Weltweite Studie: Bei Schlaganfall werden Patienten immer jünger
26.10.2013
Laut einer Studie erleiden weltweit immer mehr jüngere Menschen einen Schlaganfall. Annähernd ein Drittel der Fälle betreffe die jüngsten und mittleren Altersgruppen. Es wird damit gerechnet, dass sich bis zum Jahr 2030 die Zahlen verdreifachen werden.
Forscher aus 50 Ländern beteiligt
Die Zahl der Schlaganfälle bei 20- bis 64-Jährigen ist in den letzten 20 Jahren weltweit um ein Viertel gestiegen. Dies berichtet ein internationales Forscherteam nach einer umfassenden Datenanalyse im Fachblatt „The Lancet“. Nach Einschätzung der Wissenschaftler wird sich bis zum Jahr 2030 die Zahl derjenigen, die infolge eines Schlaganfalls krank oder behindert sein werden, beziehungsweise vorzeitig sterben, verdoppeln. Insgesamt 486 Forscher aus 50 Ländern hatten unter Leitung von Valery Feigin, Direktorin des National Institute for Stroke and Applied Neurosciences an der Auckland University of Technology (Auckland/Neuseeland), 119 Studien ausgewertet, die Angaben zur Zahl der Schlaganfälle zwischen 1990 und 2010 enthielten.
83.000 unter 20-Jährige erleiden Schlaganfall
Die Analyse der Zahlen hätte gezeigt, dass mittlerweile annähernd ein Drittel aller Schlaganfälle (31 Prozent) bei 20- bis 64-Jährigen sowie bei Kindern (unter 20 Jahren) auftreten. Jährlich erlitten von den unter 20-Jährigen etwa 83.000 einen Schlaganfall. Die Wissenschaftler berichteten außerdem, dass 2010 weltweit 16,9 Millionen Menschen erstmals einen Schlaganfall bekamen. Gegenüber 1990 sei dies ein Anstieg von 68 Prozent. Insgesamt rückläufig sei die Rate der Todesfälle. Aber die absolute Zahl der Sterbefälle sei um 26 Prozent auf 5,9 Millionen gestiegen.
Ärmere Länder besonders stark betroffen
Analysiert wurde auch, welche Weltregionen besonders betroffen sind. Die Forscher stellten dabei deutliche Unterschiede zwischen Nationen mit hohen und solchen mit mittleren und niedrigen Einkommen fest. In den am stärksten betroffenen Ländern Osteuropas, Afrikas südlich der Sahara sowie Süd- und Ostasiens, sei die Todesrate bis zu zehnmal höher als in den am geringsten betroffenen Ländern in Westeuropa, Nordamerika und in Australien. Der gestiegene Anteil von Schlaganfällen bei Jüngeren sei vor allem auf eine deutliche Zunahme von Fällen in den ärmeren Ländern zurückzuführen.
Bessere Aufklärung und Vorsorge in reichen Ländern
Es wird angenommen, dass in diesen Ländern bestimmte Risikofaktoren wie ungesunde Ernährung, Bluthochdruck, Rauchen oder mangelnde Bewegung zugenommen hätten. Im Gegensatz dazu stünden die reicheren Länder, in denen eine verbesserte Aufklärung und Vorsorge sowie die Einrichtung von „stroke units“, also spezialisierter Schlaganfall-Einrichtungen, zu einem Rückgang der Schlaganfälle und seiner Folgen geführt hätten.
Viele Todesfälle auf Hirnschlag zurückzuführen
Die Forscher fanden außerdem in einer zweiten Studie heraus, dass mehr als die Hälfte der Todesfälle auf einen sogenannten hämorrhagischen Schlaganfall, auch Hirnschlag genannt, zurückzuführen ist. Und das, obwohl diese Form nur halb so häufig auftritt wie der ischämische Schlaganfall, bei dem es zu einer plötzlichen Durchblutungsstörung im Gehirn kommt, meist durch eine Verengung von Gefäßen verursacht. Bei einem Hirnschlag kommt es zunächst zu einer Blutung im Gehirn und da das austretende Blut anderswo fehlt oder dadurch Bereiche des Gehirns zusammengequetscht werden können, kommt es infolge zu einer Durchblutungsstörung. Die Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachblatt „The Lancet Global Health“.
Situation in Deutschland
Im vergangenen Jahr wurden Schätzungen der Experten vom Centrum für Schlaganfallforschung an der Berliner Charité veröffentlicht, nach denen in Deutschland jährlich rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall erleiden. Knapp 70.000 Patienten überleben den Vorfall nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nicht. Dabei könne ein Schlaganfall in vielen Fällen verhinderten werden. So könne man die Gefahr eindämmen, indem man die Risikofaktoren minimiert. Zu den Hauptrisikofaktoren zählen Bluthochdruck, Rauchen, Übergewicht, zu hohe Cholesterinwerte, mangelnde körperliche Aktivität sowie Vorerkrankungen wie Diabetes. (ad)
Bild: Martin Büdenbender / pixelio.de
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