Jeder vierte Mutter-Kind-Kur-Antrag wird abgelehnt
11.05.2013
Werden Mutter-Kind-Kuren nur selten von den Krankenkassen genehmigt? Das jedenfalls behaupten der Bayerische Heilbäder-Verband und das Müttergenesungswerk in Bayern und fordern deshalb mehr Zustimmungen im Sinne der Mütter und Kinder. Der katholische Caritas-Verband kann das bestätigen. Nach ihren Berechnungen werden zwar heute viel mehr Mutter-Kind-Kuren erstattet, als nur vor einigen Jahren. Aber: „Etwa jede vierte Mutter-Kind-Kur wird abgelehnt“.
Das Müttergenesungswerk und der Bayerische Heilbäder-Verband kritisieren in einer neuerlichen Erklärung das fehlende Engagement der gesetzlichen Krankenkassen. Die Kassen würden zu wenig für die Gesundheit von Müttern und Kindern tun, so der Vorwurf. „Jeder vierte Antrag auf eine Mutter-Kind-Kur wird abgelehnt“, bestätigt Stefan Wagner, Mitglied der Caritas im Trägerverband des Müttergenesungswerks, am Freitag in München. Eigentlich sind diese Kuren Standardleistungen der Kassen und gehörten zu den verpflichtenden Leistungen. Beide Verbände wollen künftig Gesundheitsangebote für Eltern und Kinder in Bayern realisieren. Als ersten Schritt werden die Webseiten miteinander verschmelzen.
Mit aufgenommen werden in den sogenannten Gesundheitsfinder die Mutter-Kind-Häuser des Caritas-Verbandes. Die Beratungsstellen des Müttergenesungswerk helfen beispielsweise bei Anfragen von Familien, deren Angehörige an Diabetes, Asthma und psychischen Leiden erkrankt sind. Auch beim Thema „Pflegende Angehörige“ sollen mehr Angebote konzipiert werden. Diese Notwendigkeit entsteht aus der Tatsache, dass immer mehr Menschen an Demenz und Alzheimer erkranken und von ihren Angehörigen gepflegt werden. „Demenz oder Alzheimer spielen in der Pflege in den Familien eine immer größere Rolle“, sagte der Vorsitzende des Heilbäderverbands, Klaus Holetschek. Daher werden Die Kurhäuser künftig auch mehr solcher Angebote realisieren.
Rückgang der ambulanten Vorsorgeleistungen
Nach Auswertungen des Heilbäder-Verbandes sei die Anzahl der ambulanten Vorsorgeleistungen seit den 90er Jahren drastisch gesunken. Wurden damals noch 900000 deutschlandweit Kuren durchgeführt, sind es heute (2012) nur noch 58.000. Die Senkung der Vorsorgeleistungen stehen konträr zum Anstieg der Erkrankungen. Rückenschmerzen, Diabetes und Stresserkrankungen wie Burn-Out haben deutlich zu genommen. Holetschek verwies in diesem Kontext auch auf den aktuellen Stress-Report der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Dort wurde ermittelt, dass jeder Zweite im Berufsleben unter permanenten Stress leidet. Jeder Fünfte gab während einer Umfragestudie an, dass er sich überfordert fühlt. Das Müttergenesungswerk sieht darin Hinweise der Zunahme von Volkskrankheiten.
Seit 2007 haben Kassenmitglieder einen gesetzlichen Anspruch auf eine Kur mit ihren Kindern, wenn der Hausarzt eine solche befürwortet. Allerdings reicht eine „Diagnose“ nicht aus. Ein Ntrag bei der Krankenkasse muss zwingend gestellt werden. Im vergangenen Jahr wurde eine neue Richtlinie geschaffen, in der auch Erschöpfungszustände als Grund für eine Mutter-Kind-Kur anerkannt wurden. (sb)
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