Nicht nur H7N9-Viren bergen eine erhebliche Gefahr, auch H7N7 stellen ein massives Risiko dar
22.08.2013
Die Ausbreitung der Vogelgrippe in China bereitet den Forschern weltweit zunehmend Sorge. Seit März haben sich mehr als 130 Menschen mit dem „neuartigen H7N9 Influenza A-Virus“ infiziert, 44 Patienten sind an den Folgen der Infektion verstorben, beschreiben chinesische Forscher gemeinsam mit britischen und US-amerikanischen Kollegen im Fachmagazin „Nature“ den bisherigen Verlauf der Epidemie. Das Forscherteam um Huachen Zhu und Yi Guan von der University of Hongkong hat in einer aktuellen Studie die Genese des H7N9-Virus untersucht und ist dabei auf eine Verbindung zu dem H7N7-Virus gestoßen.
Nun fürchten die Wissenschaftler das auch die Vogelgrippeviren der Gattung H7N7 unter Umständen für Menschen gefährlich werden könnten. „Zwar gibt es bislang keine Beweise, dass der H7N7-Stamm Menschen infizieren kann“, doch sei in den aktuellen Studien festgestellt worden, „dass sich die H7-Vogelgrippeviren ständig mischen und verstärkt genetisches Material austauschen“, berichten Guan und Kollegen. Der Prozess wird in der Fachwelt als „Reassortment“ bezeichnet und berge die Gefahr, dass auch die H7N7-Viren sich künftig zu humanpathogenen Viren entwickeln könnten.
Vogelgrippeviren tauschen genetisches Material
Zu der Entstehung des H7N9-Virus in China erklärten die Forscher, dass das Virus „ein Reassortment von H7-, N9- und H9N2-Vogelgrippeviren ist.“ Dies trage einige Aminosäuren, mit denen es an die Rezeptoren von Säugetieren andocken könne. Die Wissenschaftler konnten nach eigenen Angaben zeigen, „dass H7-Viren in der Regel zunächst von inländischen Enten auf Huhn-Populationen übergingen“ und anschließend ein Reassortment mit Viren der Gattung H9N2 folgte, woraus die H7N9-Viren hervorgingen. Auch entdeckten sie eine hiermit bisher nicht in Verbindung gebrachte H7N7-Linie. Die H7N7-Viren seien in Hühnern nachgewiesen worden und hätten sich in weiteren Experimenten auch bei Säugetieren als infektiös gezeigt, schreiben Guan und Kollegen. Die Entdeckung lege nahe, „dass H7-Viren eine Bedrohungen darstellen, die deutlich über den aktuelle Ausbruch hinausgeht“, erläutern die Forscher. Die hohe Verbreitung der H7-Viren beim Geflügel könne zur Erzeugung von hoch-pathogenen Varianten führen, mit einer anhaltenden Gefahr, dass die Viren eine Mensch-zu-Mensch Übertragbarkeit erwerben, so das Fazit des internationalen Forscherteams.
H7N7-Vogelgrippeviren eine bislang nicht bekannt Gefahr?
„H7 ist da draußen in China und nicht nur in der Form H7N9“, betonte Co-Autor Richard Webby, Influenza-Spezialist des St. Jude Children Research Hospital in Memphis (Tennessee). Der entdeckte H7N7-Stamm habe bislang zwar keinen Menschen infiziert, aber in Laborversuchen stellten die Forscher fest, dass die Viren Frettchen infizieren können, „was darauf hindeutet, dass auch eine Übertragung auf den Menschen möglich ist“, erläuterte Yi Guan. In den Versuchen hätten sämtliche Frettchen eine schwere Lungenentzündungen entwickelt. Auch bei den aktuellen H7N9-Infektionen in China waren schwere Lungenentzündungen eines der häufigen zu beobachtenden Vogelgrippe-Symptome. Guan und Kollegen kommen zu dem Schluss, dass bei einer weiteren Ausbreitung der H7N7-Viren in der Hühner-Population mittelfristig mit einer Übertragung auf Menschen zu rechnen sei. Yi Guan sprach sich daher für eine bessere Überwachung der chinesischen Vogel-Population aus.
Geflügelmärkte als Brutstätten neuer Vogelgrippe-Varianten
Das Forscherteam um Yi Guan hatte im Rahmen seiner Untersuchungen unter anderem auf Geflügelmärkten rund um Shanghai Rachen- und Darm-Abstriche von 1.341 Vögeln, (darunter Hühner, Enten, Gänse, Tauben, Rebhühner und Wachteln) genommen. Auch wurden 1.006 Wasser-und Kotproben von Vogelmärkten analysiert. „Über zehn Prozent der getesteten Proben waren für ein Influenza-Virus positiv, davon 15 Prozent für ein H7-Virus“, schreiben die Forscher. David Morens, Influenza-Spezialist der US National Institutes of Health in Bethesda (Maryland) erklärte, „dass der evolutionäre Weg, dem die Viren gefolgt sind, nahe legt, dass mehr Überwachung und bessere Hygiene-Praktiken bei Geflügelmärkte entscheidend für die Überwachung der Risiken für die menschliche Gesundheit sind.“ (fp)
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