Bertelsmann Stiftung und Verbraucherschützer empfehlen Abschaffung privater Krankenkassen
14.05.2013
Die Bertelsmann Stiftung und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordern eine Reform der Krankenversicherung. Die Idee: Die gesetzlichen (GKV) und privaten (PKV) Krankenversicherungen werden zu einer neuen Versicherungsform zusammengelegt, die sich aus den Beiträgen von Arbeitnehmern, Arbeitgebern und aus Steuermitteln finanzieren soll, so die aktuelle Pressemitteilung der Bertelsmann Stiftung.
Mehr Gerechtigkeit und Effizienz durch Zusammenführung der Krankenversicherung
Nach Ansicht der beiden Organisationen sei eine Zusammenführung der bisherigen Versicherungen notwendig, um die Krankenversicherung generell gerechter und effizienter zu gestalten, denn "die Aufspaltung der Krankenversicherung ist ineffizient und problematisch für Selbstständige und Geringverdiener“, zudem sei „Deutschland das letzte Land der Erde, wo dieses Modell besteht", so der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Aart De Geus. Dementsprechend sei es laut Gerd Billen, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband, an der Zeit für eine integrierte Krankenversicherung, die die Interessen aller berücksichtigen würde: „Gerade privat Versicherte müssen aktuell wieder mit höheren Beiträgen rechnen“ – daher müsse dem Experten nach nun seitens der Politik gehandelt werden: „Die Gesundheitspolitik muss in der kommenden Legislaturperiode eine Richtungsentscheidung für die Integration von GKV und PKV treffen, damit alle Akteure wissen, wohin die Reise geht“, so Gerd Billen weiter.
Zehn-Punkte-Plan zur konkreten Umsetzung vorgestellt
In Hinblick auf die konkrete Umsetzung der Forderung haben die beiden Organisationen nun einen „Zehn-Punkte-Plan zur integrierten Krankenversicherung“ vorgelegt, in welchem zu klärende Fragen und die nötigen Reformschritte aufgezeigt werden – hierzu zählt zum Beispiel die Angleichung der ärztlichen Vergütung sowie eine Versicherungspflicht für Selbstständige und Beamte, wobei eine Staffelung von Krankenversicherungsbeiträgen nach Alter oder individuellem Gesundheitsrisiko künftig ausgeschlossen sein soll. Stattdessen sollten laut dem Zehn-Punkte-Plan zukünftig "alle Krankenversicherungsanbieter [..] von allen Versicherten frei wählbar sein. Die Beiträge sollen dabei die Leistungsfähigkeit der Versicherten widerspiegeln", so die Forderung von Gerd Billen – dementsprechend sollte die Finanzierung der neuen Krankenversicherung aus Sicht der beiden Organisationen aus drei Säulen bestehen: Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Steuermittel.
Kritik vom Verband der privaten Krankenversicherung
Doch der Ruf nach einer einheitlichen Krankenversicherung trifft nicht überall auf Zustimmung – stattdessen stellte sich der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) direkt gegen die Forderung. Demnach ließen sich laut dem PKV Verbandschef Volker Leienbach „am 10-Punkte-Plan [..] ohne Weiteres 10 mal 10 Punkte berechtigt kritisieren“, denn Deutschland habe „eines der besten Gesundheitssysteme weltweit. Allen Versicherten – gesetzlich wie privat – steht ein flächendeckendes Netz von Haus- und Fachärzten, Kliniken und Apotheken zur Verfügung“, so die aktuelle Pressemitteilung des Verbands. Nach Leienbachs Meinung sei der 10-Punkte-Plan daher „eine Fiktion“, in der die Menschen – Versicherte, Ärzte, Arbeitnehmer und Beamte – munter hin und her geschoben werden“ und zwar „ohne Begründung und sicher nicht zu ihrem Besten“, denn es sei zu bedenken, dass in den Ländern mit einheitlichem Versicherungssystem "gravierende Ungleichheiten, Rationierungen und eine Versorgung nach dem Geldbeutel" bestehen würden. Laut Volker Leienbach sollte das bestehende Gesundheitswesen nicht durch "grundlose Radikaloperationen" gefährdet werden – schließlich zeige die Zufriedenheit der Menschen die Realität: „82 Prozent finden unser Gesundheitswesen laut einer aktuellen Allensbach-Umfrage gut oder sogar sehr gut. Privatversicherte sind sogar zu über 90 Prozent zufrieden mit ihrer medizinischen Versorgung“, so der PKV Verbandschef. (nr)
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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