Übergewicht und Diabetes Typ II durch Nachtarbeit
22.02.2013
Adipositas und Diabetes Typ II gehören zu den typischen Wohlstandkrankheiten in den westlichen Industrieländern. Sicher ist, dass ein Überangebot an ungesunden Lebensmitteln hierfür verantwortlich ist. US-Forscher haben nun herausgefunden, dass auch bestimmte Arbeitsweisen wie Schichtarbeit und zu wenig Schlaf die Stoffwechselerkrankung Diabetes begünstigen. Denn wer in der Nacht arbeitet und zusätzlich zu wenig schläft, bringt seine Innere Uhr aus dem Gleichgewicht. „Zusätzlich wird der Insulinhaushalt gestört“, wie die Forscher der Vanderbilt University in Nashville resümieren.
Neben einer dauerhaft falschen Ernährung, zu wenig Bewegung und familiärer Vorbelastung haben US-Wissenschaftler eine neue mögliche Ursache für Diabetes und Übergewicht entdeckt. Müssen Arbeitnehmer im Schichtdienst nachts arbeiten und schlafen daher auch zu wenig, wird die innere Uhr des Betroffenen und damit auch der Insulinhaushalt in seinem Gleichgewicht gestört. „Für das Gewicht ist es nicht nur wichtig, was gegessen wird, sondern auch wann“, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal "Current Biology". In einem Mäuse-Experiment zeigte sich, dass sich im Verlauf des Tages die Wirkungsweisen des Hormons Insulin ändert. Eben jenes Hormon hat einen wesentlichen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel.
Störung der Tagesrhythmen provoziert Insulinresistenz
Wird jedoch die innere Uhr fortlaufend durch verschiedene Tagesrhythmen gestört, entwickeln Schichtarbeiter sehr wahrscheinlich mit der Zeit eine Insulinresistenz und werden somit auch anfälliger für Übergewicht und Adipositas. Das jedenfalls zeigte sich während des Laborversuchs mit Mäusen. „Die Ergebnisse der Untersuchungen können von großer Bedeutung in der Behandlung von Diabetes und Übergewicht sein“, erklären die Studienautoren. Denn die biologische Uhr wird derzeit nicht in Therapieoptionen bei Stoffwechselstörungen mit einbezogen.
Bereits frühere Studienarbeiten hatten nachgewiesen, dass Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, weil sie zum Beispiel einen Jetlag haben oder ständig in der Nacht arbeiten, oft in Folge unter Stoffwechselstörungen leiden. Zudem zeigten weitere Forschungen, dass spezielle Arten von sogenannten Uhrgenen, die mit für die Steuerung der inneren Uhr verantwortlich sind, mit Diabetes, Übergewicht und Hypertonie (Bluthochdruck) in Verbindung stehen.
„Nicht ausführlich genug untersucht war die Insulinwirkung die durch das Hormon im Rhythmus verändert wird“, berichtet Studienleiter Shu-qun Shi. Mit der aktuellen Studie konnten die Forscher nachweisen, dass nachtaktive Mäuse am Tage am stärksten eine Resistenz gegenüber Insulin zeigten. In Folge war der Blutzuckerspiegel zu jener Zeit bei den Nagern am höchsten, weil dann weniger Zucker aus dem Blut transportiert wird. Hingegen in der Nacht steigt die Insulinwirkung, weil dann die Tiere aktiv sind und der Stoffwechsel angeregt ist. Dadurch sinkt auch der Blutzuckerspiegel. „Bei genetisch veränderten Tieren, bei denen die innere Uhr absichtlich gestört wurde, weisen sie am Tage und in der Nacht Insulinresistenz“, wie die Autoren schreiben.
Im weiteren Versuchsaufbau wurden Mäuse einem permanenten Licht ausgesetzt. Durch diesen Zustand geht unweigerlich die biologische Uhr verloren. Somit schwankt auch der Insulinhaushalt. Wurde zusätzlich den Tieren eine fettreiche Kost verabreicht, lagerte jene Tiere mehr Fett ein, als andere ohne dauerhafte Lichtzufuhr.
Studie ermöglicht neue Therapieansätze
Zwar sei es „normal, dass die Insulinwirkung im Tagesverlauf schwankt“, schreiben die Wissenschaftler, das sei schließlich natürlich, weil „sich auch die Umwelt rhythmisch verhält“. Lebewesen, die sich auf eben jene Schwankungen einstellen können, können ihr Verhalten, ihren Stoffwechsel und ihre Genaktivitäten an die äußeren Umstände anpassen. Diese Lebewesen haben sehr viel bessere Überlebenschancen, weil sie ihre organischen Funktionen konstant halten können.
Abgestimmte Diäten bei denen die Mahlzeit nach eine Uhrzeit reguliert wird, „können nicht die Übergewichts- und Diabetes Epidemie stoppen oder umkehren, allerdings könnte sie dabei helfen, sie zu bekämpfen“, erklärte der Forscher Carl Johnson. Um die Erkenntnisse für therapeutische Zwecke auszubauen, werden weitere Forschungen auf diesem Gebiet stattfinden. (sb)
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Bild: ich / pixelio.de
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