Weltstillwoche stellt dieses Jahr die Bedürfnisse der Mütter in den Mittelpunkt
04.10.2013
Noch bis Sonntag läuft die diesjährige Weltstillwoche, in deren Rahmen zahlreiche Ärzte, Hebammen und Kliniken über die Vorteile des Stillens, aber auch über mögliche Gründe für ein frühzeitiges Abstillen berichten. Die Weltstillwoche rückt dabei dieses Jahr explizit die Bedürfnisse der Mütter in den Mittelpunkt.
Auch das St. Joseph Krankenhaus in Berlin beteiligt sich mit verschiedenen Aktionen an der diesjährigen Weltstillwoche, nicht zuletzt, um eine weitere Erhöhung der Stillbereitschaft zu erreichen. Doch „Geburts- und Kinderkliniken können das Stillen nur dann wirksam fördern, wenn sie die Bedürfnisse der Mütter ernst nehmen“, so die Mitteilung des Klinikums. Daher würden „babyfreundliche Einrichtungen Mütter in den Mittelpunkt (stellen), indem sie beispielsweise eine fachkompetente Begleitung für den Stillbeginn anbieten.“ Die Vorteile des Stillens sind sowohl in der Fachwelt als auch bei werdenden Müttern in der Regel bekannt, doch können viele Frauen aus anderen Gründen nicht (im gewünschten Rahmen) stillen. Auf ihnen lastet oftmals ein massiver Druck, wenn sie sich zwischen Brust oder Fläschchen entscheiden müssen.
Veränderte Einstellung zum Stillen
Allgemein hat sich die Einstellung zum Stillen „seit den 80er Jahren in Deutschland stark verbessert und die Zahl derer, die voll und auch länger stillen, ist deutlich gestiegen“, erläuterte Professor Michael Abou-Dakn, Chefarzt der Gynäkologie am St. Joseph Krankenhaus gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Dem Mediziner zufolge wollen rund neun von zehn Frauen ihr Neugeborenes stillen, doch würden viele dies aus unterschiedlichen Gründen bereits nach relativ kurzer Zeit wieder aufgeben. Nach vier Monaten stillen laut Abou-Dakn „nur noch 60 Prozent der Frauen, und nur noch die Hälfte davon stillt ausschließlich“, obwohl die gesundheitlichen Vorteile des Stillens durchaus bekannt sind. Nicht ohne Grund empfiehlt die Nationale Stillkommission eine Stilldauer von mindestens vier Monaten und erst anschließend die langsame Gewöhnung an Beikost.
Oftmals wird frühzeitig abgestillt
Dem Chefarzt der Gynäkologie am St. Joseph Krankenhaus zufolge, sind mehrere Ursachen für das frühzeitige Abbrechen der Stillzeit zu nennen. Beispielsweise würden Raucherinnen oder auch Frauen, die eine zügige Rückkehr in das Berufsleben planen, häufig nach relativ kurzer Zeit abstillen. Des Weiteren spielt nach Einschätzung von Abou-Dakn offenbar das Bildungsniveau eine Rolle. „Wir erreichen viele bildungsferne Frauen nicht. Sie laufen eher Gefahr, Versprechungen der Säuglingsnahrungs-Industrie Glauben zu schenken“, erläuterte der Mediziner.
Aufbauende Unterstützung für die Mütter
Einen wesentlichen Knackpunkt beim erfolgreichen Stillen bilden laut Aussage der Stillbeauftragten des Berliner Hebammenverbandes, Corinna Lenné, die ersten Tage nach der Geburt. „Da brauchen Mutter und Kind viel Körperkontakt und viel Zeit miteinander. Und es darf nicht so sein, dass im Krankenhaus aus jedem Mund eine andere Information zum Stillen kommen“, zitiert die Nachrichtenagentur „dpa“ die Aussage der Expertin. Keineswegs dürfe hier Druck aufgebaut werden. Lenné betont, dass sie keine Frau zum Stillen überreden würde, sondern vielmehr eine aufbauende Unterstützung notwendig sei. Den Druck würden sich die meisten Mütter ohnehin von alleine machen. Insbesondere bei Spätgebärenden sei oft „ein hoher Perfektionsdrang“ vorhanden. „Nach der Berufskarriere und dem späten Wunschkind muss auch das Stillen dann perfekt sein. Aber das ist ganz schön viel hereingepresst in so ein Frauenleben“, erläuterte Lenné.
Eine besonders gute Unterstützung nicht nur beim Thema „Stillen“ erfahren Mütter in Kliniken, die explizit mit dem Prädikat „babyfreundlich“ ausgezeichnet wurden. Das St. Joseph Krankenhaus in Berlin ist eine von diesen rund 80 babyfreundlichen Geburtshilfen deutschlandweit. (fp)
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