Traumatische Erfahrungen könnten das Risiko für Demenz stark erhöhen
02.10.2013
Stress kann das Risiko für eine Demenz im späteren Leben erhöhen. Das ergab eine Untersuchung von 800 schwedischen Frauen, von denen einige im Laufe ihres Lebens traumatische Erfahrungen wie Todesfälle, Trennung oder schwere Krankheiten machten. Lena Johansson von der Universität Göteborg und ihre Kollegen stellten fest, dass die Studienteilnehmerinnen, die erhöhtem Stress ausgesetzt waren, wesentlich häufiger an einer Form der Demenz erkrankten als die anderen Frauen. Gezieltes Stressmanagement und Verhaltenstherapie nach traumatischen Ereignissen könnte dabei helfen, das Demenz-Risiko zu verringern.
Stress im mittleren Alter erhöht späteres Demenz-Risiko
Traumatische Erlebnisse wie der Tod eines Angehörigen oder eine schwere Krankheit im mittleren Alter können im späteren Leben das Risiko, an Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz zu erkranken, deutlich erhöhen. Vermutlich verändert der Stress physiologische Faktoren, die für die Entstehung einer Demenz förderlich sind.
„Man weiß, dass Erfahrungen von schweren psychologischen Stressfaktoren wie Krieg oder eine Naturkatastrophe, die geistige und körperliche Gesundheit noch Jahrzehnte später beeinflussen können", schreiben Johansson und ihre Kollegen im „British Medical Journal“. Inwiefern sich auch weniger dramatische, aber häufiger auftretende traumatische Erlebnisse wie eine Trennung oder ein Todesfall auswirken, war bisher jedoch noch unbekannt.
Die Wissenschaftler untersuchten im Rahmen einer Langzeitstudie, ob solchen Traumata das Risiko für Demenz im späteren Leben erhöhen. Dafür wurden die Gesundheitsdaten von 800 schwedischen Frauen der Geburtsjahrgänge 1914, 1918, 1922 und 1930 analysiert, die über 37 Jahre lang beobachtet wurden. Die Studienteilnehmerinnen wurden ab ihrem 30. Lebensjahr etwa alle zehn Jahre zahlreichen neuropsychiatrischen Tests unterzogen. Zudem mussten sie angeben, ob sie traumatische Ereignisse wie Scheidungen oder Todesfälle erlebt hatten. Die Frauen wurden zudem zu Stressoren im beruflichen und sozialen Bereich befragt. Auch Probleme des Partners wie Arbeitslosigkeit wurden erfasst.
Frauen mit traumatischen Erfahrungen haben ein 21 Prozent erhöhtes Alzheimer-Risiko
„Während des 37-jährigen Beobachtungszeitraums entwickelten 153 Frauen eine Demenz -104 von ihnen erkrankten an der Alzheimer-Krankheit“, schreiben die Forscher. Das durchschnittliche Alter, in dem die Erkrankung auftrat, lag bei 78 Jahren. Die Frauen, die im Laufe ihres Lebens gravierendem Stress ausgesetzt waren, erkrankten wesentlich häufiger als andere Studienteilnehmerinnen. Ihr Alzheimer-Risiko war um 21 Prozent höher als das der Frauen, die keinen schwerwiegenden Stressfaktoren ausgesetzt waren. Um die Korrelation zwischen Stress und einem erhöhten Demenz-Risiko nachzuweisen, berücksichtigten die Forscher auch andere Einflussfaktoren wie gesundheitliche Probleme oder frühere Fälle von Demenz im familiären Umfeld in ihrer Auswertung.
„Unsere Studie zeigt, dass normale psychosoziale Stressfaktoren schwere und langanhaltende physiologische und psychologische Konsequenzen haben können", berichten Johansson und ihre Kollegen weiter. „Es sind jedoch weitere Studien erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen und zu untersuchen, ob weitere Maßnahmen wie Stressmanagement und Verhaltenstherapie bei Personen, die psychosozialen Stress erlebt haben, eingeleitet werden sollten.“
Stress verursacht physiologische Veränderungen im Körper
Stress löst verschiedene physiologische Reaktionen im Zentralnervensystem, Immunsystem, Stoffwechsel und dem Herz-Kreislauf-System aus, die das Gehirn im Rahmen komplexer Prozesse anfälliger für die Entwicklung einer Demenz machen. Weiter heißt es im Fachjournal, dass bereits früh bekannt gewesen sei, dass Stress zu funktionellen Schäden im Gehirn und zu Entzündungen führen könne. Auch Stresshormone seien noch Jahre nach einem traumatischen Erlebnis in erhöhter Konzentration nachweisbar.
Weltweit steigt die Zahl der Menschen mit Demenz stark an. Dem Welt-Alzheimer-Bericht 2013 zufolge werden bis zum Jahr 2050 weltweit rund 115 Millionen Menschen an einer Form der Demenz erkranken, derzeit sind es etwa 35 Millionen. Nach Angaben von Experten leben in Deutschland rund 1,4 Millionen Betroffene. (ag)
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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