Mangelnde soziale Kontakte sind schädlich für die Gesundheit
03.11.2013
Hunderttausende Menschen in Deutschland sind einsam. Experten warnen, dass die Folgen von Einsamkeit auf die Gesundheit mit denen von Rauchen, Adipositas und Bluthochdruck vergleichbar seien.
Einsamkeit nicht verharmlosen
Die Folgen von Einsamkeit älterer Menschen sollten nicht verharmlost werden, warnen Experten. Wie Altersforscher Oliver Huxhold vom Deutschen Zentrum für Altersfragen in Berlin meinte, wirke sich das Fehlen sozialer Kontakte auf die Gesundheit der Betroffenen aus und könne deshalb auch zu höheren Kosten im Gesundheitssystem führen: „Die Auswirkungen auf die Gesundheit sind vergleichbar mit Rauchen, Fettleibigkeit und Bluthochdruck.“ Von den Betroffenen werde Einsamkeit in der Regel als Verlust von Lebensqualität empfunden, so der Forscher.
Viele Alleinlebende pflegen Kontakte
Bundesweit leben nach Erhebungen des Berliner Instituts rund 40 Prozent der Über-80-Jährigen allein. Huxhold erklärte jedoch, dass dies nicht bedeute, dass viele dieser Senioren keine Kontakte mehr zu Familie, Bekannten oder Nachbarn pflegen würden. Allerdings gelten 16 Prozent der Über-80-Jährigen als einsam. Das wären nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes von 2010 knapp 700.000 Menschen. „Jeder kennt also jemanden, der einsam ist“ so Huxold. Der Anteil Alleinlebender in dieser Altersgruppe sei seiner Ansicht nach jedoch in den letzten Jahren gesunken. Die bessere medizinische Versorgung, die auch für ein längeres Leben des Partners sorge, sei dafür ein wesentlicher Grund.
Egal ob Stadt oder Land
Für das Risiko, einsam zu werden, sei es laut der Studie des Zentrums für Altersfragen unerheblich, ob die Senioren auf dem Land oder in der Stadt leben. „In ländlichen Gebieten sind die Familienstrukturen vielfach enger, aber in der Stadt die Angebote an Freizeitmöglichkeiten größer, was wiederum die Zufriedenheit erhöht“, so Huxhold. Das Risiko erhöhe sich jedoch für die, die diese städtischen Angebote nicht nutzen. Auch eine eingeschränkte Mobilität, beispielsweise wegen Krankheit, führten dazu, dass sich Menschen schneller alleine fühlten.
Keine Zunahme einsamer alter Menschen erwartet
Die ausgewerteten Zahlen des Deutschen Alterssurvey stammen aus dem Jahr 2008. Mit neuen Daten sei 2014 zu rechnen. Huxhold erwartet für die nächsten Jahre jedoch keine steigende Zahl einsamer alter Menschen: „Wenn sich die finanzielle Versorgung nicht verschlechtert, wird die Einsamkeitsrate weiter sinken.“
Intakte soziale Kontakte erhöhen Überlebenswahrscheinlichkeit
Zu ähnlich drastischen Ergebnissen über die Folgen von Einsamkeit auf die Gesundheit kamen Forscher in den USA vor wenigen Jahren. So litten einsame Menschen häufig an einer Depression und selbst das Sterberisiko werde dadurch erhöht. Wissenschaftler der „Brigham Young University“ in Utah verwiesen damals auf eine Auswertung von Studien, die zu diesem Thema veröffentlicht wurden. Demnach schädigt dauerhafte Einsamkeit das menschliche Immunsystem und gilt nach Ansicht der Forscher als ebenso gefährlich wie Rauchen, ungesunde Ernährung oder Bewegungsmangel. Die Forscher analysierten die Daten von 148 Studien und werteten die Ergebnisse von rund 300.000 Probanden aus westlichen Industrienationen mit einem Durchschnittsalter von 64 Jahren, aus. Laut den Ergebnissen haben Menschen mit weitreichenden intakten sozialen Kontakten eine 50 prozentige Überlebenswahrscheinlichkeit gegenüber Menschen, die über ein geringes soziales Umfeld verfügen. (ad)
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