Masern-Impfpflicht für medizinisches Personal empfohlen
30.06.2013
Die Masern sind in derzeit wieder in aller Munde, da es in den letzten Monaten zu besonders vielen Neuerkrankungen kam. Ein aktueller Fall zeigt, dass Ärzte, die nicht geimpft sind, ihre Patienten anstecken können. In einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“ empfiehlt ein Experte eine Impfpflicht für Ärzte.
Zehn Monate altes Mädchen angesteckt
Deutschland wird derzeit von einer Masern-Epidemie heimgesucht. Vor allem in Bayern und Berlin grassiert die Virusinfektion, an der nicht nur Kinder erkranken können. Wie ein aktueller Fall zeigt, sind es manchmal auch Ärzte, die nicht geimpft sind, die die Krankheit auf ihre Patienten übertragen. So hatte in einem großen Berliner Krankenhaus ein masernkranker Arzt ein herzkrankes zehn Monate altes Mädchen behandelt, das daraufhin selbst an Masern erkrankte.
Impfpflicht „wünschenswert“
Durch die deutlich gestiegenen Zahlen an Masernerkrankungen in den letzten Monaten wurde eine Debatte um gezielte Impfkampagnen angeregt. Der Ratinger Kinderarzt Martin Terhardt, Mitglied der bundesweiten Ständigen Impfkommission, erklärte in der neuen Ausgabe des „Focus“ eine Impfpflicht für medizinisches Personal für „wünschenswert.“
Jahrgänge ab 1970 oft ohne ausreichenden Schutz
Auch wenn die Infektionskrankheit vor allem Kinder betrifft, stehen in der aktuell grassierenden Masernepidemie, Erwachsene im Mittelpunkt. So haben viele der nach 1970 Geborenen keinen oder nur unvollständigen Impfschutz. Ab 1970 wurde mit den Masernimpfungen begonnen und Menschen, die vorher geboren wurden, seien oft durch eine überstandene Infektion auf natürlichem Wege geschützt. Martin Lang, Vorsitzender des Bayerischen Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, erklärte dazu: „Aber 50 Prozent der 19- bis 39-Jährigen sind heute nicht ausreichend geimpft." Aus dieser Altersgruppe hätten 20 bis 30 Prozent gar keine und der Rest nur eine der zwei nötigen Impfungen.
Aktuell 984 Masernfälle
Im „Focus“ spricht der Fachmediziner Terhardt von einer „Generation der Vergesser und Nichtwisser“. Bei Erwachsenen verläuft die Krankheit oft viel schwerer als bei Kindern. Wie wichtig eine Schutzimpfung ist, zeigte vor kurzem ein Fall in Nordrhein-Westfalen. Dort war ein 14-Jähriger an den Spätfolgen einer Masernerkrankung gestorben. Im Alter von fünf Monaten hatte er sich im Wartezimmer eines Kinderarztes mit dem Virus angesteckt. Zu diesem Zeitpunkt war das Kind aber noch zu jung für eine Impfung. Laut einer „Focus“-Umfrage in allen Gesundheitsministerien liegt die Zahl der Masernfälle in Deutschland derzeit bei 984. Mit Ausnahme von 2006 (2307 Fälle) und 2011 (1608 Fälle) ist dies bereits jetzt mehr als die jeweilige Summe aller Erkrankungen in den Jahren seit 2004. (ad)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.