Krankenhausreport 2013: Zahl der stationären Behandlungen von Darmkrebs rückläufig
24.07.2013
Krankenhausaufenthalte waren 2012 zwar durch einen Rückgang der Verweildauer in den Kliniken aber auch durch unverändert hohe Behandlungszahlen gekennzeichnet. Das ergab der Krankenhausreport der Krankenkasse Barmer GEK. Eine positive Entwicklung ist bei der Behandlung von Darmkrebs, die schwerpunktmäßig in dem Report untersucht wurde, zu verzeichnen. Die Zahl der Darmkrebs-Patienten, die eine stationäre Therapie erhielten, sank von 2005 bis 2012 um rund 21 Prozent.
Krankenhausreport zeigt Rückgang der Verweildauer bei stationären Krankenhausaufenthalten
„Unverändert setzt sich ein seit den neunziger Jahren beobachteter Trend fort. Auch 2012 sind die Aufenthalte im Krankenhaus im Durchschnitt kürzer als im Vorjahr", erläutert Prof. Dr. Eva Maria Bitzer vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG), die mit ihrem Autorenteam maßgeblich an der Erstellung des Krankenhausreport beteiligt war. Während es 1992 noch mehr als 13 Tage waren, sank die durchschnittliche Dauer eines stationären Krankenhausaufenthaltes 2012 auf 8,3 Tage. Vor allem die kürzere Behandlungsdauer von Kreislauf-Erkrankungen sei für den Rückgang der Verweildauer in Krankenhäusern verantwortlich, heißt es in dem Report. Von 1992 bis 2012 habe sich die Behandlungsdauer um 44 Prozent verkürzt. Im Gegensatz dazu sei die stationäre Verweildauer wegen psychischer Erkrankungen um 67 Prozent gestiegen (unter Annahme einer unveränderten Geschlechts- und Altersstruktur).
Bei der Behandlungshäufigkeit gab es im Vergleich zu den Vorjahren kaum Veränderungen. Beide Effekte bewirkten jedoch, dass die Gesamtverweildauer leicht zurückging.
Dr. Rolf-Ulrich Schlenker fordert eine Reform im Bereich der Krankenhäuser. „Wir müssen das Mengenproblem in den Griff bekommen, indem wir die medizinisch nicht zwingend notwendigen Behandlungen verhindern. Wir wollen außerdem die Qualitätssicherung im Krankenhaus vorantreiben und eine Lösung dafür finden, dass sich die Bundesländer immer mehr aus der Finanzierung der Krankenhausinvestitionen zurückziehen“, erläutert der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK. Die Kasse wünscht sich angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl von den neuen politisch Verantwortlichen mehr Freiräume für die patientenorientierte Versorgung. Dazu gehören unter anderem die Möglichkeit, direkte Verhandlungen mit Kliniken über planbare Leistungen zuführen, der Ausbau von integrierten Versorgungsmodellen zur Vernetzung ambulanter und stationärer Versorgung sowie die Schaffung von Anreizen für qualitätsgesicherte Versorgungsangebote.
Laut Krankenhausreport deutlich weniger Krankenhausaufenthalte wegen Darmkrebs
Darmkrebs gehört in Deutschland mit jährlich etwa 69.000 Neuerkrankungen zu den häufigsten Krebsarten in Deutschland. Die Heilungschancen hängen maßgeblich davon ab, wie früh der Krebs erkannt und behandelt wird. Ein Jahr nach der stationären Erstbehandlung sind rund 20 Prozent der Patienten verstorben, fünf Jahre nach dem Klinikaufenthalt waren es etwa 45 Prozent.
Wie die Barmer GEK mitteilt, sei die Zahl der stationären Behandlungen wegen Darmkrebs von 2005 bis 2012 um 21 Prozent gesunken. Auch die Zahl der Chemotherapien und Bestrahlungen gehen dem Report zufolge zurück und werden zunehmend von niedergelassenen Fachärzten durchgeführt. „Diese erfreuliche Entwicklung lässt den Rückschluss zu, dass mit Hilfe gezielter Vorsorgemaßnahmen Darmkrebs heute so früh erkannt wird, dass er seltener im Krankenhaus behandelt werden muss", so Schlenker. Es seien weitere Maßnahmen zur Darmkrebsvorsorge vorgesehen. „Eigentlich ist ab 2017 geplant, routinemäßig zu Vorsorgeuntersuchungen einzuladen. Die Barmer GEK wird dies voraussichtlich früher tun, ein entsprechendes individualisiertes Einladungsverfahren wollen wir in Bayern erproben", berichtet Schlenker.
Gleichzeitig ist die Zahl der schonenderen laparoskopische Operationen in den letzten sieben Jahren deutlich von fünf auf 15 Prozent gestiegen. Auch die Fallkosten haben sich erhöht. „Die Kosten je Betroffenem für die Behandlung von Darmkrebs im Krankenhaus sind zwischen 2005 und 2012 um 21 Prozent gestiegen, von durchschnittlich 9.316 auf 11.314 Euro", erläutert Bitzer.
Der diesjährige Krankenhausreport beinhaltet auch eine Befragung von rund 800 Patientinnen und Patienten, die im vergangenen Jahr wegen Darmkrebs behandelt wurden. Etwa bei einem Drittel (34,8 Prozent) traten Komplikationen bei der Therapie auf. Bei den meisten kam es zu Wundheilungsstörungen (15,1 Prozent), gefolgt von einem Darmverschluss (3,9 Prozent). Zudem leiden viele Betroffene ein Jahr nach dem Klinikaufenthalt an gastrointestinale Symptomen sowie Müdigkeit und Schlafstörungen. Auch Scham und soziale Einschränkungen aufgrund der Darmoperation erleben viele Patienten. (ag)
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