Wie Rauchen die Anfälligkeit für Alkoholmissbrauch steigert
22.07.2013
Nikotin steigern die Lust auf Alkohol- zumindest bei Ratten. Seit langem ist bekannt, dass Raucher vermehrt zum Alkoholmissbrauch neigen, Tabakkonsum somit einen Risikofaktor für die Alkoholsucht bildet. Welche neuronalen Prozesse diesen Zusammenhang bedingen, war bislang jedoch unklar. US-Wissenschaftler vom Institut für Neurowissenschaften des Baylor College of Medicine in Houston haben nun in Versuchen mit Ratten den zugrundeliegenden Effekt entschlüsselt und ihre Ergebnisse im Fachmagazin „Neuron“ veröffentlicht.
Wie das Forscherteam um William Doyon herausfand, hemmt Rauchen die synaptische Übertragung, welche beim Kontakt mit Dopamin-Neuronen einsetzt, wodurch die Dopamin-Antwort allgemein beeinträchtigt wird. Dopamin fungiert als Glückshormon und spielt eine wesentliche Rolle im Belohnungssystem des Gehirns. Da weniger Dopamin im Gehirn der Nikotin-Ratten freigesetzt wurde, steigerten diese in den Versuchen schlichtweg ihre Alkohol-Aufnahmemenge. Ob die Ergebnisse in ähnlicher Weise für den Menschen gelten, bleibt bislang zwar ungewiss, doch könnte dies eine Erklärung für den in früheren Studien nachgewiesenen vermehrten Alkoholmissbrauch bei Rauchern sein.
Rauchen als Risikofaktor für Alkoholmissbrauch
„Rauchen ist ein bekannter Risikofaktor für späteren Alkoholmissbrauch, aber die zugrundeliegenden neuronalen Ereignisse dieses Risikos waren bisher weitgehend unbekannt“, schreiben Doyon und Kollegen. In Versuchen mit Ratten untersuchten die Wissenschaftler nun den Effekt eines frühzeitigen Nikotin-Konsums auf das Trinkverhalten der Tiere. Dabei beobachteten sie, das Ratten unter Nikotin-Einfluss deutlich häufiger aus bereitgestellten Trinkbehältern mit Alkohol tranken als die Tiere der Kontrollgruppe. Verursacht werde dies vor allem durch die Beeinträchtigung der Dopamin-Antwort. Das Belohnungssystem im Gehirn werde ausgebremst und die betroffenen Tiere suchten nach Ersatz, um die Dopamin-Ausschüttung zu stimulieren. Dies erkläre die erhöhte Anfälligkeit gegenüber Alkoholmissbrauch, aber möglicherweise auch gegenüber anderen Drogen.
Eine Blockierung der Stresshormon-Rezeptoren bei den Ratten vor der Nikotinaufnahme habe in den Versuchen dazu geführt, dass alle zuvor festgestellten Zusammenhänge zwischen dem Nikotin und dem Alkoholkonsum verhindert wurden, berichten die US-Wissenschaftler. Dies gelte auch für die Hemmung auf Dopamin-Neuronen, die verringerte Dopamin-Antwort und den erhöhten Alkoholkonsum. Damit ist der neuronale Effekt, der dem erhöhten Alkoholmissbrauch unter Rauchern zugrunde liegt, nach Einschätzung der Wissenschaftler entschlüsselt, obwohl bislang noch nicht überprüft wurde, inwieweit die Ergebnisse auf den Menschen übertragen werden können. Sollten Menschen in vergleichbarer Weise reagieren, könnte das Experimentieren mit Zigaretten im Jugendalter eine größere Anfälligkeit für Alkoholmissbrauch im späteren Lebensverlauf mit sich bringen, erläuterte der Co-Autor der Studie, John Dani. Er sprach sich daher gleichzeitig für eine Verbesserung der Prävention aus. Gegebenenfalls sollten rauchende Teenager nach Ansicht des Experten auch an entsprechenden Entwöhnungsprogramme teilnehmen. (fp)
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