Eine höhere Feuchtigkeit der Raumluft schützt vor viraler Ansteckung
28.02.2013
Wissenschaftler sind der Frage nachgegangen, wie die Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit dazu beitragen können, dass Ansteckungsrisiko durch Grippeviren in Arztpraxen zu minimieren. Im Rahmen einer Studie stellten sie fest, dass besonders trockene Raumluft die Ansteckungsgefahr von Viruserkrankungen erhöht. Ab einer Luftfeuchtigkeit von 42 Prozent sank das Infektionsrisiko rapide. Die Untersuchungsergebnisse wurden in dem Fachjournal „Plos ONE“ publiziert.
Trockene Raumtemperatur erhöht Infektionsfähigkeit
Der häufigste Übertragungsweg von Grippeviren ist die Tröpfcheninfektion. Durch das Einatmen mit Viren kontaminierter Raumluft gelangen Erreger in den menschlichen Organismus. Eine aktuelle Studie des National Institute for Occupational Safety and Health in Morgantown untersuchte die Ansteckungsbedingungen in geschlossenen Räumen nun etwas genauer. Die Ergebnisse zeigten zunächst, dass eine trockene Raumluft, wie sie meist durch Heizungen verursacht werden, das Infektionsrisiko stark erhöht. „Eine trockene Luft verhindert eine Inaktivierung der Viren“, so Studienautor John Noti. Lag die relative Luftfeuchtigkeit hingegen bei 42 oder mehr Prozent, zeigten sich nach gut einer Stunde noch 20 Prozent der Influenzaviren als ansteckend. „Eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit in geschlossenen Räumen in Kliniken oder Arztpraxen könnte die Ansteckungsbedingungen deutlich verringern“, resümiert das Forscherteam.
Noti betont, dass die „Ergebnisse zeigen, dass die stärkste schützende Wirkung einer erhöhten Luftfeuchtigkeit bereits in den ersten 15 Minuten eintritt, nachdem die Viren durch Husten in die Luft gelangt sind“. Zudem spiele das Volumen der beim Husten erzeugten Infektionströpfchen eine bedeutende Rolle. So bleiben Viren in kleinen Tröpfchen länger infektiös, als welche die in größeren wandern.
Hohe Luftfeuchtigkeit senkte Ansteckungsrisiko
Für die Studie simulierten die Wissenschaftler eine Untersuchungssituation. In dieser sind Ärzte und Arztgehilfen beim Umgang mit infizierten Patienten einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt. Die Forscher bauten zwei Menschenpuppen im Abstand von zwei Metern auf. Die eine Puppe „hustete“ alle 5 Minuten eine Suspension mit Grippeviren in die Umwelt. Dieses Intervall entspricht in etwa der Absonderung infektiöser Aerosols beim Husten eines Grippepatienten. Die andere menschliche Attrappe nahm Luft aus dem Umgebung auf. Diese symbolisierte den Arzt oder eine Krankenschwester. Nun nahmen die Forscher an unterschiedlichen Stellen des Raumes Proben aus der Luft. Die Proben wurden nach Größen der Partikel aufgeteilt. Zudem untersuchten die Mediziner im Labor die Gesamtmenge der Viren und den Anteil der funktionsfähigen Viren mit Ansteckungskraft. Die relative Luftfeuchtigkeit variierte in den Testdurchläufen zwischen 7 und 73 Prozent. Die Raumtemperatur blieb bei 20 Grad Celsius nahezu identisch.
Lag die Luftfeuchtigkeit unter 24 Prozent, sank die Infektionsfähigkeit der Viren nur minimal und betrug nach 60 Minuten zwischen 70 und 77 Prozent. Wurde jedoch eine relative Luftfeuchtigkeit von über 42 Prozent erreicht, war schon nach 15 Minuten eine großer Anteil der Viren nicht mehr aktiv und die Infektiosität lag nach 60 Minuten nur noch bei 14 bis 23 Prozent. „Danach setzte bis zu 5 Stunden nach dem Husten ein Rückgang ein, der aber bei 45% relativer Luftfeuchtigkeit statistisch nicht anders als bei 20%, unabhängig von der Aerosol-Fraktion, blieb.“
Unbekannt bleibt, wie der Mechanismus der Inaktivität funktioniert. Dazu konnte auch die vorliegenden Forschungsarbeit keine Antwort liefern. „Es ist schwierig, Untersuchungs- und Wartezimmer nachträglich zu auszustaffieren, dass eine hohe Luftfeuchtigkeit erreicht werden kann“. Nach Meinung der Forscher sollte dieser Aspekt bei Neuerrichtungen von Praxen berücksichtigt bleiben, um das Risiko von Ansteckungen zu minimieren. (sb)
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