Kurzsichtigkeit – Methoden im Check
10.10.2013
Verkehrsschilder frühzeitig lesen, einen Bekannten auf der anderen Straßenseite erkennen oder das Auto im überfüllten Parkhaus wiederfinden – für Kurzsichtige ist dies ohne Sehhilfe so gut wie unmöglich. Ihnen fällt das Sehen ab einer Distanz von einigen Metern schwer. In den augenärztlichen Werten spiegelt sich Kurzsichtigkeit in einem Minuszeichen vor der Dioptrienzahl wieder. Früher war es für Kurzsichtige selbstverständlich, eine Brille zu tragen. Für viele ist dies heute aus praktischen und ästhetischen Gründen keine Option mehr. Sie haben die Qual der Wahl: Kontaktlinsen, Laseroperation, Linsenimplantation oder auch sogenannte Nachtlinsen – alle Methoden versprechen Brillenfreiheit. Für wen sich welche Methode eignet, erklärt Dr. Kaweh Schayan-Araghi, ärztlicher Leiter der Artemis Augenklinik Frankfurt.
Kontaktlinsen – gute Option trotz hohem Pflegeaufwand
Wer sich an der Brille stört oder sich einfach nicht an sie gewöhnt, für den bieten Kontaktlinsen eine gute Alternative. Im Gegensatz zur Brille schränken sie das Sichtfeld nicht ein, sind nahezu unsichtbar und behindern oft nicht beim Sport. Temperaturunterschiede und Regen können ihnen nichts anhaben. Jedoch finden viele das ständige Einsetzen und Herausnehmen und den enormen Pflegeaufwand lästig. Große Probleme machen Kontaktlinsen auch durch auftretende Unverträglichkeiten. „Empfindliche Patienten, die zu Allergien neigen oder die Linsen als Fremdkörper im Auge empfinden, sollten besser auf dieses Hilfsmittel verzichten“, rät Dr. Schayan-Araghi. Kosten: je nach Art zwischen 20 und 100 EUR pro Monat.
LASIK – bis -8 Dioptrien sicheres Verfahren
Bei der LASIK wird mittels Kaltlichtlaser die innere Fläche der Hornhaut behandelt. LASIK gilt als Methode der Wahl, um Kurzsichtigkeiten bis minus acht Dioptrien zu beheben. „Damit eine Augenlaserkorrektur überhaupt in Frage kommt, darf die Hornhaut des Patienten nicht zu dünn sein. Für Jugendliche unter 18 Jahren ist die Laserbehandlung generell nicht geeignet, da sich ihre Augen noch verändern können“, erläutert Dr. Schayan-Araghi. Neuentwicklungen wie die Femto-LASIK haben das Verfahren in den letzten Jahren zudem sicherer gemacht. So ermöglicht diese auch Korrekturen bei dünner Hornhaut. Nach der Operation benötigen Patienten keine Sehhilfen mehr. Kosten: einmalig 2.200 bis 2.500 Euro je Auge.
Implantierte Linsen – für extreme Kurzsichtigkeiten geeignet
Um stärker Kurzsichtigen ein Leben ohne Brille zu ermöglichen, greifen Mediziner auf Kunstlinsen zurück, die Kurzsichtigkeit bis minus 16 Dioptrien korrigieren. Dabei setzen sie diese zusätzlich zur eigenen Linse ins Auge. Die natürliche Fähigkeit des Auges, sich auf unterschiedliche Entfernungen scharf einzustellen, bleibt bei diesem Verfahren wie bei der LASIK erhalten. Für den Eingriff genügt bereits ein stecknadelkopfgroßer Schnitt. „Da hier kein Gewebe abgetragen wird, sind Linsenimplantate auch für Menschen mit sehr dünner Hornhaut geeignet“, so Dr. Schayan-Araghi. Um extreme Kurzsichtigkeiten von bis zu -24 Dioptrien zu behandeln, wenden Ärzte kombinierte Verfahren von Linsenersatz und LASIK an. Kosten: einmalig 2.000 bis 2.500 Euro je Auge.
Nachtlinsen – bis -6 Dioptrien Verfahren mit kurzer Wirkdauer
Seit einiger Zeit gibt es für leicht Kurzsichtige auch spezielle Kontaktlinsen, welche die Hornhaut über Nacht so verformen, dass tagsüber keine Brille mehr notwenig ist. Die formstabilen Linsen werden individuell an das Auge angepasst und gelten als sicheres Verfahren. „Weil sich die Hornhaut allmählich in ihre ursprüngliche Form wieder annähert, hält der Effekt meist nur einige Stunden an“, kommentiert Dr. Schayan-Araghi. Zudem korrigieren Nachtlinsen lediglich Kurzsichtigkeiten bis -6 Dioptrien. Kosten: einmalig ca. 200 EUR, danach monatlich etwa 50 EUR. (pm)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.