Behandlungsmöglichkeiten gegen krankhaftes Schwitzen
26.06.2013
Schwitzen ist normalerweise eine natürliche Funktion des Körpers zur Regulierung der Körpertemperatur. Rund 13 Millionen Menschen leiden in den Industrieländern jedoch unter krankhaftem Schwitzen. Die sogenannte Hyperhidrose kann den gesamten Körper oder nur Teile wie die Hände, die Fußsohlen und die Achseln betreffen. Mit den richtigen Therapiemaßnahmen lassen sich die Schwitzattacken jedoch gut in den Griff bekommen.
Schwitzen krankhaft belastet die Psyche
Schwitzen ist ein natürlicher Vorgang im menschlichen Körper, bei dem überschüssige Wärme abgegeben und die Temperatur reguliert wird. Zudem hat der Schweiß eine Signalwirkung über den Geruchssinn. Da im Schweiß auch Sexualduftstoffe, sogenannte Pheromone, enthalten sind, spielt das Sekret auch bei der sexuellen Erregung und Fortpflanzung eine wichtige Rolle.
Beim krankhaften Schwitzen bildet der Körper – auch im Ruhezustand – deutlich mehr Schweiß. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft definiert die Bildung von 100 Milligramm Schweiß innerhalb von fünf Minuten in einer Achselhöhle als Hyperhidrose. Es gibt jedoch unterschiedliche Schweregrade. Einige Betroffene leiden nur an bestimmten Körperstellen wie den Händen, Fußsohlen oder den Achselhöhle an einer krankhaft erhöhten Schweißproduktion. Bei anderen Menschen ist der gesamte Körper betroffen. Neben den körperlichen Symptome empfinden die Patienten auch die psychische Belastung als starke Einschränkung ihrer Lebensqualität. Händeschütteln kann beispielsweise aus Scharm bereits zum Problem werden. Auch für die nassen Flecken auf dem T-Shirt schämen sich viele Betroffene.
Einer Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) leiden in den Industrieländern rund 13 Millionen Menschen an krankhaftem Schwitzen, das meist in der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter beginnt. Unbehandelt besteht die Erkrankung in der Regel ein Leben lang.
Ärzte unterscheiden zwischen der primären und sekundären Hyperhidrose. Während bei der primären Hyperhidrose die Ursache bislang noch unbekannt ist, tritt die sekundäre Hyperhidrose als Begleiterscheinung einer anderen Grunderkrankung auf wie Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz und Überfunktion der Schilddrüse. Die sekundäre Hyperhidrose ist zwar seltener, sollte jedoch im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung ausgeschlossen werden.
Diagnose von krankhaftem Schwitzen
Ob es sich tatsächlich um krankhaftes Schwitzen handelt oder die Schweißproduktion noch im normalen gesunden Bereich liegt, kann ein Arzt mit verschiedenen Diagnoseverfahren feststellen. Zum einen können quantitative Verfahren angewendet werden, bei denen die auftretende Schweißmenge pro Zeiteinheit bestimmt wird. Mit qualitativen Verfahren werden die Körperstellen bestimmt, an denen eine verstärkte Schweißbildung vorliegt. Zudem kann ein Jod-Stärke-Test (Minor-Test) durchgeführt werden, der ebenfalls Aufschluss über krankhaftes Schwitzen geben kann, indem zunächst eine Jodlösung und anschließend Stärke auf die betroffen Stellen aufgetragen wird. Verfärben sich Stellen braun, handelt es sich um übermäßige Schweißproduktion. Auch ein Gravimetrietest, bei dem ein spezielles Papier auf die betroffene Hautstelle gelegt wird, kann für die der Diagnose hilfreich sein. Mittels Differentialmessung kann dann die Schweißmenge ermittelt und bewertet werden.
Liegt eine primäre Hyperhidrose, also keine ursächliche Grunderkrankung vor, sollte eine individuell auf den Patienten abgestimmte Therapie erfolgen. Dabei wird normalerweise mit dem schonendsten Verfahren begonnen.
Therapien gegen krankhaftes Schwitzen
Im Rahmen der GfK-Umfrage antworteten 62 Prozent der Teilnehmer auf die Frage: „Wussten Sie, dass Schwitzenhidrose krankhaft sein kann?" mit einem „Ja“. Vielen ist jedoch nicht bekannt, dass es verschiedene Behandlungsmethoden gibt, um das krankhafte Schwitzen in den Griff zu bekommen.
Bei der Therapie wird nach den betroffenen Körperregionen unterschieden. Während bei einer generalisierten, den gesamten Körper betreffenden primären Hyperhidrose meist nur eine sogenannte systemische Behandlung mit Antihidrotika oder Psychopharmaka meist in Tablettenform Linderung verschafft, kommen beim starken Schwitzen an den Händen, Fußsohlen oder unter den Achsel auch andere, weniger belastende Therapien in Frage. So wäre das erste Mittel eine Behandlung mit Antitranspiranten aus der Apotheke. Häufig ist Aluminiumchlorid in den Präparaten enthalten, die vor dem Schlafengehen auf die betroffenen Körperstellen gepinselt werden. Nach einer Woche kann die Anwendung auf ein- bis zweimal wöchentlich reduziert werden bis sie schließlich beendet wird. Ziel ist es, die Schweißproduktion dauerhaft zu verringern.
Die sogenannte Iontophorese kann beim krankhaften Schwitzen der Hände und Fußsohlen angewendet werden. Dabei soll pulsierender Gleichstrom in einem Wasserbad die Schweißproduktion reduzieren. Haben diese Verfahren nicht zum gewünschten Erfolg geführt, kann eine sogenannte chemische Denervierung durchgeführt werden, bei der Botulinumtoxin (Botox) in die betroffenen Hautstellen injiziert wird und die Schweißbildung hemmen soll.
Darüber hinaus können in schweren Fällen – als letztes Mittel – die Schweißdrüsen operativ entfernt werden. Betroffene sollten sich in jedem Fall von einem Arzt untersuchen und beraten lassen. Häufig lindern bereits kleinere Maßnahmen wie die Anwendung von Antitranspiranten die Beschwerden und den Leidensdruck der Patienten erheblich. (ag)
Bild: Maria Lanznaster / pixelio.de
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.