Arthrose- und Rückenschmerzen werden zu oft Opioide verschrieben
31.05.2013
Arthrose- und Rückenschmerzen werden deutlich zu häufig mit Opioiden wie beispielsweise Morphium behandelt, erläuterte der Leiter der Schmerzmedizin am Bochumer Universitätsklinikum Bergmannsheil, Professor Christoph Maier, im Interview mit der „Apotheken Umschau“. Durch die Verabreichung der starken Schmerzmittel drohe den Betroffenen unter Umständen sogar eine Verschlechterung ihres Zustandes.
Heute verschreiben Ärzte rund doppelt so viele Opioide gegen Schmerzen wie noch vor 10 Jahren, berichtet der Schmerzmediziner. Zwar habe es tatsächlich einen Nachholbedarf insbesondere bei Krebspatienten gegeben, doch profitieren diese von dem vermehrten Einsatz der Opioide kaum. Die Steigerung sei vielmehr auf die zunehmende Verwendung der Schmerzmittel im Rahmen der Behandlung von Rücken- und Arthrose-Schmerzen zurückzuführen. Für Professor Maier ein Anlass zu heftiger Kritik an der Verschreibungspraxis bei den Opioiden. Denn „im Extremfall verschlimmern die Opioide sogar die Schmerzen und führen zu einer Abhängigkeit“, erläuterte Maier. Um sicherzugehen, dass der eigene Arzt die notwendige Erfahrung für die Behandlung der Schmerzen hat, sollten Patienten bei der Arztwahl auf die Zusatzbezeichnung „spezielle Schmerztherapie“ achten, welche nur Fachärzte nach einer zwölfmonatigen Fortbildung führen dürfen, berichtet der Experte. Die Bezeichnung Schmerztherapeut sei hingegen nicht geschützt.
Umstrittener Einsatz von Schmerzmitteln
Die Behandlung von Schmerzen mit Schmerzmittel ist allgemein umstritten, da diese oftmals recht leichtfertig eingesetzt werden und erhebliche Nebenwirkungen drohen. Dies gilt sowohl für die freiverkäuflichen als auch für die Verschreibungspflichtigen Schmerzmittel. Die vielfach angewandte Eigentherapie von Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen mit den freiverkäuflichen Arzneien ist hier besonders kritisch zu bewerten. Nicht nur, weil erhebliche Nebenwirkungen und Fehler bei der Dosierung drohen, sondern auch weil keine ärztliche Diagnose der Schmerzen erfolgt und so möglicherweise schwerwiegende Erkrankungen als Auslöser der Beschwerden unentdeckt bleiben.
Gerhard Müller-Schwefe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie, hat in der Vergangenheit bereits mehrfach auf die Risiken der freiverkäuflichen Schmerzmittel hingewiesen und dabei auch deutlich gemacht, dass alle diese Medikamente in Enzymsysteme eingreifen, die der Körper für zahlreiche regulierende Mechanismen wie zum Beispiel für den Salz- und Flüssigkeitshaushalt der Niere braucht. Statt der Arzneien können dem Experten zufolge auch alternative Behandlungsformen aus der Naturheilkunde eine deutliche Linderung der Schmerzen bewirken. Ein Kältepad oder Pfefferminzöl auf die Schläfen helfe gegen allgemeine Kopfschmerzen, Entspannungsmethoden und Akupunktur können gegen Spannungskopfschmerz eingesetzt werden, Bio-Feedback-Verfahren und viel Bewegung verspreche Abhilfe bei Migräne. (fp)
Bild: Sara Hegewald / pixelio.de
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