Anzahl der Verschreibungen von ADHS-Medikamenten deutlich gestiegen
04.05.2013
Die Anzahl der jungen Erwachsenen, die wegen einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) medikamentös behandelt werden, ist laut Angaben der Techniker Krankenkassen (TK) im vergangenen Jahr erneut deutlich gestiegen. Über Jahre hinweg war bei Kindern und Jugendlichen in der Vergangenheit ein deutlicher Anstieg der ADHS-Diagnosen festzustellen, der bisweilen auch äußerst kritisch bewertet wurde. Vorschnell würden Kinder, die im Alltag nicht der Norm entsprechen, mit Medikamenten ruhiggestellt, so der vielfach geäußerte Vorwurf. Die Gegenseite betonte indes stets, wie wichtige die medikamentöse ADHS-Therapie sei und konnte dabei einige Erfolge vorweisen.
Langsam erreichen immer mehr ehemalige ADHS-Kinder das Erwachsenenalter, doch ihre Erkrankung ist nicht überwunden. Entsprechend deutlich steigt die Anzahl der Verordnungen von ADHS-Medikamenten bei den jungen Erwachsenen. „Die sogenannte Kinderkrankheit ADHS endet nicht automatisch an der gesetzlich festgesetzten Grenze zur Volljährigkeit. Daher ist es wichtig, dass man die Patienten in der Übergangszeit vom Jugend- ins Erwachsenenalter nicht einfach alleine lässt, sondern weiterhin umfassend medizinisch betreut“, begründete Dr. Edda Würdemann, Apothekerin bei der TK, den Anstieg der Verschreibungen. Unbeantwortet bleibt an dieser Stelle, ob die hohe Zahl der ADHS-Diagnosen in den vergangenen Jahren tatsächlich gerechtfertigt war. Sollte dem so sein, wäre der drastische Anstieg der Verschreibungen von ADHS-Medikamenten quasi ein Folgefehler.
Drastischer Anstieg der Verschreibungen von ADHS-Medikamenten
Den Angaben der Techniker Krankenkasse zufolge ist die Zahl der jungen Erwachsenen, „die ein Präparat zur Behandlung von ADHS verordnet bekommen haben, zwischen 2011 und 2012 um zwölf Prozent gestiegen.“ Bezogen auf die verordneten Medikamenten-Packungen sei im gleichen Zeitraum sogar ein Anstieg um rund 20 Prozent zu beobachten gewesen. Die Facharztgruppe der Kinder- und Jugendmediziner habe dabei doppelt so viele Packungen verordnet, wie die Allgemeinmediziner. Den Angaben der TK-Expertin Dr. Würdemann zufolge bedarf es insbesondere beim Übergang der jugendlichen ADHS-Patienten ins Erwachsenenalter einer engen Zusammenarbeit zwischen den Fachärzten. Die aktuelle Auswertung habe jedoch ergeben, „dass diese Zusammenarbeit zwischen den Fachärzten in der Regel bereits heute umgesetzt wird.“ So seien die „Verordnungszuwächse bei den ADHS-Medikamenten für die Patienten zwischen 17 und 20 Jahren in den meisten Fällen bei den zuständigen Spezialisten“ angefallen, berichtet die Techniker Krankenkasse. Als Spezialisten werden in diesem Zusammenhang „zum Beispiel Kinder- und Jugendpsychiater, Neurologen und Ärzte, die in psychiatrischen und psychotherapeutischen Ambulanzen arbeiten“, verstanden.
Gute Gründe für die vermehrte Verschreibung der ADHS-Medikamente?
Zu den möglichen Ursachen für die deutlich erhöhten Verschreibungszahlen der ADHS-Medikamente an junge Erwachsene erläuterte Dr. Würdemann, dass einer der maßgeblichen Gründe für den Anstieg der Verordnungszahlen mit großer Wahrscheinlichkeit die erst seit April 2011 geltende Zulassung eines Arzneimittels mit dem Wirkstoff Methylphenidat für Erwachsene sei. „Hier kommt ein gewisser Nachholeffekt zum Tragen“, betonte die TK-Expertin. Das Präparat „Medikinet adult“ könne an Patienten im Alter über 18 Jahren verschrieben werden, „wenn bereits im Kindesalter die Diagnose ADHS gestellt wurde und andere therapeutische Maßnahmen nicht ausreichen“, so die Mitteilung der TK. Obwohl durchaus gute Gründe für einen Anstieg der Verordnungen von ADHS-Medikamenten zu sprechen scheinen, bleiben jedoch Zweifel und Bedenken, insbesondere in Bezug auf die langfristigen Effekte der medikamentösen ADHS-Therapie. (fp)
Bild: Sara Hegewald / pixelio.de
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