Krankenkasse-Umfrage: Deutsche zweifeln an Qualität von Krankenhaus-Behandlungen
08.06.2013
Von zehn Bundesbürgern sind nur sechs davon überzeugt, bei einem Krankenhausaufenthalt die bestmögliche Behandlung zu erhalten. Dies hat eine repräsentative Erhebung der Schwenninger Krankenkasse unter 1.000 Bundesbürgern ergeben.
Medizinischen Rat von der Krankenkasse einholen
Dramatisch bei diesen Zahlen ist auch, dass sich die Patienten nicht ernst genommen fühlen, wenn sie sich kritisch über eine Krankenhausbehandlung gegenüber Ärzten aussprechen. So äußerte laut einer Forsa-Umfrage etwa jeder Fünfte in Deutschland Kritik an der Behandlung in der Klinik. Bei der Erhebung der Schwenninger Krankenkasse waren sich fast drei Viertel der Befragten nicht einmal sicher, ob sie den medizinischen Empfehlungen der Kliniken überhaupt noch vertrauen können. Außerdem hatte jeder Zweite schon mal die medizinische Sinnhaftigkeit einer Behandlung im Krankenhaus bezweifelt. Daher sei eine bessere Unterstützung ihrer Krankenkasse gewünscht, so drei von vier Befragten. Der Vorstand der Schwenninger Krankenkasse, Thorsten Bröske, meinte dazu: „Wir Kassen sehen uns in der Pflicht, hier den Versicherten stärker zur Seite zu stehen.“ Weiter rät er: „So wünschen wir uns, dass Versicherte sich schon vor der Einweisung in eine Klinik an uns wenden, um Rat über die geplante medizinische Behandlung einzuholen.“ Den Gesetzgeber fordert er auf, die Kriterien zu überarbeiten, nach denen die Kliniken ihr Geld bekommen. „Denn die bestehenden Anreize zur Überversorgung gehen auf Kosten der Patienten und sind daher dringend abzuschaffen“, erklärte der Kassenchef.
Qualität statt wirtschaftlichen Interessen
Von den Befragten zeigten sich 61 Prozent davon überzeugt, dass die Vielzahl der Operationen in Zusammenhang mit wirtschaftlichen Interessen steht. Dementsprechend fordern 90 Prozent der Bundesbürger, dass bei der Finanzierung der Krankenhäuser die Qualität stärker in den Vordergrund rücken soll. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sieht ebenfalls Handlungsbedarf und mahnt umfassende Strukturreformen im Krankenhausbereich an. Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, meint: „Die Kliniken in Deutschland brauchen nicht schon wieder eine Finanzspritze, sondern grundlegende Veränderungen.“ So werden nach Hochrechnungen des GKV-Spitzenverbandes die gesetzlichen Krankenkassen in diesem Jahr erstmals mehr als 64 Milliarden Euro an die deutschen Kliniken überweisen.
Reformen mit echten Zusatznutzen
Grundlegende Strukturreformen wären laut Lanz die richtige Therapie mit einem echten Zusatznutzen für die Patienten. So soll das Ziel sein, dass einerseits die Notfallversorgung flächendeckend gesichert wird, und andererseits Spezialoperationen nicht mehr in jeder „Wald- und Wiesen-Klinik“ durchgeführt werden. Der Verbandssprecher fügte weiterhin an: „Es ist nicht in Ordnung, wenn Krankenschwestern ausbaden müssen, dass der Kliniksektor sich strukturellen Veränderungen verweigert.“ Anstatt dem immer wiederkehrenden Ruf der Krankenhausvertreter nach mehr Geld brauche es vielmehr den Willen zu grundlegenden Strukturreformen. Solche Reformen sind auch Teil des aktuellen Bundestagswahlkampfs und so ist die Rede von „Qualitätsindikatoren entwickeln“ (SPD), „Mittel für eine flächendeckende Infrastruktur bereitstellen“ (Die Linke) oder „Die Qualität der Behandlung sowie der Patientennutzen sollten zunehmend in die Vergütung eingehen“ (Bündnis 90/Die Grünen). Die Wähler haben somit im September die Möglichkeit, eine mögliche Veränderung des Krankenhaussystems mitzubestimmen. (sb)
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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