Zusammenhang zwischen der Zunahme psychischer Erkrankungen und der Arbeitsbelastung
13.05.2013
Psychische Erkrankungen haben in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen und sich zu regelrechten Volkskrankheiten entwickelt. Bezogen auf die Zahl der Krankschreibungstage könnten die psychischen Erkrankungen sich schon in naher Zukunft zur Volkskrankheit Nummer eins entwickeln, erläuterte der Vorstandsvorsitzende der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), Ingo Kailuweit, im Interview mit der „Bild“-Zeitung.
Für die deutliche Zunahme bei den Krankschreibung aufgrund psychischer Erkrankungen machte der Experte auch die enorme Belastung verantwortlich, der viele Beschäftigte im Arbeitsalltag ausgesetzt sind. „Erfolgsdruck und ständige Erreichbarkeit sind auf Dauer eine Gefahr für die Gesundheit“, betonte der KKH-Chef im Gespräch mit der Zeitung. Entsprechend sei auch ein deutlicher Anstieg bei den Fehltagen zu beobachten. Denn wer psychische Probleme hat, ist in der Regel nicht nach einer Woche wieder fit. So hätte zum Beispiel eine Auswertung der KKH ergeben, dass Beschäftigte im Groß- und Einzelhandel, welche aufgrund psychischer Beschwerden krankgeschrieben wurden, im Jahr 2012 durchschnittlich 43,6 Tage fehlten. In anderen Sektoren seien die Fehlzeiten bei psychischen Erkrankungen ähnlich ausgeprägt.
Stress durch ständige Erreichbarkeit
Einen wesentlichen Anteil an der Zunahme der psychischen Erkrankungen hat laut Aussage des Experten zum Beispiel die ständige Rufbereitschaft auf dem Handy, das Lesen von E-Mails außerhalb der Arbeitszeit und der wachsende Leistungsdruck im Arbeitsumfeld. Hier seien die Arbeitgeber dringend zum Gegensteuern aufgefordert, betonte Kailuweit. Eine Forderung die bereits von verschiedenen Seiten geäußert wurde, bisher jedoch nur eingeschränkt Berücksichtigung fand. Im Sinne der Effektivität stand Arbeitszeitverdichtung lange an erster Stelle. Die Beschäftigten sollten immer mehr Aufgaben in der gleichen Zeit erledigen. Am Ende leisten auf diese Weise heute die meisten Arbeitnehmer zahlreiche Überstunden, wie auch der Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) gegenüber der „Bild“ bestätigte. Die psychische Belastung durch den hohen Arbeitsdruck sei dabei derart enorm, dass viele sich dieser langfristig nicht gewachsen fühlen. So wurde nicht ohne Grund in den vergangenen Jahren kontinuierlich eine Steigerung der Krankschreibungen aufgrund psychischer Leiden beobachtet.
Psychische Belastungen führen zu körperlichen Erkrankungen
Die psychischen Belastungen auf der Arbeit haben zudem nicht nur seelische Folgen, sondern können auch zu körperlichen Beschwerden, wie beispielsweise Rückenschmerzen führen. Darauf haben die Experten auf der 53. internationalen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V. (DGAUM), der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin (ÖGA) und der Schweizerischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin (SGARM/SSMT) in Bregenz (Österreich) hingewiesen. Tatsächlich seien Rückenschmerzen durch Stress keine Seltenheit. Laut Aussage des Experten Andreas Tautz von der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin führt „der seelische Druck bei vielen dazu, dass sie körperlich verspannen und Rückenschmerzen bekommen.“ Ein Grund mehr, die psychischen Belastungen auf der Arbeit möglichst auf einem verträglichen Niveau zu halten. (fp)
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