Studie beteiligten Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena. Die Analyse der globalen anthropogenen CO2-Emissionen mit verbesserten Mess- und Kalkulationsmethoden habe gezeigt, dass die von den Staaten berichteten Kohlendioxid-Emissionen offenbar ein größerer Unsicherheitsfaktor sind, als bisher angenommen.
Atmosphärische Messmethoden statt staatlicher Emissionsangaben
Die Abweichungen zwischen dem gemeldeten CO2-Ausstoß und der Entwicklung der CO2-Konzentration in der Luft könnte laut Aussage der Forscher theoretisch auch durch Veränderungen der Speicherkapazität der CO2-Senken bedingt werden, doch halten die Francey und Kollegen dieses Szenario für eher unwahrscheinlich. Hier sei eher davon auszugehen, dass die gemeldeten Emissionsdaten aus den 1900er Jahren nicht dem tatsächlich CO2-Ausstoß entsprachen. Diese Erkenntnis scheint durchaus problematisch, da die nationalen und internationalen Klimaschutzziele häufige eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes gegenüber Basisdaten aus den 1990er Jahren proklamieren. Auch wecken die Erkenntnisse der Forscher generelle Zweifel an der Genauigkeit bisheriger Angaben zum CO2-Ausstoß. Hier plädieren die Francey und Kollegen für die Verwendung atmosphärischer Messmethoden, um entsprechende Ungenauigkeiten zu vermeiden. Mit einem Netz von Messstationen könne die Emissionsrate künftig sehr viel besser kontrolliert werden, so das Fazit der Forscher. (fp)
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