Das Krisenmanagement des Kreises Soest steht in der Kritik
05.09.2013
Die Warsteiner Bevölkerung ist verunsichert und fühlt sich schlecht unterrichtet. Die Kommunikation des Kreises lief suboptimal. Die Warsteiner Bevölkerung fühlt sich vor allem wegen der Reisewarnung, die mehrere Tage nach der Absage der Warsteiner Montgolfiade folgte, verunsichert. Was wurde vom Kreis wann kommuniziert? Nun beginnt die Suche nach etwaigen Fehlern im Krisenmanagement. Dies ist sicherlich sinnvoll, um bei zukünftigen Erkrankungswellen effektiver vorgehen zu können.
Eine kurze Abfolge der Geschehnisse
Die Behörden informierten erstmalig am Montag, 19. August die Bevölkerung über die Krankheitswelle in Warstein. De Kreis Soest wurde bereits eine Woche zuvor über die Erkrankungsserie unterrichtet. Auf einer Pressekonferenz wurde informiert, das es bereits 63 Fälle einer ungewöhnlichen Lungenentzündung, in der Folge zwei Erkrankte bereits gestorben sind. Als Auslöser wurden Bakterien identifiziert.
Der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Frank Renken, hielt sich jedoch bedeckt, da die Bakterien bei zehn Prozent der Patienten nachgewiesen werden müssen. Zu diesem Zeitpunkt behandelt das Krankenhaus die Patienten bereits mit den entsprechenden Antibiotika gegen Legionellen, die auch als Ursache der Erkrankungen von den Behörden bekannt gegeben worden ist. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden vier positive Legionellenbefunde diagnostiziert. Die Anzahl der Erkrankten lag da bei 64.
Ab diesem Zeitpunkt waren Gesundheitsaufseher mit der Suche der möglichen Quelle beschäftigt. Die Erkrankungswelle stieg in der Folge weiter auf 86 Menschen an. Als Übertragungsweg wurde von den Experten das Leitungs- bzw. Trinkwasser ausgeschlossen. Ein Krisenstab wurde einberufen und am selben Tag wurde zusätzlich noch eine Telefonhotline eingerichtet, an die sich besorgte Bürger mit Fragen wenden konnten. Der Kreis gab die Warnung aus, öffentliche Gebäude mit Klimaanlagen zu meiden.
Mitarbeiter vom Kreisgesundheitsamt Soest, des Landeszentrums Gesundheit aus Münster und ein Experten-Team der Uniklinik Bonn suchten in Warstein weiterhin fieberhaft nach der Quelle. Auf er Suche nach der betreffenden Klimaanlage ging die Stadt Warstein sogar so weit, dass sie allen Besitzern von großen Rückkühlanlagen mit einem Bußgeld von 20.000 Euro drohte, sollte diese nicht gemeldet werden.
Einen Tag später wurde der erste Todesfall vermeldet. Einen Zusammenhang mit den Legionellen wollte die Behörden jedoch nicht vor einer Obduktion bekannt geben. Die Zahl der Erkrankten stieg unaufhaltsam weiter. Mittlerweile waren 111 Fälle registriert. Kurze Zeit später fällt die Probe eines in Warstein ansässigen Unternehmens positiv aus. Vorsichtshalber wurde erst einmal die 23. Montgolfiade, eine Großveranstaltung, auf Empfehlung des Kreisgesundheitsamtes nicht abgesagt und die Erkrankungszahl stieg auf 116. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden diese Hinweise in einem Fragen- und Antwort-Katalog auf der Homepage und am Bürgertelefon kommuniziert.
Die Quelle wurde ermittelt
Die Quelle für den Legionellen-Ausbruch im sauerländischen Warstein ist gefunden worden. Das „nationale Referenzlabor Legionellen“ der Technischen Universität Dresden hat mittels aufwendigen Untersuchungen 19 Legionellen-Arten eindeutig nachgewiesen. Diese sind mit den Krankheitserreger der Erkrankten mit den Legionellen identisch. Für die Fachleute ist ein Rückkühlwerk eines Warsteiner Unternehmens verantwortlich.
Entwarnung kann dennoch nicht gegeben werden
Die Kreisverwaltung weist darauf hin, dass die Untersuchungen und Recherchen vor Ort weitergeführt und auch noch Proben genommen werden. Denn der genaue Übertragungsweg konnte noch nicht identifiziert werden. Die Reisewarnung für Warstein bleibt einstweilen bestehen. Den 27.000 Warsteinern wird weiter empfohlen, sich nicht im Freien aufzuhalten. (fr)
Bild: Dr. Karl HERRMANN / pixelio.de
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