Schonende Hilfe für kleine Schnarcher
07.08.2013
Laute Atemgeräusche in der Nacht sind unter Erwachsenen weit verbreitet. Doch nicht nur die Großen schnarchen, auch Kinder leiden darunter. Etwa die Hälfte aller Sprösslinge zwischen ein und vier Jahren schnarcht gelegentlich, acht Prozent von ihnen sogar jede Nacht. Was viele Eltern meist nicht wissen: Auslöser des nächtlichen Sägens ist oft eine ernst zu nehmende Verengung der Atemwege durch vergrößerte Gaumenmandeln, welche im schlimmsten Fall sogar zu gefährlichen Atemaussetzern führen. Hilfe ermöglichen gewebeschonende Verfahren unter Einsatz eines Lasers oder mit Radiofrequenz.
Eltern sollten das Schnarchen ihrer Kinder ernst nehmen, denn die kleinen Betroffenen wachen nachts aufgrund von Atemnot oder sogar dem vollständigen Aussetzen der Atmung häufiger auf als ihre nicht schnarchenden Altersgenossen. So bekommen sie zu wenig erholsamen Schlaf, der jedoch eine wichtige Grundlage für die natürliche Entwicklung des Kindes bildet. „Im Gegensatz zu Erwachsenen, bei denen sich Schlafmangel durch Schläfrigkeit auszeichnet, verhalten sich müde Kinder eher aktiv, unruhig und ungeduldig“ warnt Dr. Joachim Maiwald vom HNOnet NRW. Neben Aggressivität geht dies bei Kindern oft mit Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und sogar Depressionen einher. Häufig führen die sägenden Atemgeräusche daher auch zu schulischen Problemen. Weitere Folgen des lauten Schnarchens: Zahnerkrankungen. Beim Atmen mit geöffnetem Mund trocknet dieser aus und bietet Erregern einen optimalen Nährboden für „Karius und Baktus“. Auch eine Störung der Nahrungsaufnahme mit Appetitlosigkeit und Gedeihstörung können auftreten. Kloßige Sprache, Fehlentwicklungen im Mund- und Kieferbereich sowie gehäuft Mittelohrentzündungen sind keine Seltenheit. Eltern sollten also öfter mal ein Ohr auf die nächtliche Atmung ihres Kindes haben, um Veränderungen festzustellen.
Diagnostiziert der behandelnde HNO-Arzt vergrößerte Gaumenmandeln, ist die sogenannte Tonsillotomie, eine schonende Teilentfernung der Gaumenmandeln mithilfe eines Lasers oder der Radiofrequenztechnik, Methode der Wahl. Sie verursacht wenig Schmerzen und im Gegensatz zur herkömmlichen Operation kaum Blutungen. Dadurch eignet sie sich besonders für Kinder unter fünf Jahren. „Im Gegensatz zur Totalentfernung der Gaumenmandeln, verbleibt bei der schonenden Tonsillotomie ein Rest des Mandelgewebes, welches die Abwehrfunktion gegenüber Krankheitserregern aufrecht erhält und so das Immunsystem des Kindes unterstützt“, erklärt Dr. Maiwald. „Dieses Verfahren birgt ein sehr geringes Nachblutungsrisiko und verursacht nur wenig Schmerzen.“ So können die kleinen Patienten schon am Operationstag wieder feste Nahrung zu sich nehmen, ohne unter starken Schluckbeschwerden zu leiden. Außerdem dürfen sie wenige Stunden nach dem Eingriff wieder nach Hause, um sich dort vollständig auszukurieren.
Während des Eingriffs reduziert der Operateur die vergrößerten Gaumenmandeln des Patienten um rund ein Drittel oder sogar die Hälfte ihres Ausgangsvolumens. Anders als mit einem Skalpell wird die Wundfläche „verschweißt“, wodurch keine oder nur minimale Blutungen auftreten. In der Regel dauert der Eingriff etwa 20 bis 30 Minuten und erfolgt ambulant unter Vollnarkose. Rund 100.000 Mal pro Jahr kommt die Tonsillotomie in Deutschland zum Einsatz und gilt weltweit als sichere Operationsmethode mit einer Erfolgsquote von über 90 Prozent. Seit April 2012 übernehmen nahezu alle gesetzlichen Krankenkassen den Eingriff. Chronisch entzündete Mandeln, die bei Kindern ebenfalls oft auftreten, behandeln HNO-Ärzte jedoch weiterhin mit einer Tonsillektomie, also einer vollständigen Entfernung des Gewebes. (pm)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.