Sterblichkeit im Osten höher als im Westen
10.10.2013
Der Fortschritt in der Medizin kommt herzkranken Patienten zu gute. Das Leben verlängert sich und die Lebensqualität wird immer besser. Betrachtet man jedoch die Verteilung der tödlichen Herzinfarkte in Deutschland, ist das Risiko im Osten höher als in den westlichen Bundesländern. Über die Ursachen wird spekuliert. Laut einer Auswertung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zum Thema regionale Herzinfarkt-Sterblichkeit, sterben in Deutschland immer weniger Menschen an einem Herzinfarkt.
Nach den im Deutschen Herzbericht 2011 regional erhobenen Daten zur Herzinfarkt-Sterblichkeit, ist die Wahrscheinlichkeit an einem Infarkt zu sterben, in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen fast doppelt so hoch wie in Schleswig-Holstein, Hessen, Berlin, Baden-Württemberg oder Bayern.Lediglich Mecklenburg-Vorpommern hat im Osten mit 77 Herzinfarkt-Toten pro 100000 Einwohner einen relativ niedrigen Wert und sticht "positiv" heraus. Das Schlusslicht ist Berlin mit 56 Herzinfarkt-Toten pro 100.000 Menschen. Zum Vergleich: In Sachsen-Anhalt liegt die Sterblichkeit bei 111 Menschen pro 100.000 im Jahr.
"Über Ursachen kann momentan nur spekuliert werden", sagte DGK-Präsident Christian Hamm. Obwohl in den vergangenen 20 Jahren enorme Erfolge in der Herzmedizin zu verzeichnen seien. "Fast die Hälfte der Zunahme der Lebenserwartung in Deutschland geht auf sie zurück." Die Sterblichkeit der Herzinfarkt-Patienten, die das Krankenhaus erreichen, halbierte sich auf fünf bis sechs Prozent. Laut der Statistik erlagen 2011 in Deutschland 52.113 Menschen (6,1 Prozent) einem Herzinfarkt. Verglichen mit dem Jahr 2000 starben 18,4 Prozent weniger Frauen und 15,8 Prozent weniger Männer daran.
Deutliche Verbesserung bei der Akutversorgung
Nach Angaben der DGK ist die Akutversorgung von Herzinfarkt-Patienten auf einem sehr guten Niveau. Bei fast 90 Prozent der Patienten lässt sich die Durchblutung des Herzmuskels wiederherstellen. Der einzige Wermutstropfen: immer mehr Menschen erreichen ein immer höheres Alter und damit steigt auch das Risiko eine Herzmuskelschwäche zu entwickeln. Die Experten warnen auch davor, dass der Trend zu einem ungesünderen Lebensstil den Fortschritten in der Früherkennung und Behandlung zunichte macht. "Übergewicht und Diabetes nehmen erschreckend zu, der Anteil von Rauchern geht insgesamt kaum zurück", erklärte Hamm. Die Erfolge, die zum Beispiel durch Medikamente bei der Blutdrucksenkung oder den Blutfettwerten erreicht werden können, werden dadurch relativiert. Daher müssen verstärkt Präventiosprogramme entwickelt werden, die Patienten bei der Änderung ihres Lebensstils unterstützen.
Symptome werden häufig unterschätzt
Nach Ansicht der Kardiologen werden die Symptome für einen Herzinfarkt noch zu häufig unterschätzt. "Zu viele Menschen, die Druck in der Brust oder Rhythmusstörungen spüren, denken meist, dass das wieder vorübergeht", sagte der DGK-Sprecher, Professor Eckart Fleck. Damit schneller und effizienter behandelt werden kann, wird eine früh ansetzende Aufklärung der Menschen, verbunden mit Trainingseinheiten, beispielsweise schon in der Schule und später am Arbeitsplatz, benötigt, sagte Fleck, der am Deutschen Herzzentrum Berlin praktiziert. Es gebe zwar Firmen, wo das zur Mitarbeiterschulung gehöre. "Das reicht aber nicht aus, denn das wird meist verdrängt und vergessen."
Laut Fleck seien potenzielle Retter oft beim ersten Versuch mit der nicht einfachen Situation überfordert. "Wenn es Jeder könnte, würden mehr Betroffene überleben." An öffentlichen Stellen mit größeren Menschenansammlungen wie Flughäfen oder Bahnhöfen werden die installierten Defibrillatoren seltener als gedacht genutzt.
Bei Rhythmusstörungen zählt jede Sekunde
Dabei zählt bei Herzattacken, wenn der Betroffene umfällt, jede Sekunde. "Die Wahrscheinlichkeit von Schäden nimmt mit der Zeit zu", erklärte Fleck. "Kommt das Herz in den ersten drei Minuten wieder in den normalen Rhythmus, ist es gut." Je länger es dauere, umso unwahrscheinlicher sei, dass das ohne Schäden bleibe. "In dem Moment, wo die Stoffwechsel von Herz und Hirn unterbrochen werden, läuft die Uhr." Die DGK schätzt, dass es jährlich 250.000 Herzinfarkte bundesweit gibt. Mit einem Anteil von 68 Prozent sind Herz-Kreislauferkrankungen nach wie vor die häufigste Todesursache. Für Fachärzte bietet die DGK-Herbsttagung die Chance für Weiterbildung und Training. Schwerpunkt sind Rhythmusprobleme aber auch Geräte, Implantate, Herzschrittmacher und Defibrillatoren sowie Medikamente werden vorgestellt. Nach Ergebnissen jüngerer Studien kann Bewegung auch bei Herzinsuffizienz lebensverlängernd wirken, sagte Fleck. "Nichtstun ist schlechter als etwas tun, auch bei eingeschränkter Herzfunktion." (fr)
Bild: Thomas Blenkers / pixelio.de
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