Wegfall der Praxisgebühr und gekürzte Steuerzuschüsse: Geldpolster der Gesetzlichen Krankenversicherung schrumpft
20.06.2013
Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) rutscht in die roten Zahlen. Im ersten Quartal erzielten Krankenkassen und Gesundheitsfonds zusammen ein Defizit von fast einer Milliarde Euro. Der Grund liege im Wegfall der Praxisgebühr und gekürzter Steuerzuschüsse.
Defizit von fast einer Milliarde Euro
Gestiegene Ausgaben und Kürzungen von Bundesmitteln sind für ein Defizit im ersten Quartal bei der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verantwortlich. Vor allem beim Gesundheitsfonds, in den die Beitragseinnahmen und Steuerzuschüsse fließen, war ein enormes Ungleichgewicht feststellbar. Er nahm in den ersten drei Monaten 1,77 Milliarden Euro weniger ein als er ausgab. Und obwohl, nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums, die rund 130 Krankenkassen in dem Zeitraum einen Überschuss von rund 850 Millionen erreichten, war der Betrag um etwa 660 Millionen Euro geringer als im Vorjahresquartal. Die Zahlen von Krankenkassen und Gesundheitsfonds ergeben ein Defizit von 915 Millionen Euro, fast einer Milliarde! Die GKV hatte im selben Zeitraum des vergangenen Jahres noch ein Plus von 462 Millionen Euro erzielt.
Milliardenschwere Rücklagen
Mit 27,7 Milliarden Euro befinden sich die finanziellen Rücklagen von Kassen und Fonds aber weiterhin auf einem hohen Niveau. Jedoch sind sie bereits jetzt um 600 Millionen Euro geringer als zu Beginn des Jahres. Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) sieht in den Zahlen dennoch einen Grund zur Freude, denn erfreulicherweise setze sich die positive Finanzentwicklung fort. Dies vor allem in Hinblick auf das Plus der Krankenkassen. Profitieren würden auch mehr als sieben Millionen Versicherte durch Prämienzahlungen im Gesamtwert von bis zu 700 Millionen Euro. So hatten bereits Anfang des Jahres, angesichts der günstigen finanziellen Lage, zahlreiche Krankenversicherungen angekündigt, Prämien an ihre Versicherten zurückzuzahlen. Nach Ansicht des FDP-Politikers würden die neuen Zahlen auch zeigen, dass die geplanten Hilfen für Krankenhäuser, Notdienst-Apotheken und Verbesserungen im Bereich der Prävention finanziell vertretbar seien.
Gestiegene Ausgaben
Faktoren, die zu dem Defizit beitrugen, sind unter anderem, dass die Bundesregierung den Zuschuss an den Gesundheitsfonds für 2013 von 14 auf 11,5 Milliarden gekürzt hatte. Und bei den Kassen, die feste monatliche Beiträge aus dem Fonds zugewiesen bekommen, sanken die Einnahmen durch den Wegfall der Praxisgebühr. Darüber hinaus mussten sie für zentrale Leistungen deutlich mehr Geld ausgeben. So stiegen deren Kosten für ambulante ärztliche Behandlungen um 10,4 Prozent, für zahnärztliche Behandlungen um 8,4 Prozent, für die Krankenhäuser um 2,3 Prozent und für das Krankengeld um 7,6 Prozent. Bei den Arzneiausgaben kam es mit einem Anstieg von 0,1 Prozent zu keinen nennenswerten Veränderungen. Das Gesundheitsministerium gab keine Prognosen für das Gesamtjahr ab, aber es sei zu erwarten, dass Kassen und Fonds die Ausgaben anhand der Einnahmen ausgleichen können. (ad)
Bild: Martin Günther / pixelio.de
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