Wieder gefährliche Serratien-Keime auf Kinderintensivstation gefunden
15.06.2013
Schon wieder ein Fall von gefährlichen Krankenhauskeimen: Im Universitätsklinikum Münster befindet sich derzeit ein zu früh geborenes Baby in einem kritischen gesundheitlichen Zustand, nach dem es sich es mit so genannten „Serratien-Keimen“ (Serratia marcescens) infiziert hatte.
Keime normalerweise nur für immungeschwächte Patienten gefährlich
Die Kinderintensivstation der Uniklinik Münster kämpft derzeit gegen einem Befall von Serratien-Keimen, die nach Angaben der Klinik für gesunde Menschen normalerweise nicht riskant sind, für kranke, immungeschwächte Patienten jedoch zu einer großen Gefahr werden können. Laut der Klinik sei zum jetzigen Zeitpunkt ein Frühchen mit dem Keim infiziert und leide nun unter einer Blutvergiftung, die umgehend mit Antibiotikum behandelt worden sei, so der Vorstandsvorsitzende und Ärztliche Direktor des Klinikums, Norbert Roeder, am Freitag gegenüber WDR.de. Der Zustand des Kindes sei laut Roeder "momentan kritisch" – allerdings könne die Infektion gut behandelt werden, da es sich nicht um einen multiresistenten Keim handele.
Insgesamt zehn Kinder angesteckt
Neben dem infizierten Frühchen seien nach Angaben der Klinik gegenwärtig weitere neun kleine Patienten – Frühgeborene, Neugeborene und ein Kleinkind – von den Darmkeimen befallen, wobei bei diesen Kindern bisher keine weiteren Infektionen aufgetreten seien.
Klinik hat umgehend die Sicherheitsmaßnahmen verschärft
Laut der Klinik wurde der Keimbefall bei den standardmäßigen Hygiene-Untersuchungen festgestellt, woraufhin umgehend die Sicherheitsmaßnahmen verschärft wurden – so würden zum einen Sonderreinigungen auf der Station durchgeführt, zudem seien die vom Keim befallenen Kinder in andere Räume gebracht worden. Da diese Maßnahme „einen hohen personellen Aufwand mit sich bringe, würden mit Ausnahme von Notfällen keine weiteren Patienten auf der Station aufgenommen“, so Roeder gegenüber WDR.online weiter, zudem würden geplante Operationen verschoben werden.
Laut Klinik-Sprecher bestehe keine „Krisensituation“
Die getroffenen Maßnahmen seien den Klinik-Sprechern zufolge jedoch nicht mit einer „Krisensituation“ zu begründen, stattdessen ginge es in erster Linie darum, „einer Übertragung des Keims und weiteren Infektionen vorzubeugen“, so Roeder. Unterstützung bekommt Roeder hier vom städtischen Gesundheitsamt – so habe Norbert Schulze Kalthoff, der Leiter des Amtes, laut WDR.de der Klinik ein „vorbildliches Verhalten“ bescheinigt, zudem bestätigte Schulze Kalthoff, dass „keine weitere Gefährdung von Kindern erkennbar“ sei.
Forderung nach exakter Untersuchung des Vorfalls
Dennoch fordert die „Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene“ nun von der Klinik eine gründliche Untersuchung der Vorfälle, denn "Serratia werden nicht auf dem Luftweg übertragen, sondern immer durch Kontakte mit Menschen oder kontaminierte Flächen", so der Vorstandssprecher der Gesellschaft, Klaus-Dieter Zastrow, gegenüber WDR.de. Demzufolge sei eine Ausbreitung des Keims prinzipiell vermeidbar – und die Klinik nun in der Pflicht, den Ursprung zu suchen sowie den Übertragungsweg zu klären. Denn die Erkrankung des Frühgeborenen sei ernst zu nehmen, so der Hygienearzt Zastrow laut WDR.de, da „40 bis 50 Prozent der an einer Blutvergiftung erkrankten Patienten sterben.“
Immer wieder Fälle von Keimbefall in Krankenhäusern
Dabei ist Münster kein Einzelfall, stattdessen haben Keime schon mehrfach zu kritischen Situationen in Kliniken geführt, mehrere Säuglinge sind sogar bereits daran gestorben. So hatten sich "erst Ende Dezember letzten Jahres in der Asklepios Kinderklinik Sankt Augustin fünf Frühchen mit dem Serratia-Keim infiziert, glücklicherweise verlief die Erkrankung hier nicht lebensbedrohlich", sondern konnte bei allen Kindern gut mit Antibiotika behandelt werden. (nr)
Bild: Cornelia Menichelli / pixelio.de
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