Leistungen bayrischer Schüler leiden unter früher Aufteilung der Schüler
15.02.2013
Die heute in Bayern übliche Aufteilung der Schüler je nach ihrem schulischen Leistungsniveau ab der 5. Klasse führt zu einem Rückgang der schulischen Leistungen insgesamt, so das Ergebnis einer aktuellen Studie des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München. Seit dem Jahr 2000 werden in Bayern nach Abschluss der vierten Klasse die Kinder auf Hauptschule, Realschule und Gymnasium aufgeteilt. Eine aktuelle Untersuchung habe ergeben, dass sich sowohl die Leistungen der Realschüler als auch der Hauptschüler durch die frühzeitige Aufteilung verschlechtern, berichtet das ifo-Institut.
„Während Haupt- und Realschüler vor der Reform bis zum Ende der sechsten Klasse gemeinsam gelernt haben, werden sie seither bereits nach der vierten Klasse am Ende der Grundschule getrennt“, erläutert Marc Piopiunik, der die Forschungsstudie des ifo-Instituts geleitet hat. Zur Analyse der Auswirkung der Schulreform aus dem Jahr 2000 auf das Leistungsniveau der Schüler haben die Wissenschaftler die Entwicklung der PISA-Daten herangezogen.
Leistungen der Schüler beider Schulformen sinken
Auch zahlreichen bildungsökonomischen Studien ist bekannt, „dass die Schülerleistungen umso stärker vom familiären Hintergrund abhängen, je früher Schüler in unterschiedliche Schultypen selektiert werden“, berichtet Marc Piopiunik in der Zeitschrift „ifo Schnelldienst“. Ohnehin hätten die Ergebnisse der PISA-Studien offenbart, dass in Deutschland die schulischen Leistungen „überdurchschnittlich stark vom familiären Hintergrund“beeinflusst werden. Durch die Entscheidung zur Einführung der sechsjährigen Realschule in Bayern beziehungsweise durch die hiermit verbundene Einteilung der Schüler nach Abschluss der vierten Klasse, habe sich dies noch verstärkt. Dabei führte die Aufteilung der bayerischen Schüler auf Haupt- und Realschulen nach der vierten Klasse dazu, dass „die Leistung von Schülern beider Schulformen sinken“, so die Mitteilung der ifo-Instituts.
Zeitpunkt der Differenzierung mit Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit
Vor allem die Zahl leistungsschwacher Hauptschüler habe dabei deutlich zugenommen, so das Ergebnis der am Donnerstag veröffentlichten Studie des ifo-Instituts. Der Zeitpunkt der Differenzierung scheint entscheidend für die Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten. Ursache für den Einbruch des Leistungsniveaus bei einer frühzeitigen Aufteilung der Schüler könnte laut Aussage der Forscher zum Beispiel der „mangelnde Leistungsanreiz in den fünften und sechsten Klassen sein, in denen die Entscheidung über die Aufteilung der Schüler ja bereits gefallen ist.“ Zudem erhöhe sich bei der früheren Aufteilung die Wahrscheinlichkeit, dass Schüler einem für sie ungeeigneten Schultyp zugewiesen werden. Die Ergebnisse der aktuellen ifo-Studie bescheinigen der bayrischen Schulpolitik an dieser Stelle eine unzureichende Leistung. (fp)
Bildnachweis: Birgitta Hohenester / pixelio.de
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