Krankenkassen fordern Klinikreform
10.10.2013
Die gesetzlichen Krankenkassen fordern von der zukünftigen Bundesregierung einen bundesweiten Abbau von Kliniken. Durch die vielen Krankenhäuser ist eine flächendeckende Versorgung mehr als genug vorhanden. Die Qualität der Behandlungen lässt jedoch zu wünschen übrig.
Bei der längst fälligen Reform sollen Krankenhäuser im großen Stil geschlossen werden, um die Überkapazitäten endlich abzubauen, sagte der Vizevorsitzende des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Johann-Magnus von Stackelberg.
Den Bundesländern warf der Vorsitzende vor, in der Vergangenheit verantwortungslos geplant zu haben. Der Bau von Kliniken würde in der Mehrheit nur als „Vehikel für eine lokale Wirtschaftsförderung genutzt. Die Versorgung der Patienten stehe dabei nicht im Mittelpunkt. Durch die Überkapazitäten sind die Preise für Behandlungen in die Höhe getrieben worden. Hinzu kommt der zweifelhafte Anstieg an Operationen und der dadurch verloren gegangene Fokus an der Qualitätsorientierung.
Wie viele von den über 2000 Krankenhäusern in Deutschland werden sollten, wurde nicht gesagt. Fest steht lediglich das sich etwas verändern muss. Unsere niederländischen Nachbarn kommen bei ihren rund 17 Millionen Einwohnern mit nur 132 Krankenhäusern aus. Zum Vergleich: Allein das Bundesland Nordrhein-Westfalen hat bei einer ähnlich Bevölkerungszahl und einer in etwa gleich hohen Fallzahl mehr als 400 Krankenhäuser. Stackelberg unterstrich, dass es bei den geplanten Schließungen nicht um die Kliniken auf dem Land geht, sondern vielmehr die kleineren Krankenhäuser in den Städten abgebaut werden sollen. Für den zuständige Abteilungsleiter des GKV-Verbandes, Wulf-Dietrich Leber, ist es mit einem Abbau von zehn Prozent aber nicht getan. Er fordert einen größeren Einschnitt.
14-Punkte-Plan soll Kliniksektor verschlanken
Bereits der Krankenhaus Rating Report 2013 hatte gezeigt, dass 27 Prozent der Rund 2000 Krankenhäusern insolvenzgefährdet sind. Die Hälfte davon sogar sehr. Für die Krankenkassen ein Grund, mithilfe eines 14 Punkte-Plans, die nicht notwendigen Kliniken zu schließen. Insbesondere in Ballungsräumen soll in Zukunft ein Ausschreibungsmodell für planbare stationäre Leistungen, wie etwa Hüft- oder Knieoperationen, die Auslastung und Vergütung steuern. Bisher unterliegen die Kassen dem sogenannten Kontrahierungszwang. Das bedeutet, dass Kliniken mit schlechter Qualität müssen genauso vergütet werden wie Häuser, die einer Versorgung gewährleisten. Die Kassen müssten Verträge mit guten Kliniken abschließen können, damit die schlechten Krankenhäuser nicht mehr am Markt bestehen können. So soll auch bei komplexen medizinische Eingriffen eine Steuerung erfolgen. Hierbei sollen nur noch die Klinken, die bestimmte Mindestfallzahlen vorweisen können, in den Vordergrund rücken. Durch diese Konzentration auf „Spezialkliniken“ erhoffen sich die Kassen eine Qualitätsverbesserungen der Behandlungen.
Ökonomische Gründe für mehr Operationen
Mit dem aufgestellten Maßnahmenkatalog, soll auch der steigenden Quantität bei Operation Einhalt geboten werden. Nur ein Drittel des Anstiegs ist auf eine immer älter werdende der Bevölkerung zurück zu führen. Hinter dem starken Anstieg stehen nicht nur medizinische sonder eher ökonomische Gründe. Insgesamt wies die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) die Forderungen der Kassen zurück. Sie sehen in den Plänen einen Anstieg des schon vorhandenen Rationalisierungsdruck zulasten der Beschäftigten. (fr)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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