Noch immer zu viele Behandlungsfehler in deutschen Arztpraxen und Kliniken
17.05.2013
Im letzten Jahr beklagten rund 23.000 Patienten ärztliche Behandlungsfehler. In etwa einem Drittel der Beschwerden wurden tatsächlich in einem Gutachten Ärztefehler anerkannt. Nach Angaben des Medizinischen Dienstes der gesetzlichen Krankenkassen sei die Dunkelziffer deutlich höher. Viele Betroffene beschweren sich nicht oder die Beschwerden werden nicht statistisch erfasst.
Oft Behandlungsfehler durch Zahnärzte
Längst schwindet der Mythos vom „Halbgott in weiß“. Immer mehr Patienten schauen ihren Ärzten deutlicher auf die Finger. Nicht nur in Kliniken sondern auch in ambulanten Arztpraxen unterlaufen Medizinern Fehler. In einigen Fällen können zum Beispiel falsch verordnete Medikationen sogar zum Tode führen. Nach Angaben des Medizinischen Dienstes passieren die meisten Therapiefehler den Zahnärzten.
Davon wurden 12.484 durch ein Gutachten des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen untersucht. In etwa einem Drittel der Fälle wurde der Behandlungsfehler anerkannt. Für das Jahr 2012 bestätigte der medizinische Dienst der Kassen somit genau 3932 Behandlungsfehler. Zwar sei die Zahl noch immer hoch, allerdings liegen die Fallzahlen unter denen des Vorjahres.
Zusätzlich wurden bei den Gutachten-Stellen der Ärzteschaft vergangenes Jahr rund 11000 Patienten vorstellig. Auch hier lag der Anteil der bestätigten Fälle bei etwa einem Drittel. Offiziell sollen die Fallzahlen erst im kommenden Monat der Öffentlichkeit bekannt gegeben werden.
Am meisten ereignen sich ambulante Ärztefehler im Zahnmedizinischen Bereich. Therapien des Zahnmarks, Therapien bei Karies, dem Einsatz von Brücken und Wurzelbehandlungen sind am häufigsten betroffen. Im stationären Bereich beschwerten sich die meisten Patienten über Behandlungsfehler bei Hüft- oder Knieoperationen.
Die Experten gehen davon aus, dass „die Dunkelziffer der therapeutischen Fehler sehr viel höher liegt“. Zahlreiche Fälle, die vor deutschen Gerichten verhandelt werden oder von Versicherungen bereinigt werden, fließen in die Statistiken nicht mit ein. „Es wäre eine reine Spekulation Gesamtzahlen zu nennen“, so der Vize- Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes des Krankenkassen- Spitzenverbandes Stefan Gronemeyer.
Rund 40.000 Behandlungsfehler im vergangenen Jahr
Einige Schätzungen gehen davon aus, dass sich jedes Jahr rund 40.000 Patienten in Deutschland über Fehler der Ärzte bei den Kassen, Gerichten, Versicherungen oder Ärztestellen beschweren. In zwei Drittel der Fälle würden die Behandlungsfehler im stationären Bereich (Kliniken) passieren. Ein weiteres Drittel ereigne sich in Arztpraxen.
Besonders häufig geschehen neben dem zahnmedizinischen Bereich Fehler in der orthopädischen Chirurgie. Allein in diesem Bereich kam es zu rund 6000 vermuteten Therapiefehlern. Nicht immer sei der Arzt selbst schuld, betonte Gronemeyer. Häufig liege auch ein Versagen des Managements vor. Problematisch waren fehlende Absprache, ungenügende Kontrollen sowie eine schlechte Planung. (sb)
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