Luftverschmutzung erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Insulinresistenz
13.05.2013
Autoabgase erhöhen das Risiko einer Insulinresistenz bei Kindern, so das Ergebnis der aktuellen Studie des Forscherteams um Elisabeth Thiering und Joachim Heinrich vom Münchner Helmholtz-Zentrum für Gesundheit und Umwelt. Mit der erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Insulinresistenz steige vermutlich auch das Risiko einer Erkrankung an Typ 2 Diabetes im späteren Lebensverlauf, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Diabetologia“.
Die verkehrsbedingte Luftverschmutzung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid wurde laut Aussage der Wissenschaftler in früheren Studien bereits mit zahlreichen Gesundheitsrisiken wie beispielsweise der erhöhten Wahrscheinlichkeit von Atemwegserkrankungen, Arteriosklerose (Arterienverkalkung) oder akuten Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang gebracht. Auch in Bezug auf ein möglicherweise erhöhtes Diabetes-Risiko durch die Abgase lagen bereits einige Hinweise vor, doch waren die Ergebnisse der bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen zum Teil widersprüchlich und bezogen sich überwiegend auf Erwachsene, erläuterten Heinrich und Kollegen die Beweggründe für ihre aktuelle Untersuchung. Deren Ergebnisse sind beunruhigend: Kinder, die einer erhöhten Luftverschmutzung ausgesetzt waren, zeigten vermehrt eine Insulinresistenz, auch wenn sie bislang nicht an Diabetes erkrankt waren.
Knapp 400 Kinder auf Insulinresistenz untersucht
Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universitäten Augsburg, Leipzig und Düsseldorf, der Technischen Universität München sowie der Ludwig-Maximilian-Universität München und des Marien-Hospitals in Wesel hat Joachim Heinrich die Daten von 397 zehnjährigen Kindern aus den Regionen um München und Wesel ausgewertet. Die Forscher nutzen das verfügbare Datenmaterial aus den Kohortenstudien „LISAplus“ und „GINIplus“. Sie bildeten eine randomisierte Versuchsgruppe und luden die knapp 400 Teilnehmenden zu einer Blutuntersuchung ein. Die Luftverschmutzung am Wohnort der Kinder wurde anhand des Abstandes zu den Hauptverkehrswegen und dem dortigen Verkehrsaufkommen berechnet. Anschließend ermittelten die Forscher den sogenannten HOMA-Index, welcher die Insulinresistenz widerspiegelt. Um Verzerrungen zu vermeiden, wurden die Daten um sozioökonomische Faktoren und andere Einflüsse, wie beispielsweise das Passivrauchen, bereinigt.
Autoabgase erhöhen das Risiko einer Insulinresistenz deutlich
Bei der Auswertung stellten die Forscher fest, dass die Zellen der Kinder, die einer hohen Luftverschmutzung ausgesetzt waren, vermehrt Insulinresistenzen aufwiesen. So stieg die Wahrscheinlichkeit einer Insulinresistenz bei den Kindern um rund 19 Prozent, wenn sich die Feinstaubbelastung um zehn Mikrogramm pro Kubikmeter Luft erhöhte. In Bezug auf die Stickstoffdioxid-Konzentration fiel das Ergebnis ähnlich dramatisch aus. Ein Anstieg der Konzentration um mehr als zehn Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, bedingte hier ein um 17 Prozent erhöhtes Risiko einer Insulinresistenz. Allgemein habe die Nähe zu den vielbefahrenen Hauptstraßen eine entscheidende Rolle in Bezug auf die Insulinresistenzen gezeigt, berichten die Wissenschaftler. Für Kinder mit Wohnort in der Nähe einer stark befahrenen Straße sei das Risiko einer Insulinresistenz je 500 Meter, die sie näher an der Straße wohnten, um rund sieben Prozent gestiegen.
Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Diabetes-Erkrankungen und den Autoabgasen?
Zwar betonten die Forscher, dass ihre Ergebnisse keine Aussage zu dem tatsächlichen Risiko einer Diabetes-Erkrankung der Kinder im späteren Lebensverlauf ermöglichen. Doch erklärte Joachim Heinrich gleichermaßen, die Resultate würden die These unterstützen, „dass die Entwicklung eines Diabetes im Erwachsenenalter mit Umweltfaktoren früherer Lebensabschnitte zusammenhängt.“ Möglicherweise spielt die Luftverschmutzung tatsächlich eine weit entscheidendere Rolle bei der zu beobachtenden Zunahme der Diabetes-Erkrankungen, als bislang angenommen. Denn über Jahre waren mit dem zunehmenden Verkehrsaufkommen auch die Feinstaubbelastungen und Stickstoffdioxid-Konzentrationen der Luft insbesondere in den Städten gestiegen. Erst in jüngerer Vergangenheit haben hier einige Städte Gegenmaßnahmen, wie beispielsweise die Einrichtung einer Umweltzone, ergriffen, um die Feinstaubbelastungen deutlich zu reduzieren. Auch in Hinblick auf die Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atemwegserkrankungen, die mit den hohen Abgasbelastungen in Verbindung gebracht werden, sicher eine gute Entscheidung, obwohl diese von vielen Autofahrern anfangs heftig kritisiert wurde. (fp)
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