Studie: Hoher Zeitruck und steigender Personalmangel führen zu einer Unterversorgung von Krankenhauspatienten. Die Geringe Qualität der Pflege verursacht wachsende Kosten.
05.08.2013
Eine britische Studie kommt jetzt zu dem Ergebnis, dass bis zu 90 Prozent der Pflegekräfte in ihrer jüngsten Schicht etliche wichtige Aufgaben unerledigt lassen müssen. Eine geringe Qualität der Pflege verursacht somit wachsende Kosten Pflegequalität und das Ausmaß, mit dem Patienten wegen Pflegefehlern Schaden zugefügt wird, war in der jüngsten Zeit Thema mehrerer durchgeführter Studien in Großbritannien.
Ende Juli wurde eine weitere britische Studie im BMJ Quality und Safety mit dem Ergebnis veröffentlicht, dass in staatlichen britischen Kliniken bestimmte Pflegeleistungen nicht mehr erbracht werden können. Es fehlen einfach die Pflegekräfte dafür. So gaben 86 Prozent der für die Studie befragten Pflegekräfte gaben an, dass Sie während der jüngsten Schicht eine oder mehrere Pflegeaktivitäten nicht ordentlich zu Ende bringen können.
Personalmangel lässt Patienten unversorgt
Mit der Unterversorgung von Pflegekräften einsteht größerer Zeitdruck. Den Pflegern fehlt einfach die Zeit. Krankenhauspatienten können regelmäßig nicht ordentlich versorgt.
Schon alleine das Erstellen und Aktualisieren von Pflegeplänen bleibt auf der Strecke, was die Arbeit zusätzlich erschwert. Ebenso die Aufklärung der Patienten. Es fehle aber auch die wichtige Zeit, mit den Patienten zu reden und sie zu trösten, deckt die Studie auf. Laut den Experten in Großbritannien sind Ergebnisse Folge der Budgetkürzungen im Gesundheitssektor. Die Regierung will künftig die häusliche Pflege von Patienten stärker in den Mittelpunkt stellen.
Deutschland kein Vorbild
In der WDR Dokumentation "Der Nächste bitte!" – Pflegenotstand Krankenhaus" stellt die Kinderstationsleiterin der Berliner Charié, Corinna Dacosta, ernüchternd fest: „Fast jeden Tag fehlen mir Leute. Ich rufe immer wieder Kolleginnen aus der Freizeit zurück in die Station. Die schieben dann Unmengen Überstunden vor sich her.
Die Studie „Pflegelandschaft 2030“ der Prognos AG weisst auf die eklatante Fehlentwicklung hin.Während die Zahl der Beschäftigten demografiebedingt zurückgeht, steigt die Zahl der Pflegebedürftigen von 2,4 Millionen auf 3,4 Millionen im Jahr 2030. Dieser Trend ist insbesondere getrieben durch die Alterung der Bevölkerung. Andere, verschärfende Einflüsse wie etwa eine relative Zunahme von stationärer Pflege oder eine Steigerung des Pflegerisikos sind dabei nicht berücksichtigt. Heute werden die Pflegebedürftigen neben der professionellen Pflege(ambulante und stationäre Betreuung) auch in hohem Umfang von Angehörigen versorgt. Aus der Zunahme an Pflegebedürftigen lässt sich rechnerisch ein erhöhter Personalbedarf in der Pflege ableiten. Bis 2030 fehlen demnach unter sonst unveränderten Rahmenbedingungen 506.000 Pflegekräfte
Ausweg der Politik: häusliche Pflege
Der Pflegeexperte Jürge Gohde legt heute ein Pflegekonzept vor, das den Erhalt von Selbstständigkeit und Gesundheit älterer Menschen priorisieren soll und damit Pflegebedürftigen möglichst lange den Umzug in ein Heim erspart. Der Vorsitzende des Kuratoriums Deutsche Altershilfe KDA war Vorsitzender des Expertenbeirats, der im Jahr 2009 einen ersten Bericht zur Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs an die Regierung übergeben hatte. Für eine Neuauflage durch Bundesgesundheitsminister Bahr stand Gohde nicht mehr zur Verfügung.Er gab den Vorsitz ab. (fr)
Bild: Uta Herbert / pixelio.de
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