Höheres Hautkrebs-Risiko unter der Mittelmeersonne
30.06.2013
Die Urlaubszeit hat begonnen und viele Bundesbürger zieht es ans Mittelmeer oder in andere südliche Gefilde. Sonnenhungrige sollten aber vorsichtig sein, denn je stärker die Strahlung, desto größer das Sonnenbrandrisiko. Dadurch steigt auch das Hautkrebs-Risiko. Beherzigt man allerdings die Ratschläge von Experten, kann man die Risiken minimieren.
Jeder fünfte Bundesbürger betroffen
Jeder fünfte Bundesbürger wird im Lauf seines Lebens an Hautkrebs erkranken, besagt eine Studie des Hauttumor-Zentrums der Charité in Berlin. Pro Jahr sei bei der Frühform des hellen Hautkrebses von etwa 250.000 Neuerkrankungen auszugehen und beim schwarzen Hautkrebs von 15.000. Jessica Hassel, Leiterin der dermatologischen Ambulanz am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg, meint zwar, es sei ein Irrglaube, dass die Sonne der Psyche zuträglich sei: „Das stimmt nur bei Menschen mit echten Depressionen.“ Aber wenn einige Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, spricht nichts dagegen, sich in der Sonne zu erholen.
Ungeschützt in der Sonne ist häufigster Grund für Hautkrebs
Der häufigste und wichtigste Grund für Hautkrebs ist die Gewohnheit, sich ungeschützt in der Sonne aufzuhalten. Es spielen auch andere Faktoren eine Rolle wie Hauttyp, erbliche Vorbelastung oder Anzahl der Muttermale, aber das Sonnenbaden steht ganz oben auf der Risiko-Skala. Vor allem die Zahl der Sonnenbrände vor dem 15. Lebensjahr sei bedeutend, da die Haut dann deutlich stärker geschädigt werde. Einer Umfrage der europäischen Hautkrebsstiftung „European Skin Cancer Foundation“ (ESCF) zufolge hat jedes fünfte Kindergartenkind bereits einmal in seinem Leben an einem Sonnenbrand gelitten. Beate Volkmer, Zellbiologin am Dermatologischen Zentrum Buxtehude und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention erklärte: „Kinderhaut ist nicht nur zarter, sondern auch anders aufgebaut als die Haut Erwachsener: Die für die Entstehung von Hautkrebs relevanten Zellen liegen näher an der Oberfläche.“
Hoher Lichtschutzfaktor besonders für Hellhäutige
Wie lange man sich der Sonne aussetzen kann hängt unter anderem vom jeweiligen Hauttyp und der verwendeten Sonnencreme ab. So rötet sich die Haut unter der Mittelmeersonne bei weißhäutigen, rothaarigen Personen nach fünf bis zehn Minuten, bei Hellblonden nach zehn bis 20 Minuten und dunklere Hauttypen können bis zu einer halben Stunde ungeschützt in der Sonne verbringen. Beim Sonnenbaden ist allgemein Sonnencreme angeraten. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Lichtschutzfaktor zu. Rötet sich die Haut beispielsweise bei einer Person nach zehn Minuten, würde ein Lichtschutzfaktor 30 die Zeit, die sie sich in der Sonne aufhalten kann, um das dreißigfache, also auf fünf Stunden erhöhen. „Wir empfehlen, diese Maximalzeit nicht ausreizen, sondern sich mit ca. 60 Prozent zu begnügen“, meint Beate Volkmer.
Mittagshitze meiden und auch im Schatten schützen
Die UV-Strahlung ist zur Mittagszeit zwischen 11 und 15 Uhr am intensivsten und deshalb sollte man sich dann vor allem im Schatten oder in Räumen aufhalten. Man kann sich auch mit einem Hut und leichter Kleidung schützen. Dabei bieten Polyester und Mischungen von Polyester, gefolgt von Wolle, Seide und Nylon einen weit besseren Schutz als Baumwolle, Leinen oder Viskose. Dunkle Farben scheinen die schädliche Strahlung besonders wirksam abblocken zu können.Auch im Schatten sollte man nicht vergessen, sich zu schützen, denn auch da erreichen noch bis zu 70 Prozent der UV-Strahlung die Haut.
Gutes muss nicht teuer sein
Um sich ausreichend vor einem Sonnenbrand zu schützen, sollte man beim Verwenden von Sonnenmilch nicht sparsam sein. Bei einem Erwachsenen wird pro Eincremen etwa die Menge von drei Esslöffeln benötigt. Alle zwei Stunden oder aber nach dem Schwimmen, Abtrocknen oder starkem Schwitzen wird eine Auffrischung nötig. Vorsicht ist geboten bei der Gesamtzeit, die man in der Sonne verbringt. Erneutes Eincremen verlängert diese nämlich nicht, sie beginnt mit der ersten Cremeschicht und hängt von Faktoren wie dem Lichtschutzfaktor oder Hauttyp ab. Um sich oft genug eincremen zu können, muss man nicht auf teure Produkte zurückgreifen, aktuelle Tests der Stiftung Warentest haben ergeben, dass bei Sonnencremes Billigprodukte besonders gut abgeschnitten haben.
Sonnencreme allein verhindert keinen Hautkrebs
Hautkrebsexperten, wie Frau Volkmer sehen Sonnencreme erst an dritter Stelle, um Hautschäden durch die Sonne zu vermeiden. Weiter oben würden Schatten und Bekleidung rangieren. Sie meint zwar: „Sonnencremes haben sich im Labor als sehr guter Krebsschutz erwiesen.“ Verschiedene Studien hätten aber gezeigt, dass sie diesem Anspruch in der Praxis nicht genügen. Das könne damit zusammenhängen, dass die erforderlich Crememenge von mindestens 40 Millilitern pro Eincremen alle zwei Stunden im Alltag nicht umzusetzen sei.
Nicht leichtsinnig werden
Im Urlaub am Strand ist es für die meisten Menschen normal, sich einzucremen. Manche bedenken jedoch nicht, dass auch im Wasser Sonnenbrand lauert. Die Sonnenstrahlung wird im Wasser reflektiert und intensiviert. Oft wird im kühlen Nass erst zu spät bemerkt, wie gereizt die Haut bereits ist. Die Verwendung von Sonnenmilch führt bei einigen Nutzern auch dazu, die Sonnenbäder über die Zeit hinaus auszudehnen, die gefahrlos möglich wäre. Daraus erklärten sich Wissenschaftler auch die häufigeren Melanome. Das Wetter in Deutschland trägt anscheinend ebenfalls einen Teil zum leichtsinnigen Umgang gegenüber der Sonne bei. Laut einer Umfrage würden sich Familien im Urlaub eifrig eincremen und dabei besonders auf die Kinder achten. Zuhause im eigenen Garten oder auf dem Spielplatz würden viele aber wieder zu nachlässig damit umgehen. (ad)
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