Robert-Koch-Institut: Die Deutschen sind dick, fühlen sich gesund und treiben mehr Sport
27.05.2013
Die Menschen in Deutschland treiben offenbar mehr Sport, leiden vermehrt an der chronischen Stoffwechselerkrankung Diabetes und sind öfter einem permanenten Stress ausgesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Gesundheitsstudie im Auftrag des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin. Resümierend stellen die Studienautoren fest, dass die Deutschen sich überwiegend gesund und fit fühlen, niedrigere Einkommensgruppen und Hartz IV Bezieher allerdings ein deutlich erhöhtes Krankheitsrisiko aufweisen als andere.
Sehr viel mehr Menschen in Deutschland treiben regelmäßig Sport. Trotzdem zählt eine groß angelegte Studie des RKI zur Gesundheit der Erwachsenen mehr Diabetiker. Das ist das zusammengefasste Ergebnis einer heute vorgestellten Studie.
Die wissenschaftliche Auswertung gehört zu den größten Untersuchungen in Deutschland im Bereich Gesundheit. An der RKI-Studie, die zwischen den Jahren 2008 und 2011 unternommen wurde, nahmen insgesamt etwa 8000 Menschen teil. Im Verlauf wurden die Probanden mittels Fragebögen befragt, eingehend durch einen Arzt körperlich untersucht und verschiedene Laboruntersuchungen vorgenommen. Hauptfragestellungen waren neben der physischen und psychischen Konstitution auch das gesundheitliche Verhalten sowie der Sozialstatus.
Mehr Menschen leiden an Diabetes
Die Zahl der Diabetiker ist seit der letzten Erhebung aus dem Jahre 1998 weiterhin gestiegen. Laut der Studie sind rund 7,2 Prozent der erwachsenen Deutschen zwischen 18 und 79 Jahren an Diabetes erkrankt. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre ist somit der Anteil der Diabetiker um 38 Prozent gestiegen. Rund 33 Prozent des Anstiegs ist jedoch auf die höhere Anzahl der älterer Menschen zurückzuführen. Aufgrund des demografischen Wandels erhöht sich auch der Anteil der chronischen Krankheiten, da durch ein höheres Alter auch das Risiko für Diabetes steigt.
Ein weiteres Risiko für Diabetes ist die ungesunde Ernährung und das daraus resultierende Übergewicht. Laut der Studie ist die Zahl der adipösen Erwachsenen „auf hohem Niveau“. Etwa 53 Prozent der Frauen und gut 67 Prozent der Männer weisen ein Übergewicht auf. Bedeutend gestiegen ist der Anteil der Adipositas-Erkrankten. Etwa 25 Prozent der Erwachsenen Frauen und Männer sind stark übergewichtig.
Vor allem junge Männer haben stark an Gewicht zugelegt. „Diese Altersgruppe ist stärker vom Übergewicht betroffen, als noch vor zehn Jahren“, heißt es in der Studie. Gemeint ist die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen. Jeder fünfte (22 Prozent) leidet an Adipositas. Dabei ist Fettleibigkeit nicht nur ein Risiko für die Zuckerkrankheit sondern auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einige Krebsarten.
Jeder Zehnte leidet an Dauerstress
Einen Herzinfarkt erlitten und diesen überlebt, haben 2,5 Prozent der Frauen und sieben Prozent der Männer in der Altersgruppe der 40 bis 79Jährigen. Bei gut sechs Prozent der Probanden wurden in den vergangenen 12 Monaten eine Depression festgestellt. Jeder zehnte Deutsche leidet zudem an dauerhaftem Stress. Dieser Dauerzustand kann wiederum Depressionen, chronische Müdigkeit, Burn-Out und Schlafstörungen verursachen.
Positiv sei aber der Trend zum Sport. Im Resultat zeigte sich, dass immer mehr Menschen regelmäßig Sport betreiben. Rund 25 Prozent treiben mindestens zwei Stunden pro Woche Sport. In der Studie zehn Jahr zuvor lag der Anteil noch deutlich darunter.
Insgesamt fühlen sich die Menschen in Deutschland aber gesund. Gut 76,6 Prozent der Männer und etwa 72,9 Prozent der Frauen sagen über sich, dass ihre „Gesundheit gut bis sehr gut“ sei. Selbst im hohen Alter sagten 50 Prozent der 70Jährigen, dass sie ihre Gesundheit mindestens mit „Gut“ bewerten würden.
Armut begünstigt Krankheiten
Anders sieht es allerdings bei Menschen aus, die nur über ein geringes Haushaltseinkommen verfügen und zum Beispiel Hartz IV Leistungen beziehen. Diese Menschen sind deutlich häufiger von Krankheiten wie Diabetes betroffen und schätzen auch ihren allgemeinen Gesundheitszustand sehr viel schlechter ein. Zudem sind arme Menschen häufiger von psychischen Leiden wie Depressionen oder körperlichen Beschwerden wie Übergewicht betroffen. „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Gesundheitschancen und Erkrankungsrisiken noch immer sehr ungleich verteilt sind“, resümieren die Autoren der Studie.
Mehr psychische und physische Gewalt
Jeder Fünfte Umfrageteilnehmer zwischen 18 und 64 Jahren gab an, in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal Opfer eines psychischen Übergriffs gewesen zu sein. Jeder Mann und jede zehnte Frau gab an, schon einmal selbst psychische Gewalt verübt zu haben. Opfer von körperlicher Gewalt wurde bereits jeder 20 Erwachsene in Deutschland.
Vernachlässigt in seiner Negativbedeutung wird die psychische Gewalt am Arbeitsplatz. Neun Prozent beider Geschlechter wurde bereits Opfer am Arbeitsplatz. Weil Frauen noch immer noch weniger berufstätig sind als Männer, zeigt das Resultat, dass Frauen am Arbeitsplatz häufiger betroffen sind. Durch diese psychische Dauerbelastung können schwerwiegenden Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen resultieren. Das ist auch volkswirtschaftliches Problem, mahnt RKI-Forscher Robert Schlack. Denn die Betroffenen leisten bedeutend weniger, wenn sie gemobbt werden. Daher sollten Arbeitgeber ein verstärktes Interesse haben, Präventionsstrategien zu entwickeln.
Dass Männer bei körperlichen Übergriffen häufiger Täter sind, überrascht die Forscher nicht. Allerdings sind Männer auch häufiger Opfer von Gewalt. Allerdings spielt bei den Gewalterfahrungen auch das Alter eine Rolle. Je älter das Alter der Probanden, desto seltener wurden Männer Opfer. (sb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.