Stiftung Warentest stellt riskante Arzneimittel für ältere Menschen vor
29.08.2013
Die Einnahme von Medikamenten kann schnell zu unangenehmen Nebenwirkungen führen, eine Überdosis mancher Wirkstoffe sogar tödlich sein. Gerade ältere Menschen sollten daher besonders vorsichtig sein, denn laut der Stiftung Warentest richten viele Arzneien im Alter eher gesundheitlichen Schaden an.
10 bis 15 Prozent der Klinikeinweisungen durch Medikamente
Wie die Stiftung Warentest festgestellt hat, haben viele Medikamente bei älteren Menschen keinen positiven Effekt, sondern schaden stattdessen eher der Gesundheit. So sind Nebenwirkungen und Überdosierung zwar prinzipiell bei jedem Medikament möglich, doch einige Mittel bergen gerade mit steigendem Lebensalter ein besonders hohes Risiko. Dementsprechend würden circa 10 bis 15 Prozent der Klinikeinweisungen älterer Menschen durch Arzneimittel verursacht, so die Stiftung Warentest in in der aktuellen September-Ausgabe des Magazins „test“.
Potenziell gefährliche Präparate seit 2010 auf der „Priscus-Liste“
Da bestimmte Arzneimittel als „potenziell inadäquate Medikation“ bei älteren Patienten gelten, werden diese seit dem Jahr 2010 in der so genannten „Priscus-Liste“ (lateinisch: priscus = „alt, altehrwürdig“) gesammelt. Derzeit stehen 83 Arzneistoffe aus 18 Arzneistoffklassen auf dieser Liste, die laut dem Forschungsverbund “priscus” von Experten im Rahmen einer strukturierten Expertenbefragung „als potenziell inadäquat für ältere Patienten bewertet“ wurden. Diese Arzneistoffe werden nun im aktuellen „test“-Magazin vorgestellt und parallel Alternativen aufgezeigt, die laut der Bewertung der Stiftung Warentest als „geeignet“ gelten.
Migränemittel „Ergotamin“ unter den riskanten Wirkstoffen
So finden sich nach Angaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) auf der „Priscus-Liste“ unter den 83 Stoffen zum Beispiel die Wirkstoffe „Ergotamin“ bzw. Abkömmlinge des Ergotamins, die bei Migränekopfschmerzen eingesetzt und häufig von älteren Menschen nicht vertragen werden. Da hier laut dem BMBF Nebenwirkungen wie „Magen-Darm-Probleme […] Schwindel, Herzrasen und Blutdruckprobleme“ auftreten können, wird hier beispielsweise als Alternative der Wirkstoff „Triptan“ empfohlen.
Mehrfachmedikation birgt zusätzliches Risiko
Doch nicht nur die Wirkstoffe als solches können für ältere Menschen ein erhöhtes Risiko mit sich bringen. Was die Situation noch problematischer macht: Viele ältere Menschen sind krankheitsbedingt darauf angewiesen, mehrere Medikamente zugleich einzunehmen („Polymedikation“). Eine Umfrage der Stiftung Warentest auf test.de ergab, dass unter den über 65-jährigen gut jeder Dritte täglich mehr als fünf Medikamente zu sich nimmt, jeder zehnte Befragte sogar acht Präparate oder mehr. Diese Mehrfachmedikation ist leider häufig nötig, kann aber aufgrund möglicher Wechselwirkungen schnell schädlich sein. So können laut einer Broschüre des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum Thema „Medikamente im Alter“ beispielsweise unterschiedliche Medikamente gleiche Nebenwirkungen haben oder es kann dazu kommen, dass ein Medikament die Wirkung eines anderen bremst. Daher appelliert die Stiftung an die Hausärzte, den Medikamenten-Mix älterer Menschen regelmäßig zu überprüfen und weist darauf hin, dass auch Apotheker helfen könnten, indem sie von Vornherein auf Wechselwirkungen achten. (nr)
Bild: Andrea Damm / pixelio.de
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