Wutanfälle, erhöhte Risikobereitschaft und Aggressionen können bei Männern auf Depressionen hinweisen
15.11.2013
Wenn Männer an einer Depression leiden, haben sie meist andere Symptome als Frauen. So können Wutanfälle, Aggressionen und eine erhöhte Risikobereitschaft ein Hinweis auf die Erkrankung sein. Das teilte die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) in Berlin im Hinblick auf eine neue US-amerikanische Studie gegenüber der Nachrichtenagentur „afp“ mit. Während Frauen meist an Traurigkeit, Antriebslosigkeit und Schlafstörungen litten, reagierten Männer häufig ganz anders.
Diagnostik für Depressionen bei Männern weist erhebliche Defizite auf
Im Rahmen einer Untersuchung von Forschern der Universität Michigan wurden die Daten einer landesweiten Umfrage, an der rund 5.700 Personen teilnahmen, ausgewertet. Wie sich herausstellte, zeigten Männer ganz andere Symptome als Frauen, wenn sie an einer Depression litten. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse erstellten die Forscher einen Kriterien-Katalog, in dem einerseits die traditionellen andererseits aber auch die für Männer typischen Symptome einer Depression aufgelistet wurden.
Insgesamt litten 30,6 Prozent der männlichen und 33,3 Prozent der weiblichen Studienteilnehmer an einer Depression. Während bisher davon ausgegangen wurde, dass deutlich mehr Frauen als Männer an der psychischen Erkrankung leiden, belegte die Studie, dass es kaum einen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt. Nach den bisherigen Diagnosekriterien litten 25 Prozent der Frauen und lediglich zwölf Prozent der Männer in der Studie an Depressionen.
Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Fachmagazin „JAMA“ veröffentlicht.
Frauen sind nicht anfälliger für Depressionen, Männer leiden nur heimlicher
Wie die DGPM mitteilte, widerlege die Untersuchung die vorherrschende Meinung, dass Frauen anfälliger für die Erkrankung seien. Ursache dieser Annahme seien vor allem Defizite bei der Diagnostik. Frauen seien noch immer doppelt so häufig wie Männer wegen Depressionen in Behandlung. Die Experten wünschen sich zukünftig einen offeneren Umgang mit psychischen Erkrankungen bei Männern. „Mit dem Arzt über seine seelische Verfassung zu sprechen, geschweige denn von depressiven Verstimmungen zu berichten, ist für viele Männer nach wie vor ein Tabubruch", sagte Harald Gündel, DGPM-Sprecher, der Nachrichtenagentur.
Wie die Stiftung Männergesundheit im April diesen Jahres mit Bezug auf den Männergesundheitsbericht erläuterte, ist der Anteil der psychischen Störungen bei Männern als Ursache für Arbeitsunfähigkeit seit dem Jahr 2000 fast doppelt so hoch. Demnach wurden bei neun Prozent der Männer Depressionen diagnostiziert. Die Dunkelziffer liegt der Stiftung zufolge aber sehr wahrscheinlich deutlich höher. Männer würden heimlicher leiden, so die Experten. Dafür spreche auch der deutliche Anstieg der Suizidrate bei Männern. Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sind in Deutschland rund vier Millionen Menschen von einer Depression betroffen. (ag)
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