Wissenschaftler sehen Einfluss des Mondes auf menschlichen Schlaf: Schlechter Schlaf bei Vollmond doch kein Mythos?
28.07.2013
Seit Urzeiten überliefert der Volksmund, bei Vollmond leiden Menschen unter Schlafschwierigkeiten. Nun scheint es Forschern gelungen zu sein, dies wissenschaftlich zu belegen. Demnach schlafen Menschen bei Vollmond kürzer und weniger fest.
Frühere Studien neu ausgewertet
Künftig muss man sich wohl nicht mehr milde belächeln lassen, wenn man behauptet Vollmond lasse einen schlecht schlafen. Schweizer Wissenschaftlern sei es in einer Studie gelungen, zu belegen, dass die Schlafqualität mit zunehmendem Mond sinkt, wie sie im Fachmagazin „Current Biology“ berichten. Dafür werteten die Forscher um den Baseler Chronobiologen Christian Cajochen Daten früherer Studien noch einmal in Bezug auf den Mondzyklus aus. Die Forscher analysierten Informationen von 17 jungen Erwachsenen und 16 älteren Menschen, die mehrmals in einem Schlaflabor übernachtet hatten. Dabei wurden deren Hirnströme aufgezeichnet, sowie die Bewegung der Augen und die Ausschüttung bestimmter Hormone, wie Melatonin, das den Tag-Nacht-Rhythmus des menschlichen Körpers steuert.
20 Minuten weniger Schlaf
Die Probanden schliefen im Labor zu ähnlichen Zeiten wie zu Hause, um die innere Uhr nicht zu verwirren. Für alle galten die selben Bedingungen: wenig Licht, eine Temperatur um die 21 Grad Celsius, kleine Snacks, sowie Trinkwasser nach Bedarf. Die Teilnehmer erhielten weder Hinweise auf die Uhrzeit, noch auf die aktuelle Mondphase. Die Untersuchungen ergaben, dass sich bei Vollmond in den Hirnströmen 30 Prozent weniger Delta-Wellen fanden. Diese gelten als Anzeichen für Tiefschlaf. Außerdem hätten die Probanden durchschnittlich fünf Minuten länger zum Einschlafen gebraucht und die Nachtruhe verkürzte sich unterm Strich um ganze 20 Minuten.
Erster zuverlässiger Beweis
Auch die Teilnehmer selbst empfanden ihren Schlaf in diesen Phasen subjektiv als schlechter. Außerdem sanken die Hormonwerte. So wurde bei Vollmond nur noch rund halb so viel Melatonin ausgeschüttet. Die innere Uhr geriet wohl insgesamt etwas durcheinander. „Im Gegensatz zum Tag-Nacht-Rhythmus sind Mond-Rhythmen nicht so offensichtlich und schwieriger zu dokumentieren – aber sie existieren", folgert die Forschungsgruppe aus der Schweiz. „Das ist der erste zuverlässige Beleg dafür, dass die Mondphasen das menschliche Schlafverhalten regulieren können."
Relikt aus vergangenen Zeiten
Die Forscher meinen, dies könne ein Relikt aus vergangenen Zeiten sein, als der Mond noch wichtiger Taktgeber für das menschliche Zusammenleben gewesen sei. Aus dem Tierreich, vor allem bei bestimmten Meerestieren, sei bekannt, dass das Mondlicht beispielsweise das Fortpflanzungsverhalten beeinflusse. Die Wissenschaftler erläuterten, dass heutzutage der Einfluss des Erdtrabanten durch andere Einflüsse der modernen Welt, wie etwa elektrisches Licht, verdrängt werde. Ihr Fazit lautete aber: „Unsere innere Uhr reagiert auch heute noch auf den Rhythmus des Mondes."
Zufallsfund aussagekräftig
Studienleiter Cajochen hält die Daten trotz der kleinen Anzahl an Probanden für aussagekräftig. Die Studie hätte eigentlich ein anderes Thema gehabt, warum auch weder die Teilnehmer noch die Forscher zur fraglichen Zeit an den Mond dachten. Und alle Testpersonen seien im Schlaflabor völlig abgeschottet von äußeren Einflüssen oder Licht gewesen. Zudem waren alle sehr gute Schläfer. Über die Gründe des Einflusses des Mondes auf den Menschen stellen die Wissenschaftler bislang aber nur Vermutungen an.
Beim Einschlafen Alltagsprobleme vergessen
Zahlreiche andere Studien haben jedoch festgestellt, dass Vollmond-Phasen nicht für Schlafprobleme oder gar Schlafwandeln verantwortlich sind. Lediglich der Gedanke und der Glaube daran könnte Menschen um den Schlaf bringen. Haben Menschen, egal ob bei Vollmond oder zu anderen Zeiten Einschlafschwierigkeiten, helfen oft schon einfache Mittel. „Beim Einschlafen ist entscheidend, sich zu entspannen und die Alltagsprobleme zu vergessen", so Hans-Günter Weeß vom interdisziplinären Schlafzentrum im pfälzischen Klingenmünster. Für die aktuellen nächtlichen tropischen Temperaturen können einige Schlafhilfe-Tipps für tropische Nächte hilfreich sein. (ad)
Bild: Uwe Wagschal / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.