AOK-Report: Krebspatienten sollten in speziellen Zentren behandelt werden
06.09.2013
Dem Onkologie-Report 2013 der Krankenasse AOK zufolge ist die Therapie vieler Krebspatienten möglicherweise nicht optimal. Denn viele Betroffene werden in Krankenhäusern statt in Spezialkliniken behandelt. Der Report kommt zu dem Ergebnis, dass eine Therapie in einem zertifizierten Tumorzentrum die Heilungschancen jedoch deutlich erhöhen kann.
Krebspatienten erhalten bestmögliche Behandlung in zertifizierten Tumorzentren
Wie die AOK Rheinland/Hamburg in ihrem Onkologie-Report 2013 feststellt, werden viele Krebspatienten nicht in zertifizierten Tumorzentren behandelt, obwohl Ärzte dort die größten Erfahrungen mit der Krankheit haben. Laut der Kasse wurde lediglich beim Brustkrebs der Großteil der Erkrankten (knapp 81 Prozent) in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2011 in Spezialkliniken therapiert. Bei allen anderen Krebsarten war der Anteil wesentlich geringer. So erhielt bei Darmkrebs nur ein Drittel eine Behandlung in einem Tumorzentrum. Bei Lungen- und Prostatakrebs war es nur etwa ein Fünftel. „Krebserkrankungen müssen in dafür spezialisierten und zertifizierten Zentren behandelt werden“, sagt Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. „Derzeit ist der Anteil der in zertifizierten Zentren behandelten Patienten bei vielen Krebserkrankungen noch viel zu niedrig. Dort können sie am besten und am erfolgreichsten behandelt werden.“
Am Beispiel von zertifizierten Brustzentren zeigt sich, wie wichtig die Behandlung in speziellen Einrichtungen ist. Dort bestünden der AOK zufolge die besten Voraussetzungen für „hohe Kompetenz, große Erfahrung bei Operationen sowie ein aktuelles Wissen bei der medikamentösen Behandlung, die neben der Operation immer bedeutender wird“. Prof. Dr. Ulrike Nitz, Chefärztin des Brustzentrums Niederrhein erklärt dazu: „Die Versorgung in Brustzentren führt dazu, dass die Brustkrebssterblichkeit gesenkt werden kann." Trotz der positiven Entwicklung müssten auch in Brustzentren das Aufgabenspektrum und die vorhandenen Fähigkeiten weiterentwickelt werden. „Insbesondere muss bei Frauen mit metastasiertem Mammakarzinom die Versorgungsqualität weiter angehoben werden“, so Nitz weiter. Auch fehle es bisher an einer einheitlichen Zertifizierung durch unabhängige Experten der Tumorzentren sowie an ambulanten Behandlungsangeboten. „Diese Zertifizierung der Zentren muss einheitlichen Standards folgen“, fordert auch Matthias Mohrmann, Mitglied des Vorstandes der AOK.
Krebspatienten leiden unter enormen psychischen Belastungen
„Ein Eckpfeiler in der Behandlung onkologischer Patientinnen und Patienten ist auch die psychoonkologische Betreuung“, erläutert Nitz. „Sie muss noch breiter angeboten werden. Eine Krebserkrankung ist eine besondere psychische Belastung für die Erkrankten ebenso wie für Angehörige und Freunde.“
Im Onkologie-Report der AOK wurden zudem die Auswirkungen von Krebserkrankungen im Berufsleben untersucht. Davon sind vor allem Frauen betroffen, bei denen Brustkrebs auftritt, da sie häufig bereits in jungen Jahren erkranken. Männern leiden meist an Darm-, Prosta- und Hautkrebs, wenn die Diagnose während ihrer Berufstätigkeit gestellt wird. „Krebserkrankungen im Berufsleben stellen neue Anforderungen an die Rehabilitation“, so Wältermann. Es habe sich gezeigt, dass Beschäftigte nach einer Rehabilitation infolge einer Krebserkrankung zehnmal häufiger in Rente gehen als nach anderen Krankheiten.
Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung betrifft die Sterblichkeit bei Krebserkrankungen. „Der allgemeine Trend zunehmender Krebsneuerkrankungen in der Bevölkerung bei sinkenden Sterblichkeitsraten wird bestätigt“ heißt es im Report. 50 Prozent der AOK-Versicherten, die eine Krebserkrankung nicht überlebten, starben demnach in Krankenhäusern und nur etwa sieben Prozent in Hospizen. (ag)
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