Alzheimer: wie das Vergessen im Gehirn entsteht
06.11.2013
Vor mehr als 100 Jahren hatte der Nervenarzt Alois Alzheimer erstmalig die Leiden einer verwirrten Patientin zur Kenntnis genommen und dokumentiert.
Mittlerweile sind an der nach dem Neurologen benannten Krankheit weltweit über 24 Millionen Menschen erkrankt. Ein Drittel der deutschen Bevölkerung, die über 90 Jahre alt ist, leidet an einer Form von Demenz. Die Tendenz ist steigend. Der Neurologe Alzheimer hatte nach dem Ableben seiner betagten Patientin das Gehirn untersucht und entdeckt, dass für den langsam einsetzenden Zerfall der Nervenzellen in der Hirnregion des Hippocampus, Eiweißablagerungen, so genannte Plaques, die zwischen den Nervenzellen liegen, verantwortlich sind. "Um diese Eiweißablagerungen dreht sich unsere Forschung noch heute", sagt Alexander Drzezga, Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin an der Universitätsklinik Köln.
Die Ablagerungen neigen dazu, zu verkleben. Dabei bildet sich über längere Zeit eine Klümpchenstruktur, die unter anderem zu den Symptomen einer Demenz führt. Dies ist eine vereinfachte Darstellung der Vorgänge, denn mehrere Faktoren wirken auf das Gehirn, das letztendlich mit Alzheimer aus diesen Vorgängen reagiert. So konnten die Forscher beispielsweise eine Beteiligung des Hormons Insulin beim Zerfall des Gehirns nachweisen. Menschen mit Diabetes melitus Typ 2 haben ein doppelt so hohes Risiko an Alzheimer zu erkranken, als andere.
"Da gibt es noch viel zu entdecken", folgert Lutz Frölich, Leiter der Abteilung für Gerontopsychiatrie des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim. Die Diagnose „Alzheimer“ könnte vielleicht eine Sammlung unterschiedlichster Erkrankungen des Gehirns sein. Dass sich Jahrzehnte vor den Anzeichen erster Demenz-Symptome bereits Eiweiße im Gehirn ablagern, ohne dass sich negative Auswirkungen auf die Gehirnleistung ergeben, ist den Medizinern schon längere Zeit bekannt. Dabei spielt die Vernetzung von Nervenzellen verschiedener Hirnregionen untereinander wohl eine entscheidende Rolle.
"Je besser die Vernetzung, desto mehr ist der Mensch gegen den geistigen Verfall gefeit", sagt Andreas Fellgiebel, Leiter der Gedächtnisambulanz an der Universitätsmedizin Mainz. Und da genau liegen auch die Bemühungen für die Zukunft. Der Mediziner möchte erforschen, wie sich eine bessere Vernetzung der Nervenzellen untereinander bewerkstelligen lässt.
Nach dem alarmierenden Ausblick des Welt-Alzheimer-Berichts 2013 soll die Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2050 auf mehr 115 Millionen Menschen steigen. Wege, wie man dieser Krankheit Herr werden kann, sind also mehr als nötig. (fr)
Bild: Angela Parszyk / pixelio.de
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